Ich selbst bin ein großer Anhänger der Methode, wer billig kauft, kauft zweimal.
Moin,
ich bin angemorst worden, dass es Ebay-Anbieter gibt, die die alten Pfaffen für teuer Geld als Industriemaschinen anbieten und unglückliche Käufer, die 200, 300 oder mehr Euro dafür ausgegeben haben und dann doch keine Dachziegel auf die Latten nähen konnten.
Ich bin auch ein ausgesprochener Anhänger der Methode, bei Ebay oder Ebay-Kleinanzeigen wochenlang Preise zu vergleichen.
Pfaff 30: 10 Euro mit Motor im Koffer
Pfaff 130: 20 Euro ohne Motor im Schrank
Pfaff 130: 35 Euro mit Motor im Tisch
Pfaff 138: 70 Euro mit Anlassermotor im Tisch
Pfaff 145: 250 Euro mit Kupplungsmotor im Tisch
Pfaff 260 automatic: Geschenkt
Adler 30-1: 50 Euro ohne Zubehör
Brillant Vollzickzack mit Tur-2: 10 Euro (ich wollte den Motor)
Privileg n1233/61: 30 Euro
AEG 791/795: 15 Euro
Anlassermotor: 50 Euro
Ich denke, wer für alte Nähmaschinen dreistellige Beträge ausgibt, sollte schon wissen, was er tut. Für alle anderen gibt es auch zweistellig viel Auswahl. Besonders bei angeblich professionell überholten würde ich manchmal gern zum Sandstrahlgebläse greifen - für den Überholer, nicht für die Maschine. Aber professionell überholt und brauner Schmodder auf der Füßchenstange sind für mich ein Widerspruch und ein auf Fotos gut zu findendes Warnzeichen vor Abzocke. Außerdem würde ich bei den Beispielbildern penibel darauf achten, ob die genähten Lederstücke auch wirklich nachprüfbar miteinander vernäht wurden oder ob nur eine genähte Lage auf einem Stapel unbeteiligten Leder liegt. Man könnte das leicht zeigen, wenn man das Nähgut verwindet, so dass die eine Hälfte von oben und die andere von unten zu sehen ist. Ich kopier auch gern Fotos auf den eigenen Rechner und betrachte sie bei stärkerer Vergrößerung oder verstärkten Kontrasten - besonders wenn es um die Ausstattung mit Zubehör oder die Leistungsangaben der Motoren geht. Nach einem Generationswechsel wissen viele Verkäufer mit den unterschiedlichen Füßen oft schlicht nichts anzufangen oder kennen nicht den Unterschied zwischen Leistungsaufnahme und Leistung (Faustregel: Die Hälfte kommt aus dem Motor wieder raus, muss dann aber noch durch die Mechanik der Maschine). Die oft erwähnte Durchstichkraft ist bestenfalls die halbe Geschichte, denn der Motor muss gleichzeitig auch den Fadenhebel hochreißen um einen festen Stich zu bilden und den Transport antreiben.
Beim Fadenhebel habe ich den Eindruck, dass die (echten) Profimaschinen anders übersetzt sind und der Hebel sich schneller nach oben bewegt als bei Haushaltsmaschinen. In dickem Nähgut mit viel Reibung können sie dann festere Stiche bilden als Haushaltsmaschinen, selbst wenn letztere das Material ebenfalls vernäht bekommen.
Viele Infos zum Gängigmachen habe ich bei Youtube gefunden, zu fast jeder typischen Schwachstelle gibt es ein nicht minder typisches DIY-Video - was nach ein paar Wochen dazu führte, dass ich im Laden stand und stammelte: Ich brauch das, das auf Englisch soundso heißt...
Außerdem bei http://www.occaphot-ch.com/ber…e/sim1-favorit-industrie/ den dreibändigen Renter zum Download, ein Werkstattbuch für Alteisen und diverse Einstellanleitungen. Bei den Pfaff-Einstellanleitungen finde ich oft die englischen Versionen besser verständlich. Scheint mir so, als hätten die Ingenieure das Nötigste runtergeschrieben und erst die Übersetzer dann überlegt - was ist eigentlich gemeint?
Weil ich als Nähanfänger viel Nadelkonfetti produziere habe ich Solidor-Nadeln für mich entdeckt. Ein hochwertiges DDR-Produkt, dessen Restbestände gelegentlich aus Betriebsauflösungen auf den Markt kommen. Nachteil: Nur wenige Spitzenformen verfügbar. Vielleicht nix für die Jersey-Fraktion. Rundkolben rulez. Ansonsten schmeiße ich beinhart Nadeln, die ich nicht zuordnen kann, in den Müll. Besonders die Chinesen beschäftigen offenbar extra Leute, die Nadeln rauh machen und vermarkten das dann als automatischen Fadenabschneider
Ansonsten hat sich mein Digitalmessschieber zum unentbehrlichen Zubehör entwickelt, weil besonders Leute mit viel Erfahrung beim souveränen Erzählen gern mal um den Faktor zehn daneben liegen.
Momentanes Lieblingsbuch: Wilfried Schierbaum: Bekleidungslexikon. Fazit: Die Textilbranche weiß alles, hat bloß keinen Bock auf Beratung und Lagerhaltung und verkauft die notwenigen Änderungen dann auch noch als Service.
Auch lesenswert: Die Frauenfrage von Lily Braun, http://www.gutenberg.org/files/14075/14075-h/14075-h.htm. Fazit: Marx war Optimist und Rana Plaza war immer und überall.
Gruß
Ralf C., durch die Nachfrage marginal vom Thema abgekommen.