Ja, da kamen auch so einige Erinnerungen hoch.
Meine Familie war schon immer von Energiesparmaßnahmen begeistert. Allerdings weniger aus umweltschützerischen Erwägungen, sondern mehr aus Sparsamkeit. Richtig aufgegangen ist dieses Konzept allerdings nicht wirklich. So wurde im Winter bei uns das Wohnzimmer nicht nicht geheizt. Grundsätzlich eine gute Idee. Weniger gut war allerdings, dass sich ja der Fernseher im Wohnzimmer befand. Zwar war auch Strom sparen immer eine wichtige Angelegenheit (ich sollte nur bei Tageslicht lesen, um teures Lampenlicht zu vermeiden), aber der Verzicht auf den Fernseher kam nicht in Frage. Da es aber nur im Wohnzimmer eine Antennenbuchse gab, wurde ein tragbares Zweitgerät mit Zimmerantenne gekauft, das dann vorzugsweise in meinem Zimmer aufgestellt wurde, weil dort der Empfang am besten war. Ach was habe ich es geliebt als Teenager in meinem Zimmer Volksmusiksendungen anzusehen, während ich für meine Mathearbeit paukte.
Ob da jetzt wirklich so viel gespart wurde, wage ich mal zu bezweifeln. Denn immerhin hat dieses tragbare Zweitgerät auch Geld gekostet und überdies durfte man dann im Frühjahr feststellen, dass der Fernseher im Wohnzimmer die Kälteperiode nicht überlebt hat. Vermutlich ist da Feuchtigkeit in das Gerät gekrochen. Auf alle Fälle musste dann auch für den ein Ersatz her. So viel zum Thema Sparsamkeit. in den darauf folgenden Wintern wurde das Wohnzimmer wieder geheizt.
Über viele Jahre hinweg wurde es allerdings praktiziert, dass der Kühlschrank im Winter abgestellt wurde. Die Lebensmittel wurden dann in einem großen Steinguttopf auf dem Balkon gelagert. Eigentlich gar nicht mal so eine schlechte Idee. Es wäre aber deutlich schöner gewesen, wenn meine Eltern sich auch zu dieser Energiesparaktion bekannt hätten. Aber nein. Irgendwie war ihnen das dann doch unheimlich peinlich vor den Nachbarn, die von deren Balkonen aus hätten beobachten können, wenn sie ihre Butter und ihren Käse aus einem Topf auf dem Balkon holen. Dieses Problem haben meine Eltern dann elegant gelöst, indem sie immer ihre Kinder geschickt haben. Stets mit den Worten: "Und pass auf, dass dich kein Nachbar sieht!" Ich habe es geliebt!
Wirklich umweltschützerische Gedanken wurden alldings wahlweise nicht ernst genommen oder sogar bekämpft. Farbreste, Terpentin, Altöl ... wurde alles bedenkenlos in die Natur gekippt. Wenn ich mir überlege, was für Abfälle in unserem Holzofen in der Küche verbrannt wurde, bekomme ich heute noch Atemnot. Als ich mit einem "Atomkraft- nein danke!" Aufkleber erwischt wurde, gab es ein ziemliches Theater und mein Vater schimpfte über die "Ökos" was das Zeut hielt. In seinen Augen waren das alles Verbrecher, die nur zu faul zum Arbeiten waren. Als erste Maßnahme hätte man ihnen erst mal die langen Haar abschneiden müssen und damit die sich nicht vermehren auch noch so einiges andere ..... die klasssichen Stammtischparolen halt.
Ja, ja ..... die gute alte Zeit!
Nichtesdestotrotz ist aus mir gemand geworden, der es mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit ernst nimmt - zumindest da wo ich kann. Ich lasse mein Auto meistens stehen (nach Ostern werde ich nach über einem halben Jahr zum ersten mal wieder tanken!), versuche Müll zu vermeiden wo immer es geht, spare im Haushalt auch Energie wo immer es geht. Ich würde noch gerne manches mehr machen. Aber da sind mir dann einfach Grenzen gesetzt.