Vor mittlerweile acht Jahren habe ich genau das gemacht, ein historisches Kostüm genäht, um des nähens willen, ohne Idee, wann ich es jemals tragen könnte. Es war eine Tournüre aus Samt mit allem, was dazu gehört. Ich habe mich von der Unterkleidung, über das Kosett und den Reifrock nach oben zu Rock und Taille gearbeitet und später noch Hut und Täschchen dazu gemacht.
Bei jedem einzelnen Schritt habe ich viel gelernt. Ob es die Biesen an der Chemise waren, das exakte Nähen eines Korsetts, die Verarbeitung von Samt oder das Handrollieren des Fichus usw. Dazu die geschichtliche Auseinandersetzung mit der Mode dieser Epoche. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich zwar schon länger, aber nicht sehr viel und nicht sehr anspruchsvoll genäht, daher war vieles für mich neu und die Lernkurve beachtlich.
An dem Projekt habe ich sicherlich zwei Jahre gearbeitet, zwischendurch gab es immer mal wieder Pausen, und häufig habe ich mich gefragt, ob ich hinsichtlich des Material- und Zeitaufwands noch zu retten bin. Als es fertig war, haben sich dann doch ein paar Trage-Gelegenheiten gefunden, z.B. habe ich meinem damaligen Lebensgefährten einen passenden Anzug dazu genäht und wir waren damit im Musical (Tanz der Vampire) und ein paarmal hatte ich es auch an Fastnacht zum Umzug schauen an. Gerne hätte ich die Tounüre mal zu einem historischen Spaziergang oder so getragen, alleine im Kostüm durch den Schlosspark zu laufen, ist nicht so meins, aber das hat sich leider nicht ergeben.
Die Lagerung ist für mich tatsächlich ein Problem, das ganze Ensemble ist etwas platzraubend. Dennoch war es die Sache für mich wert, meine Meinung daher - mach es, wenn du Spaß dran hast.