Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ein Oldie ein besonderen Charme hat, sowohl beim Auto als auch bei der Nähmaschine.
Ich hab' meine Näh-Oma "Anni" (benannt nach dem Vornamen ihrer ursprünglichen Eigentümerin), Modell Ideal Super Automatik 785, Bj. 1965, (Nachbau Brother Pacesetter XL von Quelle, Vorgängermarke der "Privileg") von Freunden geschenkt bekommen, da sie ihnen zu schade war um weggeworfen zu werden und im eigenen Haushalt bereits ein vielgenutzter, älterer "Luxusliner" vorhanden ist. Ich hab' mich über das Geschenk total gefreut, denn ca. € 300 bis 500 für eine solide Maschine hätte ich als "Näh-Greenhorn" nicht ausgegeben. - Kurz: hätte ich die Maschine nicht geschenkt bekommen, hätte ich nicht mit dem Nähen begonnen. Die Überholung der "Anni", die ca. 15 Jahre ungenutzt im Kasten stand, hat mich € 50,00 gekostet. Ich fand das einen günstigen Preis für ca. 2 Stunden Arbeit mit Durchsicht und kleinere Reparaturen, sowie Einstellarbeiten und abschließenden Erklärungen.
Auch wenn ich beim Nähtreffen die modernen Maschinen mit ihren Raffinessen bestaune, so möchte ich nicht tauschen, denn mein Oldie gefällt mir und reicht für meine bisherige Näherfahrung bestimmt noch viele Jahre aus. Ich glaube nämlich, daß das wirkliche "Können" stets vor der Nähmaschine sitzt.
Ich bemühe mich um eine gewissen Nachhaltigkeit, da die Produktion von Maschinen und Geräte mit einem hohen Entwicklungs-, Material- und Energieaufwand verbunden ist. Insofern würde ich mir jederzeit lieber eine gebrauchte, ältere Nähmaschine als eine neue One-Way-Nähmaschine aus dem Discounter kaufen. Ebenso sehe ich das bei anderen Gebrauchtsgegenständen. Was zu reparieren ist, wird repariert, sofern dies technisch/mechanisch möglich ist.
Außerdem hatte ich als Anfängerin sowieso keine Ahnung, was ich von einer Nähmaschine erwarte (sie soll nähen - was sonst?), was ich brauche und schon gar keinen Überblick, was es so alles im Angebot gibt. Das kommt erst mit der Zeit, wenn man sich mit der Materie "Nähen" beschäftigt. Ich glaube, daß ein Anfänger mit einer älteren Maschine, sei's nun Marke oder Handelsmarke, keinen Fehler macht, sofern demjenigen "sein Maschinchen" zusagt, was man zugegebenermaßen erst nach einigen Versuchen feststellt, also langsam auf "Du-und-Du" mit dem bis dato unbekannten Nähgerät kommt.
Sicherlich kann man sich auch mit der Discounter-Maschine anfreunden und damit glücklich sein. Nur frage ich mich, wenn eine Nähmaschine für € 79,00 angeboten wird und andere Einsteigermaschinen erst bei € 129,00 beginnen, die "Anfänger"-Modelle der Marken bei ca. € 300, dann kann die Discountermaschine nicht so exakt, so sauber und qualitativ gut verarbeitet sein, denn Arbeitszeit kostet Geld - auch in Fernost. Hierzu fehlen mir allerdings sämtliche praktische Erfahrungen - das ist nur ein Gedankengang.
Zum Thema - lohnt sich eine Reparatur? Meiner Meinung nach immer dann, wenn der zu reparierenden Gegenstand, das Gerät, die Maschine wirklich reparabel ist und ich ihn/es/sie nicht hergeben will. Da interessiert mich dann die Wirtschaftlichkeit herzlich wenig, denn ich mag' das jeweilige Teil einfach sehr gerne (mein Motorrad - Bj. 1978, mein Auto - Bj. 1985). Sicherlich denken nun einige, daß ich einen an der Klatsche habe, doch ich steh' dazu. Es ist meine Auffassung von Werterhaltung.