sondern viele fröhlich ihr Nähhobby in Wohnungen, teils in kleinen Räumen, ausüben.
Sporchi, ich habe das genau aus dem Grund geschrieben, weil ich auch viele Jahre keinen separaten Raum hatte. Zu Studentenzeiten bedeutete dies ich habe Ikeamöbel in Maßmöbel umgestaltet. Es war immer spannend, wie viel Karton in den Möbel waren und wo Pressspan war, dass man bohren konnte und wie man sie dann umgestalten konnte. War echt lustig.
Zuerst in meinem WG-Zimmer erbarmte sich meine Patin und gab mir ihren alten Nähmaschinentisch, in dem sogar meine Maschine passte. Das klappte super, nur ich wurde fast wahnsinnig, denn das Teil sah so gar nicht nach mir aus.
Ich weiß, das mag nun überzogen klingen und manche mögen denken, ganz normal ist die gute Frau nicht, aber ich fühlte mich richtig unwohl. Maschine offen stehen lassen ging nicht, denn dann hätte ich keinen Schreibtisch mehr gehabt. So ein Nähmaschinenschränkchen mit versenkbarer Maschine eigentlich genial, aber nicht in dem Design! Gruselig! Die Steigerung waren dann die Vorschläge, ich solle doch eine Decke darauf oder darüber legen.
OK, Technik und Ausmaß und Funktion des Möbels passten, aber nicht das Aussehen. Also musste das Aussehen geändert werden. Mein Glück war, dass es noch aus einer Zeit mit Funier stammte.
Na gut, funieren, da kannte ich mich aus, das hatte ich an der Sommerakademie in Salzburg mal angegangen. Also zu einem ganz besonderen Antiquitätenhändler, der auch viele nicht restaurierte Möbel und Teile alter Möbel hatte. Dort wurde ich fündig. Eine Türe von einem Schrank, mit wunderschöner Furnierarbeit, aber leider großen Beschädigungen. Ich bekam sie für 10 DM.
Na gut, Furnier lösen, Teile glätten, anpassen, beschädigte Teile kartieren, fehlende Teile zeichnen und dann überlegen, was ich nun mache. Dann ist es mit mir durchgegangen - wie meist in solchen Situationen. Furnier nur wieder herzustellen, langweilig. Fehlstellen mit einer Technik, die ich im Kunststudium gelernt hatte, dass Farben wie Glas aussehen gefüllt und eigene Motive eingebaut.
So war das dann mein Möbel, so konnte es stehen, so saß ich dann wieder entspannt im Zimmer.
Und jetzt der Knaller: Als ich in meine erste kleine Studentenwohnung umzog, der Tisch dort einfach nicht passte, konnte ich es zu Festspielzeiten in der Galerie mit ausstellen, bekam dafür 1200 DM. Anfangs war ich sogar etwas verstimmt, weil das Teil als erstes wegging vor meinen Plastiken. Aber es war wirklich etwas Besonderes, etwas zwischen verrückt und extravagant.
Diese Studentenwohnung war eine Dachwohnung mit zwei Zimmerchen. Stolze 28 qm Grundfläche - aber eben Dachschrägen.
Also wieder aus Ikea und von mir dann später gebeizten Fichte Leimholzbretter Maßmöbel gebaut, die genau in die Dachschräge passten. Mein Luxus war, hinten das Zimmer Wohn- und Schlafzimmer vorne Küche mit eigentlich Esseck, was ich zu meinen Arbeitzimmerberiech umfunktionierte. Ich hasste Betten, schon als Kind, wollte immer Ausziehcouches, wenn man eben nur ein Zimmer hat, tagsüber echtes Wohnzimmer, Nachts dann Schlafzimmer.
Damit ihr eine Vorstellung habt, wie klein alles war: Das Bad war der Knaller. Wenn man auf der Toilette saß, konnte man links im Waschbecken ohne sich groß strecken zu müssen seine Hände waschen und rechts in der Dusche ohne Verrenkung das Wasser anstellen und seine Füße abduschen.
Aber ich hatte im zweiten Zimmer ein Mini-"L". Da war eine Miniküchenzeile und vorne kam dann mein Schreibtisch hin, der auch als L war, sodass ich seitlich meinen Computer hatte (Commodore). Nur das Eck des Schreibtisch-Ls war doch eigentlich ein toter Raum. Also baute ich mir da einen Hebemechanismus hinein, so konnte dort meine Nähmaschine unterkommen. Den längeren Arm des Ls doppelte ich auf, sodass ich es dann nach klappen konnte, um eine doppelt so große Fläche hinzubekommen. Die ging dann zwar über meinen Mini-Bistrotisch, wo ich frühstückte, aber das war auch genial, denn so bekam die Platte, die ich a la Ikea-Klapptische auf der einen Seite stabilisierte auf der anderen Seite einen sehr stabilen Halt.
Und schon hatte ich ohne dass man irgendetwas in die Richtung vermuten konnte einen großen Zuschneidetisch und meine Nähmaschine und alles entsprach wieder dem Design wie ich mir das vorstellte. Noch besser, dadurch schnitt ich praktisch auf der Unterseite, denn wenn ich das Brett dann wieder zuklappte, sah der Schreibtisch dann wieder toll aus, keinerlei Kratzer, etc.
Als ich dann später meine erste Wohnung nach dem Studium hatte, hatte ich ein Schlafzimmer - für mich wieder eigentlich verschenkter Platz, denn ich nutze den Raum nachts, wenn ich schlafe und nichts mitbekomme.
Also mal wieder den Trick Diagonale und Abtrennung angewandt. Erster Besucht meinte neidisch, oh, hast du hinter der Wand (habe ich am Kopfteil des Bettes selbst gebaut) einen begehbaren Kleiderschrank? Nö, mein Näh"zimmer". Ok, Näheck im wahrsten Sinne des Wortes, denn es war praktisch wirklich ein fast abgetrenntes Dreieck vom Raum. Die Schränke dort hatten überwiegend meine Kleidung, dafür hatte ich dann im ausziehbaren Podest, das ich gebaut hatt und wo mein Bett darauf stand, mein Nähmaterialien, also Stoff, Vlies, Wolle, Nähgarne - übrigens schon damals auf solche Stäbe gestellt. Hinten im Näheck war eben an der Wand alles, was ich immer zum Nähen und an der Maschine benötige.
Natürlich muss nicht jeder nun Handwerken und basteln. Aber ich denke so wird nun klar, dass ich absolut nicht in irgendeiner Weise abfällig oder arrogant klingen wollte, als ich meinte, so ein Ding wie der RFM-Tisch käme mir nicht in den Wohnbereich. Nicht, dass ich dort nichts haben möchte, sondern nicht so etwas für mich Hässliches, denn bei der Einrichtung bin ich bis heute absolut eigen.
Modern mit genau einer besonderen Antiquität oder genau anders herum und ich habe keine Probleme, wenn neben einem sehr teueren Einzelstück etwas Gebrauchtes oder von mir Aufgemöbeltes steht oder sogar etwas von Ikea, denn ab und zu haben die auch mal etwas von Design her Besonderes, das dann da passt.
Ist mir doch egal, wenn andere Luft einziehen und meinen wie kann man nur. Kann man, denn ich entscheide, was mir gefällt und zusagt und da spielt auch Preis und Leistung mit und das ist das Einzige, wo mein Mann mit klarkommen und worauf er sich einlassen muss. Da mache ich keinerlei Kompromisse und zum Glück habe ich da jemanden, der das gar nicht so schlecht findet. Und ich habe nun den Vorteil, dass ich jemanden habe, der hobbyhandwerklich perfekt ist, so penibel und so genau, dass die Sachen, die ich mir mal wieder vorstelle, dann auch noch fast auf Tischlerniveau gebaut werden. Er baut es und ich übernehme die Oberflächengestaltung nur beim Holzölen ist er weit besser.
Im Gegensatz zu früher meine Sägekünste ist das schon ein enormer Vorteil, vor allem mit Fräse und was weiß ich noch alles.
Meine Sägen sind die Dekupiersäge und dann wieder die Kettensäge, alles dazwischen ist nicht so meines.