Schrottmaschine ist aus meiner Sicht schon deshalb Quatsch, weil viele der echten Nähprofis, die ich kenne noch alte Tretmaschinen nutzen, insbesondere für kritische Nähaufgaben. Im übrigen bevorzugen und empfehlen diese Leute alte mechanische Maschinen (auch alte Singer Maschinen) mit Metallzahnrädern, weil sie wissen, dass diese Maschinen sehr präzise nähen können und wesentlich weniger Ärger machen, als neuere Maschinen. Maschinen mit Kunststoffzahnrädern und auch elektronische Nähmaschinen werden regelrecht gemieden. Im übrigen sehen manche sehr alten Nähmaschinen auch ziemlich "fancy" aus und schnurren beim Nähen wie ein Kätzchen, d.h. sie machen nicht viel Krach. Sobald Profis professionell größere Mengen erzeugen, bevorzugen sie etwas wie eine Juki 241H. Der Spruch kursiert aber und hat sich auch in meinen Ohren festgesetzt. "Die Alten waren besser als die Neuen" und insbesondere auch Anfänger sind damit besser bedient.
Ich kann es mittlerweile auch mit Beinkraft. Habe aber nachwievor kein Problem, einfach nur mit Handrad zu nähen und das für meine Begriffe relativ schnell, weil ohne Antriebsriemen und mit einem großen Handrad alles leicht und auf Anhieb sofort klappt. So gut wie alles was ich mit der Meister nur mit dem Handrad nähte ist gelungen und es ist in einem amerikanischen Forum, in dem ich das Nähen von Profis erlernt habe, auch ausgestellt. Das war nicht wenig und einige Amis haben gestaunt, weil ich mich gleichzeitig auch als Designer betätigt habe.
Möglicherweise steige ich mit der Meister noch auf Motorkraft um. Der Motor und der Anlasser von der Singer 6105 würde sich dazu eigentlich bestens eignen. Einen besseren werde ich so einfach nicht finden.
Eine Haid & Neu mit geschätzten Baujahr 1930 ist mein nächstes Projekt (ebenfalls 1. Klasse mit 10 Punkten). Die könnte ich ebenfalls mit einem Motor ausstatten. Möglicherweise werde ich demnächst auch alte Nähmaschinenschränke restaurieren. Die Nähmaschinenhersteller haben für diese alten Maschinen überwiegend noch gutes Holz verwendet. Die Restaurierung sollte also gut klappen und ist für mich relativ einfach, weil ich auch als Schreiner oder Maler Talent besitze. Ich hatte zunächst Bedenken, mir so ein altes Nähmaschinenkabinett in die Wohnung zu stellen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und bereut habe ich es nie. Es war für mich so etwas wie ein nicht geplanter Glücksgriff. Ohne die Überwindung zum Nähmaschinenkabinett hätte ich die Meister ZZ nicht bekommen und nie erfahren, was für eine tolle Maschine das ist.
Meine Phönix 2520 hat Stefan hier im Forum bereits gezeigt. Der alte Thread wurde vermutlich gelöscht. Die Maschine ist der Quasatron und einer bestimmten Victoria Maschine sehr ähnlich. Bei der Victoria wurden nach meiner Einschätzung sogar die gleichen Gehäuseteile und der gleiche 105W Motor verwendet. Meine hat Metallgehäuse, alle Zahnräder sind aus Metall, der Tragegriff ist ebenfalls aus Metall und die Maschine hat Transporteurversenkung. Die Greiferklappe ist aus Kunststoff, hat zwei kleine Bruchstellen, die von mir unsichtbar mit Alu-Blech geschient wurden. Auch die Schaniere der Klappe sind inzwischen aus Metall oder mit Metall stabilisiert. Stört nicht, Klappe funktioniert wieder bestens und außerdem verwende ich in der Regel einen großen selbstgebastelten Anschiebetisch, der die Klappe überdeckt. Der ist lackiert und passt genau zur Maschine. Die Maschine wurde in Taiwan für Phönix hergestellt und Stefan meint, dass sie der Toyota Fertigung entstammt. Wie der Name Phönix da drauf kam, wissen wir nicht. Ich habe Husqvarna in Verdacht, die sich vermutlich auch die Phönix Markenrechte einverleibt hat. Möglicherweise wurde diese Maschine auch von den Meisterwerken in Schweinfurt verkauft, in der Zeit, als Husqvarna die Meisterwerke noch als deutschen Vertriebskanal nutzte.
Für die Phönix habe ich knapp 20 Euro bezahlt. Sie ist nach meiner Restaurierung wieder wie neu (alle Kratzer wurden kaum sichtbar beseitigt) und sie kann mindestens so viel wie eine neue heavy duty Toyota FSG 325, wenn nicht sogar etwas mehr. Meine neue Toyota JFS18 Jeans, mit der ich als Anfänger das Nähen erlernte, habe ich inzwischen verkauft. Sie konnte weniger als die alte Phönix, war aber ok und ist für jeden normalen Haushalt mehr als ausreichend. Sie kann mehr, als eine normale Haushaltsmaschine, weil sie auch sehr dickes Material nähen kann und mit Nägarn der Stärke 30 zurecht kommt. Bei guter Pflege geht Sie auch nicht schnell kaputt. Die beiden verbauten Greifer-Kunststoffzahnräder kann ich nicht einschätzen, lassen sich aber ohne großen Aufwand sehr leicht tauschen.
Bei der Singer 6105 gibts es mehrere Kunsstoffzahnräder. An das wichtigste kommt man nur ran, wenn man die ganze Maschine zerlegt. Dann wird die Reparatur entweder sehr teuer oder man muss als Anfänger mit so etwa 40-60 Stunden Reparaturaufwand rechnen. Mit viel Erfahrung geht es natürlich schneller. 3-5 Stunden sind vermutlich für einen spezialisierten Experten bei dieser Maschine realistisch. Ich habe sie nicht gekauft und auch nicht gewollt. Sie ist mir einfach zugeflogen und jetzt muss ich sie reparieren oder irgendwie anders verwerten. Interessant genug ist sie für mich, weil ich bei der Reparatur jede Menge lernen kann (sie muss fast komplett neu eingestellt werden, d.h. ich muss fast das gesamte Reparaturhandbuch lesen und verstehen. Das sind 130 Seiten und genau dieses Wissen, was ich mir dabei aneignen kann, ist für mich auf meinem Weg zum Nähmaschinenexperten das Salz in der Suppe).