...Nun überlege ich, über dem Nähplatz noch ein Regal anzubringen, an welchem ich Licht montieren kann.
Alternativ eine Stehlampe daneben. Aber welches Licht ist das beste zum Nähen?
Es gibt Tageslichtlampen, Hochvolt-Halogen, kaltweiss, warmweiss.. Hiiiilfeeee!!!!
Wie sieht eure Lichtquelle aus? Womit ist es euch hell genug? Kann man noch schlafen, wenn man bis abends um 22:00h mit Tageslichtlampe näht? ...
Ich versuch mal, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen ;).
Was wir landläufig gern Lampe nennen, heißt beim Fachmann Leuchte, nämlich das Ding drumrum, wo man die Lampe ("Birne") reinschraubt und mit dem Strom verbindet. Die "Birne" ist die eigentliche Lampe oder besser zu differenzieren, das Leuchtmittel.
Die Bauform der Leuchte ist wichtig für die Verteilung des Lichts, eine großflächige Rasterleuchte kann einfach eine größere Fläche ausleuchten als ein kleiner Spot. Die Leuchte entscheidet auch darüber, welches Leuchtmittel verwendet werden kann, denn natürlich ist es ein Unterschied, ob ein Sockel (eine Fassung) für eine Glühbirne, eine Halogenbirne oder eine Neonröhre vorhanden ist.
Schwierig wird es bei den Leuchtmitteln, denn gerade bei den Billigmarken werden die wichtigen Werte oft gar nicht angegeben. Wir kennen von früher aus dem Handel eigentlich nur die Angabe in Watt. Diese Maßeinheit sagt aber eigentlich gar nichts über das Licht aus, sondern nur, wieviel elektrischen Strom diese Glühbirne aufnimmt, die sogenannte Leistungsaufnahme. Natürlich stimmt die Aussage, je mehr Watt, desto heller, aber über die echte Lichtmenge verrät uns das nichts. Glühbirnen wandeln übrigens nur ca. 5 % des aufgenommenen Stroms in Licht um, der Rest wird als Wärme "verbraten". Darum hat die EU auch bestimmt, daß sie vom Markt müssen.
Wie wird denn nun "Licht" eigentlich gemessen? Es gibt den Begriff der Beleuchtungsstärke, der in der Maßeinheit Lux gemessen wird. Die Beleuchtungsstärke verrät uns, wieviel Licht (korrekterweise wieviel Lichtstrom, Maßeinheit Lumen) auf eine bestimmte Fläche fällt. Und was ist nun ein Lux? 1 Lux ist genau dann, wenn ein Lichtstrom von 1 Lumen 1 qm Fläche gleichmäßig ausleuchtet. Beispiel: Eine Kerzenflamme in 1m Entfernung hat etwa 1 Lux.
Woran ihr denken müßt: Bei gleicher Beleuchtungsstärke wirkt Omas Wohnzimmer in Eiche rustikal dunkler, als das alpinaweiß gestrichene Büro. Die dunklen Flächen können das Licht nicht so gut reflektieren, sondern fressen es gewissermaßen auf. Je dunkler also der Raum ist, desto höher müßt ihr die Beleuchtungsstärke wählen.
Hatte ich versprochen, es würde einfach? Nee, oder?
Um gut zu sehen ist auch die Verteilung der Helligkeit im Raum wichtig. Es ist keine gute Idee, einen Spot auf die Nähma zu richten und den Rest des Raums in Schwärze versinken zu lassen, das ist für unsere Augen anstrengend.
Aber wieviel Licht brauchen wir denn nun eigentlich? Da hangeln wir uns jetzt einfach mal an den Normen lang, mindestens einzuhaltende mittlere Beleuchtungsstärken als Beispiel:
500 Lux für Büroarbeit
300 Lux für grobe Arbeiten an Maschinen
500 Lux für feine Arbeiten an Maschinen
Hier kann man übrigens durchaus sagen, mehr ist besser, denn wir sind ja Tageslicht gewöhnt:
Die Sommersonne bringt uns fröhliche 100.000 Lux, ein bewölkter Tag immerhin noch 20.000 Lux!
Das war also jetzt erst mal der Part "Lichtmenge". Aber wichtig für unser Empfinden ist auch die Farbtemperatur, die in Kelvin angegeben wird. Man spricht von
Warmweiß < 3.300 K
Neutralweiß 3.300 -5.300 K
Tageslichtweiß > 5.300 K.
Jetzt kommen wir zu dem Thema, das gerade beim Nähen mit Kunstlicht wichtig ist: die Farbwiedergabe. Wir wollen schließlich nicht abends nähen und morgens feststellen "Boah, die Garnfarbe paßt abba ma sowatt von gar nich!"
Die Farbwiedergabe wird über den Index Ra (das a gehört tiefgestellt, krieg ich leider nicht hin) definiert. Optimale Farbwiedergabe ist Ra = 100. Die traurige Nachricht: Je besser die Farbwiedergabe, desto ungemütlicher das Licht.
Ich habe mich für's Arbeitszimmer für Neonleuchten entschieden, weil ich ein großflächige Ausleuchtung (keine kleine Lichtinsel) und eine große Lichtmenge haben wollte. Mit dem Verkäufer mußte ich über die Bestückung diskutieren, er wollte partout nicht begreifen, wie wichtig mir eine gute Farbwiedergabe ist und wollte mir was "gemütlicheres" andrehen.
Sische ein.jpgSische aus.jpg
Bei Halogenleuchten würde ich übrigens immer die Hochvolt-Variante vorziehen, denn Niedervolt benötigt einen Trafo. Segnet der mal das Zeitliche, ist man schnell mal mit 200-300 EUR dabei (wenn er denn überhaupt noch zu kriegen ist, bei einem System aus dem Baumarkt ist das nicht unbedingt gewährleistet).
Wer sich mal einen Überblick über Leuchtmittel verschaffen möchte, guckt mal auf der HP von Osram.
Englerin, wenn du die Möglichkeit hast ein Regal anzubringen, würde ich eine Leuchte mit Neonröhre darunter montieren. Eine Stehlampe steht auch gern mal im Weg rum, ist u. U. eine Stolperfalle und bringt dir das Licht selten genau dahin, wo du es brauchst :).