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Und das zweite größere Problemchen, ist ja, dass die zugrunde liegenden Formeln ja für eine irgendwie, irgendwann errechnete Durchschnittsfigur entwickelt wurden.
Das sollte dich nicht zu sehr abhalten, denn dieses System aus dem Hofenbitzer ist so ziemlich genau dasselbe wie nach Müller und Sohn, aber in komprimierter Form. Somit ist dieses System wirklich über viele Jahre/ Jahrzehnte und an verschiedenen Figuren erprobt.
Ich habe das Glück gehabt auch Schnittkonstruktionsbücher nach Müller und Sohn aus der Bibliothek ausleihen zu können. Es ist dasselbe Prinzip. Und nach diesen Formel arbeiten auch die Maßschneiderinnen und Schnittdirektricen, also die richtigen Profis. Somit kann man mit diesem System wirklich für vielerlei Figuren damit brauchbare Schnitte konstruieren. Die Schnittdirektrice, bei der ich den Kurs gemacht habe, hat an manchen Stellen einige kleine eigene Verfeinerungen vorgenommen, aber auch sie arbeitet im Prinzip nach demselben System.
Somit kann ich deinen Hoffnung bestärken. 
Was mir nur aufgefallen ist zwischen Hofenbitzer und Müller und Sohn: Nach Müller und Sohn werden figurbedingte Änderungen möglichst direkt in der Konstruktion vorgenommen. Ich glaube, das ist auch ein Teil der Prüfung für Maßschneider/innen, so habe ich es zumindest beim Lesen verstanden.
Hofenbitzer nimmt diese Änderungen in den meisten Fällen nachträglich vor. Das erscheint mir auch einfacher.
Beispielsweise Änderung für großen Busen (FBA): In Müller und Sohn - Kleider und Blusen - wird auf einer der letzten Seiten an einem Beispiel erklärt wie man die überlange Vorderlänge kompensiert: In dem Beispiel sind es 3cm Überlänge und ein schmalerer Rücken. Da in dem Beispiel die Taille aufgrund des starken Busens nach unten gekippt ist, wird bei dem Schnitt auch ein Taillienlinie 1cm (1/3 der Überlänge) nach unten verlegt, ein weiteres Drittel dient der Vergrößerung des Brustabnähers und das letzte Drittel wird durch eine Armlochauflockerung kompensiert. Und der schmalere Rücken sowie die größere Brustbreite werden direkt in die Konstruktion einbezogen.
Ich glaube, das klingt jetzt so recht kompliziert.
Bei Hofenbitzer ist es sehr viel übersichtlicher gezeigt:
Er geht von einer Standardkonstruktion aus (Rb, Bb, Ad nach Formelmaß) und reduziert die Vorderlänge für die Konstruktion auf das Standardmaß. Erst am fertigen Schnitt fügt er die Vorderlänge ein, verbreitert die Brust und verschmälert den Rücken.
Ich glaube, das ist einfacher, gerade wenn man noch nicht genau weiß, welches die exakt richtigen Werte sind.
Entschuldige die Exkursion... ich wollte nur gern einmal examplarisch die Unterschiede aufzeigen.