Huch, kaum ist man mal ein paar Stunden nicht da...
Ich dachte immer, das sei so ein Ossi-Problem, aber hier in S-H ist es auch nicht anders ...
Das geht quer durch die Republik, schätz ich und glaub, das ist eher ein Phänomen der Zeit.
Aber die traditionellen Verarbeitungstechniken, die man braucht, um einen Blazer oder einen Mantel zu nähen - oder eine Jacke im Chanel-Style - interessieren nur noch wenige ...
Vielleicht wird's ja wieder mit der Slow-Fashion-Bewegung. Zeit ist auch ein Faktor, hat ja Eichelberg schon geschrieben. Die letzten Jahre hab ich auch nichts genäht, ich kam einfach nicht dazu.
Man näht halt dann doch am Liebsten das, wofür man auch Verwendung hat.
Öh, also, wenn ich so an das denke, was ich so alles in nächster Zeit nähen will - Verwendung habe ich für z.B. ein schickes Abendkleid eher weniger, aber ich träume schon seit Jahrzehnten davon, eins zu nähen.
Die Männer durchweg mit schlecht sitzenden Anzügen und die Frauen sind ständig irgendwo am rumzuppeln, den Rock zurecht rücken, den Sitz des Blazers korrigieren.
Hängt wohl auch vom Büro ab. So schlimm fand ich es bei uns im Büro nicht und ich habe da eine ziemlich große Spannweite erlebt. Ich habe allerdings vermutlich auch nicht Deinen Maßstab an Passform
Als ich noch in der Schule war, wurde ich mal angesprochen "Sie sind immer so gut gekleidet." (ok, LehrerInnen sind da auch, äh, sagen wir mal, es ist leicht, da zu strahlen im Vergleich )
Ich finde ein "come as you are" aber schon vollkommen okay. Gerade in der Kirche.
Hups. Das hat sich in den Süden allerdings noch nicht wirklich herumgesprochen. Es ist nicht so extrem wie in US im Bible Belt (Sundays Best!), aber Sonntags wird schon die gute Garderobe angezogen.
Bei mir im Büro findet man auch eher Jeans/Shirt als etwas anderes.
S.o., es gibt durchaus verschiedene Büros. Gerade im Bereich Marketing / Vertrieb sind die eher unterrepräsentiert. Da muss es zwar nicht immer der komplette klassische Anzug sein, aber doch bitte schon ein gutes Sakko und wenn Jeans, dann eher die Nobel-Variante. Modisch darf gerne.
Während es noch vor einigen Jahrzehnten absolut üblich war, einen Mantel, ein Kostüm oder ein Anzug anzuschaffen (kaufen, nähen was weiß ich) für eine - sagen wir mal - längere Lebensepoche, ist das heute wohl kaum noch der Fall.
Damit steht wahrscheinlich für viele Aufwand und Nutzen nicht mehr im Verhältnis.
Es gab vor Jahrzehnten auch schon modebewusste Menschen, aber ganz so krass wie jetzt kommt es mir für damals tatsächlich nicht vor.
Und diese Daunenmäntel z.B. halten teils auch gar nicht mehr so lange.
Damit werden aber bestimmte Personenkreise ausgeschlossen.
Hm. Das hängt denke ich auch vom Anspruch ab. I.d.R. ist es für mich erkenntlich, ob jemand sich für seine/ihre Verhältnisse gut angezogen hat oder nachlässig. Ich vermute, es geht hier Nanne eher darum, dass sie die Bemühung erkennen mag.
Letztens war ich nach Jahrzehnten mal wieder in der Oper, da war ich sehr erstaunt. Früher waren da die in Jeans die absolute Ausnahme auf den Partiturplätzen (die günstigsten Plätze der Oper), meist StudentInnen, die halt die Oper studiert haben. Ich hätte mich damals nicht in "normaler" Alltagskleidung in die Oper getraut. Finde ich auch nicht richtig, aus den von Dir schon genannten Gründen, war damals aber halt so. Damals hat man sich ggf. etwas ausgeliehen für diesen Abend.
Letztens eben war auch auf den teuren Plätzen viel Kleidung zu sehen, an Menschen, die sich erkennbar etwas besseres leisten könnten, wo ich sage - hm, finde ich schon fast respektlos. Wenn jemand die Kohle hat, dass der in die Oper geht mit Jeans und Sakko - dafür bin ich wohl echt zu altmodisch.
kaputte Jeans hat man auch schon auf Laufstegen und roten Teppichen gesehen.
Die gibt es sogar fertig kaputt zu kaufen
Und gerade für die würde ich mir wünschen, dass sie auch mal ein positives Erlebnis haben, indem man ihnen mal einen Konzertbesuch ermöglicht und sie können sich sicher sein, dass niemand auf ihre abgerissenen Klamotten guckt.
Ja, wenn sie gerne ins Konzert gehen. Ich kenne es aber tatsächlich so, dass gerade diese Klientel ihre besten Sachen anzieht, sich ggf. etwas ausleiht oder wie auch immer sonst sie es schaffen ordentlich gekleidet zu so einer Gelegenheit erscheinen.
Die kaufen dann eben auf dem Flohmarkt, bei KiK, im Second Hand Laden. (im Second Hand Laden unter meiner Wohnung gibt es Kleidungstücke, die meistens weniger als 5 Euro kosten, nur in meiner Größe gibt es nur selten was)
Früher gab es auch mal die Caritas oder Kleidung wurde weitergegeben. Uns ging es vergleichsweise gut; Mama nähte viel für uns. Die Sachen, aus denen wir herausgewachsen waren, bekam eine befreundete Familie mit jüngeren Kindern. Wenn die etwas tatsächlich nicht brauchen konnten, wurde das an die Kleiderkammer gegeben.
Klingt so. Ich finde die Mode eh in dieser Hinsicht schon seit Jahren furchtbar. Die ist für dürre Zylinder entworfen, Kurven darf man nicht haben.
Trotzdem gibt es Menschen, die in Situationen kommen, wo halt nix anderes als KiK geht.
Selbst dort kann man Kleidung kaufen, die von der Qualität her nicht schlecht ist; ich schaue mir ab und an die Sachen an, die sie draussen haben. Ich mag diese Läden nur nicht sonderlich wegen der sonstigen Umstände (Umgang mit Personal etc.). Aber wenn halt nichts anderes geht, muss das finde ich akzeptiert werden.
Ich hab schon Jeans, die zumindest in mittlerer Preislage waren, die dann auch 10 Jahre lang ansehnlich waren oder etwas neuer sind und noch ansehnlich sind.
Das gibt es durchaus, klar, das sind aber auch nicht unbedingt die "grossen" Marken. Ich glaube, hier ging es auch mehr um die Produktionsbedingungen. Ich habe übrigens auch schon Kleidung aus einer teuren Boutique gesehen, bei der ich über die mangelnde Qualität entsetzt war.