Hallo!
Der Thread ist wirklich toll, und deshalb schubse ich ihn einfach mal, auch wenn er schon ein paar Monate alt ist!
Hier auf dem Bild sieht man, dass der Faden etwas anders geführt wird, auch die Richtung in der das Knopfloch genäht wird ist eine andere. Das Ergebnis ist jedoch das gleiche
Dieser Aussage möchte ich allerdings widersprechen! Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis identisch aus; bei genauerem Hinsehen kann man jedoch entdecken, dass die Perlchen nie komplett waagerecht sind, sondern dass es sich bei Ihnen um leichte Diagonalen handelt, bei welchen die von der Schnittkante wegzeigende Seite immer in Arbeitsrichtung des Knopfloches liegt. Je nachdem, wie man das Knopfloch nun arbeitet, legen sich die Perlchen also optisch entweder in dieselbe Richtung wie die ersten Stiche innerhalb des Auges (an den Längskanten des Schlitzes liegen sie im Idealfall ja ohne Neigung), oder aber sie legen sich quer dazu, was ich persönlich nicht so schön finde.
Zur Verdeutlichung habe ich das mal anhand eines Herrenknopflochs (Knopfleiste rechts, Knopflochseite links; aus unserer Betrachtersicht befindet sich das Knopflochauge also auf der linken Seite) aufgezeichnet:
Knopflochrichtungen.jpg
Die Überlegungen, die ich nun dazu angestellt habe:
Da der optisch härtere Riegel von uns als Anfangs- und Endpunkt wahrgenommen wird, verfolgt unser Blick dieses Herrenknopfloch gegen den Uhrzeigersinn. Die meisten Leute dürften sich aufgrund von "Lesegewohnheiten" auch von oben nach unten orientieren und somit die Stiche oberhalb des Schlitzes an erster Stelle wahrnehmen.
Aus diesem Grund müssten die meisten Leute die Perlchen eines Herrenknopflochs bei Stickvariante b eigentlich als harmonischer empfinden als bei Stickvariante a, weil sich die für uns ersten Augenstiche und Perlchen der Oberkante in dieselbe Richtung neigen. Die untere Kante werden die meisten von uns nicht mehr so aufmerksam anschauen, und das Hirn dürfte diesen Teil nach Schema F (also dem zuerst wahrgenommenen Schema) vervollständigen.
Dieser Aspekt ist nicht ganz unwichtig, denn ab der Hälfte des Auges verhält es sich mit der Perlchenrichtung in Relation zu den Stichen genau anders herum.
Das kann man sich allerdings bei der Entscheidung für eine Stickrichtung zunutze machen, wie man anhand eines Damenknopflochs (Knopfleiste links, Knopflochseite rechts; aus unserer Betrachtersicht befindet sich das Knopflochauge also auf der rechten Seite) sehen kann. Hier liegt nämlich die Seite oben, welche beim Herrenknopfloch für den Betrachter unten liegt, weshalb die meisten Leute im Gegensatz zum Herrenknopflich die Perlchenrichtung aus Stickvariante a gefälliger finden dürften:
[selbes Bild, nur um 180°C gedreht; man arbeitet das Knopfloch ja genauso wie beim oben dargestellten Herrenknopfloch, nur liegt es hinterher eben anders herum]
Blaue Pfeile samt Ergänzung bitte ignorieren, denn hier liegt der Fokus auf der Oberseite!
Knopflochrichtungen um 180°C gedreht.jpg
Ok, realistisch gesehen dürfte niemand unseren Knopflöchern so nahe kommen, dass er diese Richtung wirklich wahrnimmt! Für die Korinthenk...er unter uns (;)) könnte sich aus dieser Beobachtung aber die Entscheidung ergeben, in der Herrenschneiderei auf Variante b, und in der Damenschneiderei auf Variante a zu setzen.
Ob man nun übrigens den Faden vom Öhr aus wickelt und ihn nach dem Durchstechen durch die Lasche zieht, macht - in die richtige Richtung - keinen sichtbaren Unterschied. Bei Variante a finde ich allerdings das "durch die Lasche ziehen" komfortabler und schneller, während mir bei Variante b das Wickeln praktischer erscheint, da der Faden nach dem Durchstechen schon ein Stück weit in die richtige Richtung hängt.
Ich finde diese verschiedenen Arten von Handknopflöchern total spannend, und ich freue mich, dass ihr eure Versionen hier zeigt! Auch der Link zu tuttofattoamano... bei Jefferys Knopflöchern bleibt einem einfach nur vor Ehrfurcht der Atem stehen!
Ich habe mich diese Woche zum ersten Mal an handgenähten Knopflöchern versucht, wobei das Perlgarn aus Baumwoll-Polyester-Mischung nicht so der Bringer ist; für ein einziges Knopfloch hatte ich noch einen winzigen Rest Knopflochseide aus Omas Fundus über, und das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich werde mir also bei nächster Gelegenheit mal zum Üben ein volles Röllchen Knopflochseide kaufen. Mal sehen, vielleicht traue ich mich dann auch, ein Bild einzustellen.
Eine Frage stellt sich mir hierzu allerdings doch: Welches Garn nimmt man denn bspw. für feinere Blusen? Die R753 von Oma erscheint mir dafür zu wuchtig (ich gehe mal nicht davon aus, dass sich an der Stärke viel geändert hat, auch wenn das Röllchen schon alt ist). Faden teilen? Habe ich am letzten Fitzel versucht, aber tat dem Material jetzt nicht sooooo gut! Die Nähseide, die Gütermann auch noch anbietet (S303, glaube ich), ist vermutlich zu dünn?