A.Fischer Du hast hier schon viele Tipps bekommen, die ich komplett teile. Dieser aktuelle Jerseywahn, der vielen Anfängern vormacht, das wäre genial einfach zu nähen, ist in meinen Augen einfach nur furchtbar.
Insofern war ich erleichtert, als ich bei deinen Nähwünschen eben z. B. auch Röcke las, wo dann doch die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass man Webware nimmt.
So, jetzt zu deiner nennen wir es "Panik", dass etwas wie selbstgenäht aussieht. Ich habe damals als Siebenjährige angefangen zu Nähen und schon mit 11 einen Großteil meiner Kleidung selbstgenäht einschließlich Skianzüge, Jacken und Mäntel. Aber selbst wenn damals Overlock für Privatpersonen für einen vernünftigen Preis zu haben gewesen wären und ich schon erwachsen und damit mit Einkommen gewesen wäre, ich wäre nie auf die Idee gekommen mir eine Overlock zu kaufen, denn solche Nähte waren damals bis auf T-Shirts eben verpönt, als industriell gefertigte mehr oder weniger Massenware bis hin zu Billigzeugs. Wer es sich leisten könnte, hatte eben nicht diese Nähte. Hobbyschneiderinen, die versiert waren, nämlich die Maschine beherrschten UND die Nähtechniken beherrschten, also wie z. B. ein Blazer oder schmaler Rock aufgebaut ist, wie man den Schnitt an seinen individuellen Körperbau anpasst, wie man korrekt die Ärmel einsetzt, die Taschen näht, die Abnäher beim schmalen Rock setzt, Rockbund aber auch Reißverschluss einnäht, um nur die Basis zu nennen, der konnte dann Bekleidungsstücke tragen, die andere in Staunen versetzte, weil sie dachten, man könne sich so etwas leisten.
Fakt ist, eine Nähmaschine kann dir das Schneidern erleichtern, aber ohne das Erlernen und beherrschen der Nähtechniken wirst du auch auf einer 3000 Euro-Maschine nichts Ansehnliches hinbekommen. Während jemand, der die Nähtechniken kann, zwar sicher mit etwas Fluchen selbst auf einem Gemüsehobel vom Discounter sehr hochwertig aussehende Bekleidung hinbekommt.
Das Problem ist, durch die ganzen Billig- und Wegwerfklamotten aus Billiglohnländern hat sich der Qualitätsbegriff verschoben und ich sage einmal auch die Hersteller von wirklich hochwertiger Ware nutzen das schamlos aus und viele haben ihre Qualität gerade bei den Nähten gewaltig nach unten geschraubt.
Ich mache mir ab und zu den Spaß und schau mir mal die Stücke in Geschäften auf der Maximiliansstraße in München an. Armani, Escada und selbst Burberry, die lange die Handwerkliche Kunst an ihren Stücken hoch hielten. Ich bin immer wieder entsetzt, wie schlampig da die Nähte sind. Und da meine ich nun die wirkliche Ware, nicht die 90% Outletzeugs, das extra dafür produziert wird.
Den größten Schock erlebte ich vor zwei Jahren mit einem Bogner-Teil. Bogner Sportkleidung war früher wirklich das Non-Plus-Ultra. Elesse brachte mehr italienischen Chic, Bogner mehr Handwerkskunst. Ein Skianzug von Bogner, dessen Design mich faszinierte, brachte mich dann mit 11 dazu selbst einen Skioverall zu nähen. Auf einer Quelle-Privileg-Maschine. Und das Teil erregte Aufsehen, wie ich das vorher noch nie bei einem selbstgemachten Teil von mir erlebt hatte. Von jemanden, der beim Skifahren meine Eltern anging wie Dekadenz man doch dein muss, wenn man seiner kleinen Tochter so einen teuren Skioverall von Bogner kauft, bis hin zu jemanden, der mich in der Gondel ganz aufgeregt fragte, wo ich das Teil gekauft hätte, er hätte das bei Bogner nicht gesehen, sondern nur zwei ähnliche Modelle. Richtig, er konnte es nicht sehen, weil ich das Design des Oberteils verändert hatte. Die Bogner Skioveralls schlugen damals bei den Skifahrern wie eine Bombe ein, denn das Design war wirklich besonders. Nur ich dachte natürlich wieder, wenn ich das oben so abändere, dann sieht das Teil in meinen Augen noch besser aus.
Zumindest der einen, die mich ansprach, hat es gefallen.
Du siehst, die Maschine ist nicht ausschlaggebend für hochwertige selbstgenähte Kleidung.
Wenn du niemanden hast, der dir die Grundlagen beibringen kann, dann würde ich auch sagen, ein Nähkurs ist sicherlich nicht falsch.