Benzinchen, was du schreibst, sehe ich im Wesentlichen auch so, allerdings mit ein paar Einschränkungen.
Zum Beispiel hat man meines Wissens als Mutter eines Kindes unter drei einen Anspruch auf Hartz IV, wenn das Einkommen des Ehegatten nicht "reicht". Ich kenne einige Mütter, die sich dafür schämen würden und ihre Kinder lieber ganztags fremdgetreuen lassen. Ein paar kenne ich aber auch, die das machen – und wie ich finde, ganz zu Recht! Finanziell gesehen sind dabei sogar eigentlich die, die arbeiten gehen, die "Bösen: Ein Krippen- oder Kindergartenplatz kostet den Staat nämlich 1000 Euro im Monat. Rechnet man da eine Hartz IV-berechtigte Mutter mit einem Kind gegen, muss der Staat für die ja schon weniger ausgeben. Wie in meinem Fall bei drei Kindern im Kindergartenalter muss der Staat schon 3000 Euro für Kindergartenplätze ausgeben.
Hinzu kommt, dass das Immunsystem der Kinder eigentlich mit drei erst ausgereift ist; Kinder in Krippenbetreuung sind im Durchschnitt wesentlich häufiger krank als zu Hause betreute. An die Kosten, die das im Gesundheitssystem verursacht, denkt keiner.
Dass Wohngeld und Co für die wirklich Bedürftigen ist, und ich das im Prinzip nicht bin, habe ich auch lange Zeit gedacht. Weniger, weil ich meine, der Allgemeinheit gegenüber verpflichtet zu sein, zu arbeiten (ehrlich gesagt glaube ich, dass mein Mann und ich in unserem Leben noch genug Steuern zahlen werden), sondern mehr, weil wir ja mit unserem Geld gut zurecht kommen. Mittlerweile denke ich: Der Staat legt doch die Anspruchsvoraussetzungen fest. Wenn der meint, ich sein bedürftig, wer bin ich, dass ich sagen würde: Das stimmt nicht?
Und was ich auch finde: man darf nicht vergessen, dass Hartz IV-Empfänger noch viele andere Vergünstigungen bekommen (zumindest hier bei uns), zB: freie Nutzung des Nahverkehrs, freier oder ermäßigter Eintritt in Museen, Zuschuss für das Essen im Kindergarten (pro Essen muss nur noch ein Eigenbetrag von 1 Euro geleistet werden), und, und und. Ich würde niemandem verübeln, dass er mit Kind unter drei sagt: Ich nehme Hartz IV.
Und zu der "bewussten" Entscheidung gegen ein Referendariat: Würden die Rahmenbedingungen stimmen, würde ich es gerne machen. Die Struktur der Ausbildung kommt Eltern leider nicht entgegen – dem Staat würde kein Zacken aus der Krone fallen, wenn es ein paar Halbtagsplätze für Eltern gäbe. Und im Studium entscheiden sich ja auch nur viele für eine Fremdbetreuung, weil ihnen keine Handlungsspielräume bleiben (zB wegen ständigem Zwang zur körperlichen Anwesenheit). Für die vielen, die sich deswegen entscheiden, längere Zeit zu hause zu bleiben, würde ich nicht sagen, dass sie "trotz guter Ausbildung kein `Lust`haben zu arbeiten". Ich würde sagen, sie nehmen alle Nachteile (erstmal keine abgeschlossene Ausbildung, für längere Zeit wenig Geld, schlechtere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden) zugunsten ihrer Kinder in Kauf. Sie ziehen ihre Kinder zu gesunden, ausgeglichenen und leistungsfähigen Menschen heran. Und die dürften am Ende dem Staat und damit der Allgemeinheit "mehr einbringen", als die Kinder, die im Prinzip in einer nicht altersgerechten Umgebung als Gruppentier aufwachsen.
Und um Streitereien vorzubeugen: Ich akzeptiere natürlich jeden, der das anders sieht! Wer meint, sein Kind ist in der Krippe und ganztags im Kindergarten gut aufgehoben, soll das natürlich gerne machen!