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Beiträge von Barbara Boll

    Im Grunde kann man jeden bügellosen BH-Schnitt wie Merckwaerdigh Sporty oder Soft XL (besser ohne diese Schnürln im Dekolletee), Deine Dessous Athen, Make Bra Ulla, Cloth Habit Watson zu einem Sport-BH umfunktionieren, wenn man sich zwei Gedanken zu Herzen nimmt:
    1) Die maximale Dehnungrichtung der Stoffe muss quer über den Körper laufen.
    2) Wie eng der BH sitzt, entscheidet sich bei der Anprobe.


    Außerdem muss man einen breiten Trägergummi oder einen Laminatträger nehmen. Und Racerback kann, muss aber nicht sein.


    Zu 2): Die Industrie unterscheidet zwischen verschiedenen Klassen von Sport-BHs. Klasse 3 sind z.B. Lauf- oder Reit-BHs, Klasse 2 BHs für Sportarten ohne Hüpfbewegung der Brüste (z.B. Schifahren, Eislaufen, Scaten), Klasse 1 ist für ruhige Sportarten (Yoga). Sie unterscheiden sich kaum im Schnitt, dafür aber im Material und darin, wieviel der Dehnbarkeit aus dem Schnitt herausgerechnet wurde. Dieses Herausrechnen kann man in der Hausschneiderei durch Abstecken bei der Anprobe ersetzen.

    Deine Vorgehensweise ist sicher die professionellste :daumen:!


    Ich möchte trotzdem einmal anmerken, warum ich für ein Probemodell (aus günstigem Stoff war)


    Needles, ich habe meinen Beitrag keineswegs als Kritik an Dir geschrieben. Ich wollte nur etwas aus der Branche beitragen, das ich selber erst vor ein paar Jahren gelernt habe. (Und danke für das Kompliment für meine Seite.)


    An Bomull wurde ja schon völlig zu Recht Kritik geübt. Das ist (wie fast alle Vorhangstoffe) ein wenig stabiler, verzugsanfälliger Stoff, der noch dazu nie fadengerade liegt. D.h. er müsste vorher gereckt werden, und das ist viel Arbeit. Denn nur ein fadengerader Stoff macht für die Anprobe Sinn.
    In Frankreich, wo man viel stärker als bei uns mit Drapierungen/Moulage arbeitet, gibt es übrigens verschiedene Nesselqualitäten. Hamon hat alleine 4 verschiedene Stärken in seinem Webshop, aber ich habe auch irgendwo gewirkte Ware gesehen.

    Um die Verwirrung komplett zu machen, möchte ich mich gegen ein Probemodell aussprechen. Die effektivste Methode geht so:
    1) Man korrigiert den Papierschnitt entsprechend den eigenen Maßen. Wenn du also in der Taille um 2cm schlanker bist als die Maßtabelle, dann nimmst du diese im Schnitt weg. Das setzt allerdings zweierlei voraus: du musst genau vermessen werden und du musst dich mit Schnittkonstruktion auskennen. Das könnte aber mithilfe des Forums gelöst werden.
    2) Man schneidet den Originalstoff mit 3 bis 4 cm Nahtzugabe zu und probiert das Teil solange geheftet an, bis es sitzt. Am leichtesten ist das, wenn man eine Schneiderin für diesen Schritt bezahlt. Die hat den Blick und die Erfahrung, sodass das recht schnell geht.
    3) Abgesteckte Änderungen werden mit Faden auf den Stoff übertragen (ich nehme pro Anprobe eine andere Farbe, damit ich die Linien nicht verwechsle).
    4) Die Endversion wird völlig auseinandergenommen und flachgebügelt. Dann legt man die Teile auf Kopierpapier und Packpapier und radelt durch. Damit kriegt man den passenden Papierschnitt.


    Hinter dieser professionellen Methode stehen folgende Überlegungen:
    - Jeder Stoff verhält sich anders. Daher sind Probemodelle mit anderen Stoffen nur begrenzt sinnvoll.
    - Man spart Zeit und Geld. Wegen der breiten Nahtzugaben braucht man vielleicht einen halben Meter mehr Stoff, und wenn es viele Stoffbahnen gibt, beträgt der Mehrverbrauch eine Modelllänge. Das ist unterm Strich billiger und vor allen ressourcenschonender als ein ganzes Modell aus einem anderen Stoff zuzuschneiden und letztlich wegzuschmeißen.


    Die Ausnahmen dieser Methode sind sehr teure Stoffe und hochempfindliche Materialien wie Seidensatin. Mantelstoffe hingegen vertragen sie sehr gut.


    Apropos Loden: es gibt Walkloden und Tuchloden. Zweiterer wäre für den Schnitt absolut geeignet und kommt im Detailhandel (regulär) auf ca. 60 Euro.
    Loden mit Poly-Beimischung würde ich übrigens gar nicht angreifen. Der kommt puncto Wasser- und Winddichtigkeit nicht an reine Wolle heran. Außerdem wird in solchen Stoffen eher kürzerfasrige Wolle verarbeitet, die natürlich schnell zu Pilling führt.

    Barbara: warum meinst du, dass ein kniehebel bei den genannten Stoffen so wichtig ist?


    Ein Kniehebel ermöglicht nicht nur, dass man beide Hände für die Stoffführung und -platzierung zur Verfügung hat, sondern auch das schnelle und kurze Heben des Füßchens mittendrin. Bei hochelastischen Jerseys entspannt man so die obere Stofflage und bei Jeans kommt man problemlos über die Nahtkreuzungen, ohne eine Hebamme benutzen zu müssen.

    Erlaubt mir ein paar prinzipielle Bemerkungen zu den erwähnten Features.
    Verstellbarer Nähfüßchendruck: ein völlig überbewerteter Verkaufsschmäh, mit dem vor allem Brother auf Kundinnenfang geht. Keine meiner Maschinen hat den und er hat mir bisher noch nie gefehlt.
    Obertransport: der aktive Obertransport ist wunderbar (Pfaff IDT, Gritzner DFT, Janome Acufeed, Bernina Dualtransport), der passive (Zubehörfüßchen) nur ein mangelnder Ersatz.


    Wenn du allerdings Tascheneingriffe in Jersey nähen möchtest, wirst Du auch mit aktivem Obertransport Probleme kriegen, wenn du die Naht nicht vorher stabilisierst....

    Jersey auf der Nähmaschine kann man auf mehrere Arten nähen:
    - mit Geradstich, wenn man den Stoff beim Nähen dehnt. Die Schlingen kriegen dadurch Überlänge und die Naht wird locker.
    - mit schmal eingestelltem Zickzack. 2mm lang, 0,5 mm breit. Ist elastisch und sieht wie ein schlecht eingestellter Geradstich aus. Der Stich meiner Wahl bei Dessous, weil mir Overlocknähte zu sehr auftragen. Bei hochelastischen Stoffen nehme ich auch 1 mm Breite.
    - mit dem Haifischzahnstich. Den nehme ich für Shapewear. Er ist allerdings ein Stich für die geübte Näherin, weil er verdammt mühsam zu trennen ist. Und ob die Hobbymatic 919-1 den hat, konnte ich auf den Bildern im Netz nicht erkennen. Der normale Dreifachgeradestich ist der Klassiker für stark strapazierte Nähte in Webstoffen (Poponaht in Hosen, unterer Teil der Ärmeleinsatznaht im Rücken).
    - den Saum kannst Du mit der Jersey-Doppelnadel nähen, aber auch mit diversen Zierstichen oder mit Blindstich. Zu letzterem greife ich bei Athletic Wear, weil er strapazierfähiger ist als eine Covernaht.


    In jedem Fall musst Du aber die Stiche erst ausprobieren und die Spannung einstellen.

    Wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt, nimmt die Co-Making Bewegung gerade an Fahrt auf. Waren es zuerst nur Strickcafés und Tapeziererworkshops, so gibt es mittlerweie immer mehr HandwerkerInnen, die ihr Knowhow und ihre Werkstatt zu bestimmten Zeiten auch Laien zur Verfügung stellen. Man kann also mit professionellem Equipment arbeiten und hat immer jemanden an der Seite, der einem zeigt, wie der nächste Arbeitsschritt geht.
    Ab November hat man nun in Wien eine Möglichkeit, sich an Stoffdruck abseits von Kartoffeldruck und Linolschnitt zu versuchen. Eine interessante Geschichte, wie ich meine. http://handgedruckt.at/#selber-drucken

    Tür aushängen und auf Tischböcke legen. Und wenn dir die Tür zu schwer ist: eine leichte Platte nehmen (Platte mit Wabenkonstruktion oder Sperrholzplatte). Die kannst Du mit Ringen/Löchern und Türhaken an die Tür hängen.
    Beim Bock ist es gescheit, wenn der höher oder höhenverstellbar ist. Dein Kreuz wird es dir danken.

    Das Problem ist, dass total verschiedene Stoffe als "Charmeuse" bezeichnet werden. Wirkfutter, Seidensatin, Polyestersatin, dieser unelastische siebartige Einlagstoff für das Mittelstück von BHs und querelastische Webeinlage zum Aufbügeln.
    Gut, die Klebecharmeuse und die Mittelstückcharmeuse meinst du sicher nicht. :D
    Wirkfutter und die Satins sind eigentlich ohne Elasthan.


    Vielleicht erklärst Du einmal, was das Unterkleid können soll. Soll es die Konturen zusammenhalten und glätten oder soll es eher fließend sein und verhindern, dass der Oberstoff an Körper klebt?

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