Hallo, ihr Lieben ,
nachdem wir letzte Woche pausiert hatten, saßen wir diesen Mittwoch zunächst mal ganz alleine in unserem Raum. Es dauerte über eine Viertelstunde, bis dann zwei Frauen und ein kleines Mädchen eintrudelten. Eine weitere war wohl mit der Familie weggefahren, und Mariam, die letztes Mal da war, wollte heute nicht nähen. Dafür hatte sie aber ihre Mama geschickt, von der sie letztes Mal erzählt hatte, dass die nicht kommen würde, weil sie immer nur zu Hause sitze und traurig sei. Darüber haben wir uns dann doch sehr gefreut, dass die Frau aus ihrer Isolation herausgekommen ist.
Der Nachmittag wurde dann noch sehr schön und entspannt. Beide Frauen hatten sich Kleidungsstücke aus der Kleiderkammer mitgebracht, die sie verändern wollten. Mariams Mama, deren Namen ich leider vergessen habe, hat zunächst Hosen enger genäht, später hat sie sich dann noch Stoff ausgesucht, um ihrer Tochter einen Pyjama zu nähen. Sie machte den Eindruck, dass sie den Nachmittag sehr genossen hat.
DSC_0017.jpg
Die andere Frau, die aus Dagestan stammt, war schon öfter bei unseren Treffen dabei, hatte aber bisher nicht mitgenäht. Allerdings hatte sich schon sehr hübsche kleine Stickereien gemacht. Diesmal wollte sie zum ersten Mal an die Nähmaschine. Sie hatte eine Steppjacke dabei, die an den Ärmeln mit irgendetwas verschmiert war, und plante, die Ärmel abzuschneiden, um eine Weste daraus zu machen. Wir haben dann gemeinsam die Ärmel herausgetrennt und aus dem Ärmelfutter ein Einfassband zugeschnitten. Das Ergebnis war zufriedenstellend.
DSC_0019.jpg
Mit der kleinen Tochter hatten wir viel Spaß. Die Maus, vielleicht 8 Jahre alt, hatte eine Puppe dabei, für die sie selbst einen Rock und eine Art Bandeauoberteil gestrickt hatte, und war stolz wie Oskar. Nun brauchte die Puppe noch weitere Kleider, und die haben wir dann zusammen entworfen und genäht.
DSC_0018.jpgDSC_0022.jpg
Die Mama zeigte und auf dem Handy Bilder von Handarbeiten, die sie angefertigt hatte, kunstvolle Stoffbilder, Blumen und Stickereien. Zuhause in Dagestan (ich musste erst mal nachschauen, wo das liegt) habe ihre Mama sie und ihre Schwester ímmer ausgeschimpft, wenn sie ohne eine Arbeit herumgesessen hätten, deshalb hätten sie auch immer beim Fernsehen gestrickt.
Aber dieses Zuhause, Mama und Schwester sind weit weg. Sie erzählte uns auch, dass es ihr hier zunächst sehr schlecht gegangen sei, sie hatte Depressionen, bekäme jetzt aber Tabletten, so dass es ihr jetzt besser ginge.
Wenn ich mir die Situation vorstelle, so weit weg zu sein von zuhause, Verwandten, Nachbarn und allem, was ich kannte, dann kann ich das nachvollziehen.
Sie zeigte uns noch die Mütze in einem für mich kompliziert aussehenden Flechtmuster, und den Loopschal, den sie ihrer Tochter gestickt hat.
DSC_0020.jpg
Wir haben alle drei für die kommende Zeit mit Strickwolle und Nadeln ausgestattet, worüber sie hoch erfreut waren.
Wir legen jetzt eine Pause ein bis zum Januar, um dann wieder durchstarten zu können. Vermutlich fangen wir dann wieder mit ganz neuen Teilnehmerinnen an.
Es war ein sehr spannendes Jahr mit „unseren“ Flüchtlingsfrauen, wir haben so viele unterschiedliche und interessante Frauen kennengelernt. ES war schade, dass alle immer nur ein paar Wochen dabei waren, aber ich glaube, dass wir so vielen ein bisschen geholfen haben, hier nicht ganz so fremd und alleine zu sein, oder wenigstens sich nicht so sehr zu langweilen. Wir haben vieles dazu gelernt, über die Menschen, die in unser Land gekommen sind, aber auch über uns.
Und wir haben ganz viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hier im Forum erfahren, wofür ich mich nochmals bei Euch allen herzlich bedanken möchte. Eure Unterstützung war großartig. Dieser Thread hat mittlerweile über 30.000 Klicks, das zeigt euer Interesse und macht mich ein bisschen stolz. Dankeschön auch an Monika, die diesen Thread angeleiert hat.
Wir werden uns jetzt mal entspannt zurücklehnen und Weihnachten und die Familie genießen, und im Januar werde ich hier sicher mit neuen Berichten aufwarten.
Liebe Grüße, frohe Weihnachten und ein glücklichen neues Jahr wünscht Karin