Mit Interesse habe ich diesen Thread hier bis ans Ende verfolgt und stelle (nicht nur hier) fest, dass viele Hobby-Näherinnen (und übrigens auch professionelle) sich leider nicht sonderlich gut mit dem wichtigsten Teil der Nähmaschine, der Nadel, auszukennen scheinen.
Ich möchte kurz versuchen, die wichtigsten Eckdaten für das Auffinden der richtigen Nadel aufzuzeigen:
NADEL-SYSTEM: Vielerorts erwähnt wird, dass im Haushalt-Nähmaschinenbereich an sich zwei SYSTEME gebräuchlich sind («130/705 H» mit Flachkolben und «287 WH» mit Rundkolben) . Das System definiert u.a. die Nadelaufnahme (Kolben) sowie auch die Länge und Geometrie der Nadel. Somit definiert die Systembezeichnung, welche auf jeder Maschine angegeben sein sollte, welches Nadelsystem da drauf passt.
Insgesamt gibt es tausende von Systemen im Bereich der Industrie- und Gewerbemaschinen, weil jeder Nähmaschinenhersteller eigene Systembezeichnungen «erfunden» hat. So ist es heute u.U. sehr schwierig, die richtige Nadel für eine etwas ältere Industriemaschine selber zu finden. Denn die Systembezeichnungen unterliegen Änderungen oder werden ganz von den Listen gestrichen.
CANU: SCHMETZ hat dieses Problem vor Jahrzehnten erkannt und deshalb die «CANU» eingeführt. CANU heisst soviel wie CATALOG NUMBER und fasst Nadeln verschiedener Systembezeichnungen, welche aber genau dieselben Eigenschaften aufweisen, zusammen. Die CANU hat immer dieselbe Darstellungsweise: [zwei Ziffern] : [zwei Ziffern] ... dahinter folgen codierte Angaben zur Spitzenform und Beschichtung oder speziellen Angaben.
SPITZENFORM: SCHMETZ produziert über 60 verschiedene Spitzenformen für alles mögliche. Darauf einzugehen wird hier zu kompliziert.
Nur eines sollte allen klar sein:
- Für GEWOBENES Material nimmt man meist Rundspitzen diverser Ausführungen. Die Nadel durchsticht oder verdrängt die Gewebefäden.
- MASCHENWARE darf nicht verletzt werden (Laufmaschen usw.), weshalb hier NUR grosse Rund- oder Kugelspitzen verwendet werden, welche das Maschenmaterial nur verdrängen und nicht trennen oder Fäden durchstechen.
- LEDER und FOLIENmaterial näht man mit Nadeln, welche eine Schneidespitze aufweisen. Je nach Anwendung gibt's da z.Bsp. Diamantspitzen, Perlspitzen, Dreikant usw.
NADELSTÄRKE/DICKE: Schlussendlich muss noch die bestpassende Nadelstärke ausgewählt werden. Bei uns in Europa ist die Angabe in «NM» gebräuchlich. Dabei wird die Nadeldicke in hundertstel-Millimeter angegeben. Also heisst NM100 beispielsweise, dass die Nadel 1mm Dick ist. Diese Nadeldicke wählt man erst dann, wenn man weiss, welches Nähgarn man verwendet. Mit Dickem Nähgarn wird eine Dicke Nadel verwendet und umgekehrt. Tabellen dazu gibt es zur genüge im Netz. Diese Abhängigkeit von Garn und Nadelstärke ist deshalb wichtig, weil das Garn möglichst gut zum Öhr und zum Einstich ins Nähgut passen sollte. Alles unklar jetzt? Ich denke nicht
Info-Tip: Die Umfangreichste Sammlung und einfachst zu bedienende Suche sowie auch viele Erklärungen zu Nadeln, Spitzenformen und Stoffen findet man beim seit über 60 Jahren bestehenden Schweizer SCHMETZ-Händler ****** unter ( shoplink entfernt) Dort findet man Nadelassistenten für Haushalt- und Industriemaschinen, Nadeln für ältere Maschinen und sogar noch solche die bei schon lange nicht mehr hergestellt werden! Neben SCHMETZ-Nadeln hats dort auch noch Original LAMMERTZ und andere Nadeln vorrätig.
Folgendes zu Nähmaschinennadeln merke sich bitte auch die Hobby-Näherin und Hausfrau/Mann:
- In der Industrie werden IMMER Versuche mit verschiedenen Nadelformen vor die Serienfertigung vorangestellt, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
- Die «Universalnadel" heisst nicht so, weil sie für alles mögliche passt. Die Universalnadel besitzt die «normale Rundspitze» und aus dem «normal» hat man dann die das «Universal» abgeleitet. Bei Vergleichstests würde man staunen, wieviel besser Deine Naht mit einer besser passenden Spitze werden könnte!
Noch was zur Nadelherstellung bei SCHMETZ: SCHMETZ ist ein Pionier und produziert seit über 150 Jahren auf selbst entwickelten und produzierten Maschinen. Viele andere Hersteller haben von diesem Know How schon profitiert. Die Massenproduktion findet heute bei SCHMETZ in Indien statt. Die Forschung und Entwicklung ist aber nach wie vor in Deutschland beheimatet.
Nun aber wieder RAN ans Nähen