Hallo Rufie, welche Maschine hast Du dann schlussendlich genommen? Und bist Du happy damit?
Oh je, wenn ich das nun sage, dann werden viele hier die Augen verdrehen. Vor allem, weil es zu dem, was ich vorher gesagt habe, nicht so recht passt.
Nachdem ich bei einer Bekannten eine W6 gesehen hatte, war ich komplett überrascht. Ich sah alte Singermerkmale, ich sah dass die Maschine innen noch komplett Metall ist. Und nach einigem Recherchieren erfuhr ich dann, dass es wirklich noch einen Zusammenhang mit den Produktionsorten der alten Singer, also nicht dieser Billigdinger, die heute nur den Namen führen, sonder der alten Maschinen gibt. Gleichzeitig gibt es eine Verbindung mit einem weltweit bekannten Hersteller von Industrienähmaschinen.
Vor allem selbst das relativ einfache Modell meiner Bekannten zeigte viele Sachen, die mich überzeugten und eine relativ hohe Durchschlagskraft. Für mich das Hauptkriterium.
Ich wollte aber eine digitale. Also schaute ich online. Dann rief ich dort an. Nach kurzer Zeit meinte der Mann nur, ich solle wohl besser mit dem Senior sprechen und hatte plötzlich jemanden am Telefon, von bei dem ich mich nähtechnisch zu Hause fühlte. Der mir meine Fragen beantworten konnte und wie er sie beantwortete hatte ich auch das Gefühl, da ist jemand, der sich wirklich auskennt. Außerdem fragte er bei mir genauer nach, um mich als Kundin einzuschätzen, also was ich nähe, wie lange ich nähe, welche Schnitte. Als ich dann sagte, ich entwerfe viele Schnitte für mich selbst, dann war er in seinem Element. Wenn der vor Ort das Geschäft gehabt hätte, hätte ich an dem Tag sicherlich meine Nähmaschine gefunden.
Als nächstes habe ich mich dann informiert, wie das rechtlich mit Onlinekäufen bei solchen Sachen ist.
Dann habe ich mir gedacht, bevor ich nun noch ewig weiterschaue, immer wieder enttäuscht aus den Läden gehe und Minimum 1000 Euro ausgebe, gehe ich das Wagnis ein.
Es war damals die W6 N 6000, das größte Modell, die sogar die Stickeinheit dabei hatte. Sie lag damals um die 500 Euro. Damals hieß es, die W 5000 wäre sozusagen das zugrundeliegende Modell, die 6000 hätte eben noch die Stickeinheit für ein paar Euro mehr und weitere Extras wie einstellbarer Füßchendruck, etc. Heute hat das anscheinend die 5000 und die Stickeinheit dazu.
Als die Maschine dann bei mir war und ich sie probenähte, wollte ich es nicht glauben. Das war meine Maschine. All meine Sachen, die ich beim Probenähen immer dabei hatte, meisterte sie problemlos. Ich habe sie dann zerlegt und mir alles von innen angeschaut - jetzt muss ich sagen, das habe ich von meiner Vorfahrin gelernt, von der ich auch die Singer habe. Mich freute, dass man an so viel herankam, obwohl sie eine digitale Maschine ist.
Ich nähe heute sowohl mit der alten Singer als auch mit der W6.
Bei der W6 gibt es nur eine Sache, die mich stört: Ich bin jemand, der gerne auch wie bei meiner Singer das Rückwärtsnähen hin und wieder einstellen könnte. Also dass ich den Hebel umlege und dann näht die Maschine geradeaus rückwärts. Das geht bei der W6 nicht, da müsste ich dann dauernd einen Knopf gedrückt halten und sie näht dann zwar rückwärts aber doch langsam.
Zur Geschwindigkeit: Ich habe nach meiner lange Suche festgestellt, dass wohl nur noch Industriemaschinen in der Geschwindigkeit nähen, die ich von meiner alten Singer kenne. Beispielsweise eine Beinnaht, volle Gas und fertig. Da ist die W6 auch nicht so schnell wie meine alte, aber auch nicht langsamer als andere Modelle, denn meine Freundinnen und ich haben da schon mal Geschwindigkeitsnähen gemacht. Sowohl eine teure Bernina als auch eine Brother waren nicht schneller als meine W6. Wenn ich dann meine alte Singer genommen habe, sahen alle Maschinen alt aus. Ich war bei einer Beinaußennaht fertig, wenn die anderen noch 35 bzw 42 cm zu nähen hatten. Diese Geschwindigkeit sieht man bei Haushaltsnähmaschinen wohl heute nicht mehr. Schade!
Eine Sache gibt es noch, bei der ich etwas argwöhnisch schaue und mir auch gleich ein Ersatzteil bestellt habe: Beim Unterfaden, wenn man ihn eingelegt hat und ihn dann abschneiden lässt, gefällt mir nur das obere Teil nicht, denn das ist Kunststoff. Dem traute ich nicht so, aber bis jetzt ist alles in Ordnung.
Für mich ist diese Maschine im Preis-Lsitungsverhältnis ein Glücksgriff und wenn man online einmal recherchiert, aber auch laut Aussage der Firma, sind die Wartungs- und Reparaturkosten voll in Ordnung und es dauert nicht länger, als würde man die Maschine anderer Hersteller vor Ort abgeben.
Mich freut besonders, dass ich die normale mechanische Wartung an der Maschine, wie an meinen alten Maschinen selbst machen kann.
Sie hat nun schon viele Kilometer genäht, ich liebe ihre Durchschlagkraft und auch den Umgang mit feinen Stoffen. Ob jetzt eine um die 3000 Euro bei den Sachen, die ich brauche, besser ist, weiß ich nicht, aber beim Probenähen fand ich sie immer komplizierter und vor allem zickiger.
Ich will einen Käfer der einfach sicher losfährt und nicht einen Lamborghini bei dem ich an dies und das denken muss, bevor ich Gas geben kann.
Hätte man mir vorher gesagt, ich soll doch mal bei einer reinen Online-Nähmaschinen-Firma schauen, ich hätte das kategorisch abgelehnt. Irgendwie habe ich auch heute noch die Einstellung.
Aber nach so vielen Jahren der erfolglosen Suche war ich wirklich zermürbt und dann habe ich diese Maschine gefunden und ich bin glücklich. Da bin ich froh, das ich damals doch das Wagnis gegen meine Überzeugung eingegangen bin.
Klar hätte ich lieber einen versierten Händler um die Ecke, aber es hat nicht sollen sein und telefonisch klappt es bisher gut. Es war einmal eine kurze Zeit dazwischen, als ich in Richtung Sticken Nachfragen hatte und man nicht immer jemanden erreichte, aber das ist jetzt auch behoben.