Dann knabber ich mal einen Keks und bringe frische Kaffe mit und schreibe mal ein paar (aktuelle) Erfahrungen und Überlegungen zu Membran-Kleidung zusammen.
In einem sehr interessanten Artikel über die Wirkungsweise von aktuellen Membranen gelesen und mir wieder bewusst gemacht, dass die je nach Membran, insbesondere eine Temperatur/Luftfeuchtigkeits-Gefälle brauchen um Wasserdampf nach außen zu bekommen. Klar, dass also eine GorePro-Jacke im tropischen Regen NIEMALS funktionieren kann, weil es draußen eigentlich immer wärmer ist, als unter der Jacke, egal wie schnell man den Berg gerade hoch läuft In dem Artikel ging es insbesondere aber auch darum, dass die beliebten PitZips (Achsel-RVs … die immer gerne Unterarmreißverschlüsse genannt werden, obwohl sie nicht auf dem Unterarm sondern unter der Achsel sind) eigentlich das Wohlfühlklima in der gesamten Jacke tendenziell eher verschlechtern Klar, an die Achseln kommt kühle / kalte Luft und DA schwitzt man dann weniger, nur damit kann sich halt unter der gesamten Jacken kaum das notwendige Gefälle aufbauen, dass die Membran funktionieren kann, klingt so interessant, dass ich es sicher ausprobieren werde.
Gerade bei GoreTex immer beachten, dass es unglaublich viele Versionen eines "Produktes" gibt, also ein GoreTex Pro Shell von vor ca. 4 Jahren ist ca. 30% weniger wasserdampfdurchlässig, als die aktuelle, oder die viel beworbene GoreTex ActiveShell - damals(!) tatsächlich wasserdampfdurchlässiger - ist bei weitem nicht so "aktiv" wie die aktuelle GoreTex Pro Shell usw. Und auch den Vorgaben wirklich glauben, also wenn Gore sagt, GoreTex ActiveShell ist nur bedingt rucksacktauglich, dann ist damit auch NICHT gemeint "nur" jeden Tag den Tages-Rucksack auf dem Weg zur Arbeit schultern, sondern nur ausnahmsweise mal, ich kenne Läden, die aus diesem Grund einige Jacken aus dem Programm genommen haben, weil fast 50% Reklamationsquote.
Letztes Jahr habe ich sehr erfolgreich eine Dermizax basierte Jacke gewandelt, weil sich der Oberstoff so vollgezogen hat, dass es unglaublich kalt darin wurde und durch Kondensation nass, denn klar ist, dass eine Membran nur arbeiten kann, wenn sie "frei" ist, ist der Oberstoff oder das Innenlaminat dicht, dann kommt halt erst nix mehr an oder aus die Membran. Neueste Idee dazu die "Shake-Dry" Oberfläche bzw. Permanent Beading Surface Gar kein Oberstoff mehr, Membran quasi außen, damit aber auch klar, selbst eine Trinkweste beim Laufen ist eine schlechte Idee. Ansonsten hätte ich bei meinem aktuellen Trainingspensum von ca. 40km die Woche sicherlich so ein 400€-Schätzchen schon hier hängen.
Na gut, aus all den Überlegungen heraus, nun also mal NeoShell mit ganz neuen Ansätzen. Die Kaufjacke gefallen mir da noch weniger, als die div. wirklich gut designten und geschnittenen und unbezahlbar teuren Gore-Jacken.
Derzeit beschäftigen mich ein paar Fragen bzgl. der Jacke.
* PitZips ...s. o. ...sollte ich evt. ganz weglassen? Das Problem auch, ich habe gerade eine sehr feine Merino-Softshell retouniert, weil die PitZips so eng in der Achsel saßen, dass sie beim Laufen gnadenlos gescheuert hätten. Die Arcteryx Norvan - sehr feine Jacke aber leider NUR normales GoreTex und damit draußen - hat Venturi-artige Luftlöcher ziehen die Luft durch die Öffnungen in den Achselbereich und ermöglichen eine durchgängige Belüftung (einfach mal die Bilder dort durchklicken). Wenn ich das geschickt mache, dann kann ich das SO testen und bei nicht gefallen entweder ganz zu steppen, oder einen RV einsetzen.
Jemand schon mal so etwas ähnliches gemacht?
* Armabschlüsse ...entweder ähnlich wie die Norvan - die zu sehen war schon inspirierend - oder ähnlich der von mir sehr geliebten Ortovox Piz Boé, die haben unten ein sehr hoch elastisches dünnes Material sehr interessant eingesetzt, leider unter dem Link doch nicht so genau zu sehen, liefere ich Foto nach, wenn ich soweit bin. Definitiv nix klassisches, also mit Manschette, wie z. B. in meiner etaProof-Jacke, schon gar keine Klettverschlüsse oder Druckknöpfe. Der Einsatz wäre natürlich NICHT wasserdicht geht an der hinteren Seite schon etwas höher, dass ist toll für Tragekomfort und Belüftung, andererseits habe ich schon Sorge, dass bei einem ganzen Tag Regen irgendwann Kapillarwirkung von ggf. einem Longsleeve darunter einsetzt, wenn das nicht eh schon durch Schwitzen so nass ist, dass es egal ist. Zweiter Punkt, frage mich, ob das bei langen, schnellen Abfahrten nicht zu viel zieht? Vorteile kein Problem mit Handschuhen, egal ob kurz oder mit längerer Stulpe, kein Problem mit dicker Sportuhr, sehr bequem.
Anregungen für HighTech-Armabschlüsse?
* Nahtverarbeitung ...ich habe extra 10m Seamtape mitbestellt, auch wenn klar ist, dass diese niemals die Haltbarkeit von verschweissten Nähten / Nahtbändern haben werden. Dann die NZ auf ca. 5-10mm reduzieren, DAS macht die Jacke ja auch drastisch leichter (Arcteryx arbeitet mittlerweile mit Mikronahttechnologie (1,6 mm Nahtzugabe) spart Gewicht und sorgt für geschmeidige Nähte ) und weder die Schnittkanten versäubern, noch die Nähte flachsteppen, sondern mit Seamtape abbügeln. Werde übrigens zusätzlich mit Alterfil nähen und mal vorher testen, wie gut das gegenüber klassischem Allesnäher "dichtet".
DAS wirft aber die Frage auf, was ich dann mit meinen geliebten Reflexpaspeln machen soll? Weil ich werde wohl kaum eine Naht mit einer Paspel drin übergebügelt bekommen. Reflexmaterial aufbügeln dürfte mit Rucksack Benutzung und heftig Bewegung damit (MTB) wohl kaum dauerhaft halten.
* Taschen ...3 RVs für Taschen mitbestellt. Doch wo lege ich sie hin und wie führe ich sie aus? In Teilungsnähte, Problem mit dem Bügeln. Wie dann weiter? Taschen aus Netzmaterial für Belüftung, oder lieber beidesitig wasserfest, z. B. als Schutz für das iPhone? Doch dann ist an dieser (größeren) Stelle, definitiv nix mehr mit Wasserdampfdurchlässigkeit, also wohin die Taschen legen? Dort wo das nicht stört, dort wo sie trotz Rucksack erreichbar sind, dort wo sie am besten verwendbar sind?
Soooo ...das war es erstmal.