Es ist durchaus korrekt, gleichmäßig breite NZ anzuzeichnen. Und auch erstmal zu nähen - und später ggf. zurückschneiden.
Macht den Einstieg in's Nähen auf jeden Fall leichter, die passenden Anlegelinien sind heute i.d.R. auf den Stichplatten eingraviert und man hat auch ein wenig Änderungsspielraum für kleine Anpassungen.
(Die inkludierte NZ bei den großen SM-Herstellern ist mit 1,5 cm bzw. 5/8" ja nirgends so breit, das sie echte Schwierigkeiten zusätzlich produziert, Säume sind in der Regel mit 3 oder 5 cm bzw 1 1/4" bis 2" ange"zeichnet" - das steht irgendwo immer dabei.)
Zuerst einmal, jeder hat seine Vorgehensweise und seine Vorlieben. Genauso ist das selbst bei den erstellten Schnitten nach angeblich den deutschen Maßen. Die variieren dann auch gut, je nach Hersteller.
Du schreibst, die nicht angezeichneten, aber inkludierten Nahtzugaben wären irgendwo angegeben. Waren sie bei dem Schnitt leider nicht. Weder in der Anleitung, noch auf dem Schnittmusterbogen.
Ich kann mich immer nicht damit abfinden, Anfängern den Einstieg ins Nähen mit manchen Methoden angeblich leichter zu machen. Das ist für mich bei manchen Vorgaben genauso als würde man sagen, damit Du malen lernen willst, fange mit Malen nach Zahlen an.
Zu einem Hobby gehört sich auch ein wenig mit den Grundlagen zu befassen. In Zeiten von Internet, Videos, etc. ist das weit leichter als damals. Wie ein Reißverschluss eingenäht wird, da informieren sich die meisten vorher. Aber bei der Nahtzugabe gibt es keinen Drang.
Gerade diese Vorphase ist aber enorm wichtig, wenn man Bekleidung nähen will.
Wenn dann bei einem Schnitt die Nahtzugaben ordentlich mit eingezeichnet sind, kann man darüber reden, dass es anfangs eine Erleichterung ist und sich manche vielleicht mehr visuellen Lerner damit besser vorstellen, wie man wo welche Nahtzugabe macht.
Wenn sie aber nicht eingezeichnet sind und dann noch als Höhepunkt nicht einmal geschrieben steht, wo wie viel Nahtzugabe zugegeben ist, dann lernt ein Anfänger daraus sicher gar nichts, sondern hat höchstes Frust, weil das Teil nicht passt.
Nahtzugaben zurückschneiden - nein. Gerade bei Anfängern, die oft noch nicht so sicher im Umgang mit einer Schneiderschere sind, wird bei Bögen gerne in die Naht geschnitten. Oder man merkt, mit der Schere tue ich mich schwer, man nimmt irgendeine leichtere, kleinere Allzweckschere und dann kommt es zum Stoffmassaker. So eine schrumpelige, ausgefranste oder ausgezackte Nahtzugabe mag man vielleicht, wenn das Teil gefüttert wird, nicht sehen, aber der Nähende weiß es und es gibt welche, die da unzufrieden sind.
Außerdem, welchem Anfänger macht es Spaß, wenn er stolz ein Teil näht, dann noch dumpfsinnig die meisten Nahtzugaben zurück zu schneiden?
Wenn ich nun Aufwand und Nutzen gegenüber stelle, sehe ich auf der einen Seite einen Anfänger, der dann "kilometerlang" Nahtzugaben zurückschneidet und wenn er merkt, ich muss z. B. in der Taillie etwas wegnehmen, sich informiert, aber die Stelle am Schnitt nicht findet, weil weben Nahtzugaben unsichtbar mit zugerechnet wurden.
Auf der anderen Seite den Anfänger, der den Schnitteil, der dann beim genähten Kleidungsstück sichtbar ist, sieht und vorher gelernt hat, wie er die Nahtzugabe anzeichnen muss. Das ist doch wirklich nicht schwer! Das können bei einfachen Taschen sogar Vorschulkinder mit Leichtigkeit (ich spreche da nun aus Erfahrung). Auch minimale Veränderungen am Schnitt sind da viel leichter möglich. Außerdem hat er nun das Wissen. Wenn ihm dann ein Schnitt unterkommt mit angezeichneter Nahtzugabe, weiß er, was er machen muss. Sprich ihm ist es nun egal, ob er einen Schnitt mit oder ohne Nahtzugabe hat.
Wer als Anfänger über Methode 1 zum Bekleidungsnähen kommt, kann dann nur mit Schnitten umgehen, die eine Nahtzugabe dabei haben. Wenn er nun einen Schnitt ohne Nahtzugabe hat, steht er dumm da und muss das, was Anfänger 2 schon kann, erst lernen.
Aus den Gründen bin ich für Methode 2.