Welch ein spannender Thread! Und der Titel passt auch!
Ich bin nicht reich. Auch nicht bettelarm, aber ich habe Tiere zu versorgen und muss immer meine Reserven pflegen, falls mal der Tierarzt kommen muss. Und Selbstständigkeit ist kein Garant, daß sich diese Reserven kontinuierlich befüllen. Also ist ein gewisses Armutsbewusstsein nicht schlecht, um sich vor übermütigen Ausgaben zu schützen.
Da ich aber gerne nähe, gingen mir all diese Fragen auch schon durch den Kopf und fuhr mit einer Strategie ziemlich gut: lieber Qualität gebraucht kaufen als Plastik neu. Ohne auf gewisse Hersteller zu zeigen oder irgendwelche Wertungen vorzunehmen. Daß es Unterschiede zwischen Bernina und Medion gibt, sollte einleuchten.
Die erste Maschinen, die ich benähte, war eine Singer aus den 50ern. Robust. Läuft heute noch. Die zweite eine Singer Jeans aus den späten 80ern. Lange schon tot. Dazu sagte der Mechaniker damals, daß die Produktion vieler Maschinen inzwischen in China unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit stattfindet und nicht danach, daß sie nach 50 Jahren weiter vererbt wird.
Ich fiel also mit sowas langfristig auf die Nase. Im hohen Preissegment blieb diese Qualität offensichtlich erhalten, zB Bernina aurora 440 oder noch früher die 1090.
Neu waren sie (oder Vergleichbares der jeweiligen Epoche) aber für mich außer Reichweite. Also kaufte ich mir eine gebrauchte Husqvarna Linnea (etwa Bj.80) vom Händler. Eine der ersten Computermaschinen. Die große Schwester der Optima. Die näht heute noch tadellos und ist ein so schweres, massives Eisenschwein, wie es heute nicht mehr gebaut wird, weil darin fast alles aus Stahl ist und fast kein Plastik daran verbaut ist.
Ich nähte als Teenie auf der Bernina 1090, die der Mutter meiner Jugendliebe gehörte. (Er nähte auch! Ist das nicht mal super?!) Und auf ihrer Overlock Bernina 600d. Die Ovi hab ich mir auch später gebraucht gekauft, als sie endlich aufgrund der vielen Nachfolgemodelle erschwinglich wurde. Auch sie ein solides Eisenschwein! Der Mechaniker orakelte weitere 20 Jahre.
Und als mein schönes Auto verstarb, den ich als Neuwagen kaufte, sattelte ich auch in diesem Bereich auf diese Strategie um und fahre nun einen 24-jährigen Volvo Kombi, für den die Teile noch immer verfügbar sind und sehr günstig (160€ Auspuff ab Kat und 20€ Einbau beim Dorfschrauber an der Tanke!), der kaum Kosten verursacht, weil er kein Diagnosegerät braucht, auch 190 läuft, fast nur aus Stahl besteht und trotzdem nicht mehr verbraucht als der Mercedes meines Mannes. Klar, den schicken Benz fahre ich gerne, aber ein weiterer als Zweitwagen für mich ist nicht drin.
Aber mein Auto ist genauso leise und komfortabel wie der Mercedes. Er hat nur keine elektrischen Fensterheber, kein Commamdsystem, Abstandsensoren (fuhr nie was Übersichtlicheres als diese Schrankwand!) und keine Fernbedienung. Aber wenn ich vom Mercedes auf den Volvo umsteige, fehlt mir trotzdem nichts. So ähnlich geht es mir mit den NäMas.
Ich habe seit einigen Jahren eine Brother Ace1. Gebraucht. Guter Preis. Sie macht mir schon Spaß, zumal ich, als ich das Bett hüten musste für geschlagene 8 Monate, nähen konnte, weil sie auch ohne Fußanlasser auf Knopfdruck läuft. Und es waren meine Beine, die nicht wollten. Da konnten mir meine Husqvarna und die Bernina nicht dienen. Und den Volvo konnte ich wegen fehlender Automatik nicht fahren. Alles geht jetzt wieder und wegen der tollen Ausstattung der alten Maschinen fiel mir das vermeintliche Downgrade nicht schwer.
Die Brother ist schon toll, aber ich würde gerne sticken. Ich liebäugel mit einer W6 6000 mit Stickmodul. Nicht der neueste Stand der Technik, aber ich möchte eh am liebsten Bordüren um Ausschnitte von Kleidern nähen oder mal ein kleines Motiv auf eine Mütze. Und sie kostet neu weniger als Janome, Husqvarna oder Bernina gebraucht, hat aber viele gute Kritiken.
So wie ich Wohnmobile weder neu noch gebraucht bezahlen kann, brauche ich über Janome etc gar nicht nachzudenken.
Vielleicht eines Tages...
Aber so eine W6 könnte den Platz der Ace einnehmen und noch etwas mehr bieten als diese.
Aber ich rechne bei dieser Maschine nicht mit der Lebensdauer meiner Husqvarna oder Bernina. Die werden mich vermutlich überleben und das schätze ich sehr.
Fazit: so wie hier schon erwähnt, hat alles seine Vor-& Nachteile.
Wer aber gerne Vielfalt hätte, also Robustheit, viele Zierstiche, Kraft und Zuverlässigkeit, wird unter den Edelmarken auch gebraucht fündig.
Müsste ich mit meinen oft mal ausfallenden Beinen nicht auch eine Maschine mit Start/Stop haben, um nähen zu können (vor allem, weil ich dann echt mal Zeit in Hülle und Fülle habe und dringend Sticheltherapie für's Gemüt brauche!!;-), stünde für's selbe Geld lieber eine Aurora auf dem Zettel und später vielleicht mal ein gebrauchter Qualitätssticker.
Egal wie man es dreht und wendet... wer nähen will, bekommt für um die 100€ auch echte Qualität, wenn der Anspruch wegfällt, daß die Maschine aussieht wie die USS Enterprise und wichtig piepst. Die, die das tun und 100€ kosten, wird man wegen der Kosteneffizienz der Hersteller vermutlich nicht mehr nach 20 Jahren im Dauerbetrieb sehen.
Hab für eine Freundin eine alte Husqvarna Optima ergattert und zum Schrauber getragen. Sie ist völlig selig und näht darauf Kinderjeans um und Hundeleinen aus Leder, ohne daß es knirscht oder knackt.
Aber mal ehrlich: das Ding ist so unhübsch, daß man gerne auf das Werkstück guckt...*kicher* ;-D
Hätte ich ihr eine neue Janome schenken können, hätte ich es getan.
Und kein Cent davon wäre rausgeschmissen gewesen!
Würde ich mich je von meinen alten Eisentieren trennen? Niemals! Sie sticheln immer treu und mit gleichbleibender Kraft und Präzision durch die fiesesten Materialien und sie sind so wundervoll zu bedienen. Die muss man mir schon aus meinen kalten, steifen Fingern reissen! ;-))
Beiträge von Voodoonadel
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Oooh, wie schön! Ich hab Gesellschaft.
Ich lese hier auch schon seit Tagen wegen der N6000. Stickmaschinen faszinierten mich schon immer. Bentleys und Learjets auch. Kann ich mir alles nicht leisten. Hab dann von Hand gestickt und Flächen mit meiner Brother Ace gefüllt. Ging zur Not auch.
Aber mit dieser Maschine käme das Sticken in Reichweite, wenn ich meine Ace abgebe. Der Preis ist wirklich toll. Und dazu 10 Jahre Garantie bei all dem Jubel über den tollen Service... das macht schon Hoffnung!
Daß das Stickbild nicht 100%ig superperfekt ist, sah ich bei einem hier geposteten "R". Aber man muss schon genau hinsehen.
Ich erwarte keinen Mercedes, wenn ich einen Fiat bezahle. Wenn ich zu dem Preis aber schon einen Golf Kombi bekomme, finde ich das schon ziemlich gut.
Seid Ihr denn auch nach längerer Zeit zufrieden oder häufen sich irgendwelche Probleme?
Daß sie so viel Kraft hat, daß auch Halsbänder ins Repertoire fallen, lässt mich gerade sehr strahlen!
Meine Sofawölfe dürfte das sehr freuen.