Liebe Anja,
ich bin absoluter Neuling hier und das ist mein erster Beitrag. Erstmal ganz ganz vielen vielen herzlichen Dank für Deine Vorüberlegungen und dann die super ausführliche und auch für mich als Neuling sehr gut verständliche Auflistung der GRUNDSÄTZLICH wichtigen Funktionen, die ich berücksichtigen sollte.
Du hast mir bei meiner langen Recherche und meinem letztendlichen Kauf sehr geholfen!!!! Danke!
Da ich lange im Internet nach genau so einer Hilfe gesucht hatte und sie nur in diesem Beitrag fand, möchte ich mich bedanken, indem ich meine Anfängererfahrungen meinerseits mitteile. Vielleicht kann ich ja noch ein paar hilfreiche Aspekte für andere in dieser Situation hinzufügen.
Meine Situation war:
Ich hatte eine billige Aldimaschine (schon älter) geschenkt bekommen, als ich einfach nur ausprobieren wollte, ob mir Nähen überhaupt Spaß macht. Vorher hatte ich mich absolut null informiert und war einfach nur dankbar für das Geschenk. Dann habe ich 2 Mal mit meiner Freundin rumprobiert und dann 2 Nähkurse gemacht. Im Nachhinein kann ich sagen: Ich bin ehrlich erstaunt, was ich auf meiner kleinen "Schrottmaschine" doch alles für tolle Sachen genäht habe! (z.B. viel Änderungsschneiderei und 2 Umhängetaschen ohne Anleitung/Schnitte aus teils dickem Kordstoff mit Reißverschluss, Innentasche, Umhängeschlaufe vierfach, zartes Verzierungsband aufgenäht, usw.!!).
Natürlich nie ohne, dass sich das Ding verhakt hat oder ich mit einigen Problemen zu kämpfen hatte, die sicherlich großteils an mir, teils an dem Klapperteil lagen. Z.B. lies sich der Knopf für die Stichwahl nicht eindeutig einstellen, da zwischen 2 Einstellmöglichkeiten zu viel Platz war/ich an mehreren Stellen den "Klick" des "richtig"-Eingestelltsein hören konnte. Also wirklich nichts Dolles, und sehr laut war sie!
Ich würde also bei der Frage nach der absoluten Erstlingsmaschine/Discountermaschine Ja oder Nein? einen wichtigen Aspekt hinzufügen: das eigene Temperament.
Ich bin nämlich sehr hartnäckig, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe und es macht mir nichts aus, wenn ich eben mehrmals Fehler mache, neu nähen muss, sich alles manchmal verhakt. Ich hatte den Eindruck, dass ich ja immer was dazulerne. Ich kannte ja auch gar keine andere Maschine! Und ich habe einfach so lange an dem Teil herumgedreht und gefummelt, bis es dann endlich wieder weiterging oder ich meinen eigenen Fehler erkannt hatte. An dem Ding konnte ich ja nichts kaputt machen! Das hat mir auch die Angst genommen, das Teil war ja eh nichts wert, kein Risiko. Für mich sehr gut.
Wer aber weiß, dass er nicht so hartnäckig ist oder keinerlei Unterstützung hat, dem würde ich von so einem Discounterteil unbedingt abraten. Mir haben die beiden VHS-Kurse haben viel geholfen. Danach habe ich mich getraut, einfach mal selber vor mich hinzunähen und einfach auszuprobieren. So ganz allein vielleicht schwierig, auch Youtube hilft einem bei der eigenen Nähmaschine mit gerade dem aktuellen Problem ja nicht weiter.
Die Aspekte, die ich hier nennen möchte, betreffen also gerade nicht die "Totale Anfängermaschine", sondern die, mit der ich mich entwickeln will. Meine "erste richtige Nähmaschine", die ich gezielt kaufen will, weil ich weiß, Nähen macht mir Spaß und so grob weiß ich auch schon, was ich nähen möchte. Aber eben nur grob! Wirklich Nähen kann ich ja nach 2 Jahren Rumprobieren noch keineswegs! Ich fühle mich immer noch als Anfänger, vielleicht jetzt als fortgeschrittene Anfängerin, mehr auch nicht. Kleidung habe ich noch nie genäht, nur repariert.
Die meisten der vielen Aspekte, die Du genannt hast, waren mir fremd. Ich wusste ja gar nicht, was ist ein Transporteur und wie schnell nähe ich und was ist ein Nähfußdruck?? Bei meinem Alditeil war der Nähfußdruck, glaube ich, z.B. gar nicht einstellbar, usw.
So, jetzt zu den Aspekten, die für mich persönlich ebenso kaufentscheidend waren für meine "erste gute" Nähmaschine:
1. unbedingt bei mehreren Händlern mal kurz probenähen.
Es waren zwar jeweils nur 30 min tatsächliche Nähzeit maximal an jeweils 3-4 Maschinen. Aber dieses Ausprobieren und die Beratung hat mir die Augen geöffnet dafür, wie bequem und einfach Nähen auch sein kann und wie schrottig meine Nähmaschine war und dass es noch viel mehr Spaß machen kann. Im Detail kann ich mich an die Argumente der Beraterinnen nicht mehr erinnern - alle haben auch selbst genäht, also keine reine Verkaufsdamen, allerdings teilweise zu sehr auf ihre eigene Lieblingsmarke fixiert, die sie dann natürlich auch viel lieber und besser verkaufen konnten. Dennoch waren die Erklärungen und Hinweise insgesamt einfach noch mehr Input bei meinen Überlegungen und ich konnte Begriffe wie Nähfußdruck nachdem ich sie im Laden 5x gehört und vielleicht 1x ausprobiert hatte auf den verschiedenen Stofflappen auch viel besser verstehen und zuordnen: Ist mir das wichtig oder nicht?
2. Gutes Gefühl an der Maschine
Zum Beispiel wurde mir gesagt, "Man muss auch ein gutes Gefühl haben bei der Maschine, das ganz persönliche Gefühl, wie fühle ich mich an dieser Maschine?, spielt eine wichtige Rolle." Da hat es bei mir Klick gemacht. Wer ein Musikinstrument spielt, weiß, hier muss man sich als Mensch auch körperlich mit seinem Instrument verbinden und verbunden fühlen - sonst ist es das falsche Instrument! Und genauso ist es also mit Nähmaschinen auch, habe ich plötzlich verstanden.
3. intuitive oder wenigstens gute/klare Bedienbarkeit
Das war plötzlich nur durch das Ausprobieren bei den 2 Händlern zum absoluten Hauptkriterium geworden! Daran hatte ich vorher gar nicht gedacht. Aber da ich beruflich sehr viel vorm PC sitzen und mich in sehr Viel Neues immer wieder reinarbeiten muss, wollte ich auf keinen Fall eine Maschine, bei der ich das Gefühl hatte, ich muss arbeiten/mich total anstrengen/alles in der Bedienung nachsehen, um zu verstehen, welches Rad ich jetzt drehen/welchen Knopf ich jetzt drücken muss/was die ganzen vielen Symbole auf der Maschine bedeuten usw. Nein, ich wollte eine Maschine, die ich sofort bedienen kann, wenn ich ganz einfache Dinge tun möchte: Geradstich und Zickzackstich, Anhalten, Nadel versenken, Nadel wieder hochmachen, usw. Ich saß z.B. im Laden einmal 10 min und wartete, bis ich weiter probenähen konnte, da ich die Nadel nicht wieder runterbrachte und die Verkäuferin gerade mit anderen Kunden beschäftigt war.
Viele der elektrischen Maschinen (ich habe nur solche ausprobiert, s.u.) waren für mich Anfänger überhaupt nicht selbsterklärend, unübersichtlich, viele Knöpfe, Untermenüs (wie komme ich da wieder raus?), viele Symbole nicht gut verständlich auf den 1. oder 2. Blick usw. Nochmal: Für mich persönlich wäre das nichts, obwohl ich mich da problemlos reinarbeiten könnte. Jede Marke und jede Maschine hat ihre Logik, habe ich gemerkt, man muss sie nur einmal verstehen und sich ein wenig Zeit nehmen. Wenn ich Hausfrau wäre, würde es mir Spaß machen, das alles zu entdecken. Bin ich aber nicht und in meiner Freizeit möchte ich eben bitte eine intuitive Menüführung. Ich möchte eben bei einfachen Dingen sofort anfangen zu nähen. Durch diesen Aspekt schieden fast alle Marken in den 2 Geschäften fast sofort aus.
4. Im Sitzen und im Stehen nähen
Da ich wie gesagt beruflich sehr viel am PC bin, also sitze!, bin ich nicht motiviert, wenn ich wieder nur sitzen muss beim Nähen. Das war also eigentlich nicht das 4., sondern das 1. Kriterium für mich. Denn ich stellte fest, dass ich dann wohl nicht nur mit Fußpedal nähen kann, sondern tatsächlich eine elektrische brauche. (Eigentlich wollte ich ursprünglich eine mechanische!) Nur dann kann ich problemlos auch viel im Stehen nähen. Habe mir einen Sitz-Steh-Tisch dafür extra angeschafft (natürlich nach meinen 2 Jahren Probezeit mit meinem Alditeilchen). Aber keinen tollen Tisch, sondern nur ein altes solides Teil, gebraucht, wo früher die schweren riesigen Bildschirme von Architekten draufgestanden haben - Zeichenstich genannt. Lässt sich in 2 Sekunden (sehr) hoch (ich bin 1,78 groß) und runter fahren - genial!
5. Robustheit insgesamt der Maschine/sehr gute Verarbeitung, die auf hoffentlich sehr lange Lebensdauer schließen lässt
Logisch, denn ich wollte ja eine Maschine, mit der ich mich entwickeln kann und ich nicht in 5 Jahren wieder vor derselben Frage stehe und bei der ich auch in 20 Jahren noch ein Ersatzteil bekomme. Letzteres ist zwar heute wohl bei den meisten Marken der Fall, aber so ganz sicher ist man da ja nie. War also ein sehr wichtiger Aspekt für mich. Bei meiner langen Suche und Recherche im Netz und bei den Händlern lernt man, ohne es zu Wollen nebenbei, insgesamt mehr über die eine und die andere Marke - wer von mehr aufgekauft wurde, wo also heute ein anderer/der alte Name drauf steht, aber fast dasselbe drin ist usw.
So, das waren erstmal die wichtigen Aspekte, die mir im Nachhinein noch sofort einfallen. Jetzt ist es auch Abendbrotzeit und ich habe jetzt keine Zeit mehr zu schreiben. Vielleicht fällt mir noch was ein, dann würde es noch hinzufügen. Aber ich hoffe, das war/ist vielleicht für den einen oder anderen schon mal hilfreich.
Liebe Grüße
Nora