Handarbeiten gabs bei uns in der Schule auch nicht - allerdings eher weil es keine Lehrer gab, die das Unterrichtet hätten, auf dem Zeugnis war sogar eine Zeile für "Handarbeit, fakultativ". Ich habe es später oft in der Schule mit Kindern gemacht, bis vor sechs Jahren oder so hatte ich immer eine Handarbeits-AG. Da gabs dahingehend allerdings auch keine Restriktionen von Seiten der Schulbehörden. Wobei ich die heutzutage fehlende Feinmotorik durchaus bestätigen kann. Viele können ja bei Schuleintritt nicht einmal den Bleistift richtig halten, teilweise hapert es auch an der Grobmotorik noch. Ich habe momentan einen Zweitklässler der kann immer noch nicht in Lineatur schreiben, die Buchstaben sind überall, nur nicht in dem Bereich, wo sie hingehören. Nachdem ich fast ein Jahr lang auf den Vater eingeredet habe, hatte er nun zumindest mal Ergo - erst hieß es immer, der Kinderarzt würde sagen, der Junge schreibt doch toll und bracht keine Ergotherapie (auf die weiteren Defizite im motorischen Bereich will ich gar nicht erst eingehen). Wenn man dem Kind eine Schere in die Hand gibt, kanns einem schon Angst und bange werden, an Nadeln mag ich da lieber nicht denken. Gut, da war jetzt etwas abgeschweift, also zurück zum Thema.
Ich habe mir meine Handarbeitsfähigkeiten selbst angeeignet. Meine Mutter konnte maximal einen Knopf annähen, das wars dann aber auch schon. Irgendwann, ich glaub da war ich in der siebenten Klasse, da waren Strickstulpen total in, also habe ich versucht zu stricken. Der erste Versuch ging einigermaßen daneben, aber mithilfe meiner Oma (die damals allerdings rheumabedingt auch nicht mehr selbst gestrickt hat) und einigen Strickzeitschriften habe ich es dann gelernt. Während des Studiums habe ich dann auch wirklich sehr viel gestrickt.
Mit dem Nähen wars etwas anders, da gab es in der Schule mal einen Ferienkurs. Die dabei genähte Hose war passformtechnisch allerdings nicht so klasse. Irgendwann dann kam die Mode mit den Kellerfalten an, ich glaub da war ich 15. Nur waren diese Hosen selbst in der Jugendmode recht teuer und ich hatte noch nie eine Figur für Sachen von der Stange. Also habe ich angefangen, mit alten Bettlaken herumzuexperimentieren. Zunächst auf der Nähmaschine eines Bekannten meiner Mutter, das war eine uralte Industrienähmaschine die nur geradeaus nähte. Na und als ich darauf die erste Jacke fertig hatte, die sogar passte, war meine Mutter damit einverstanden, dass ich mir eine eigene Nähmaschine kaufe - meine Veritas, die ich auch noch heute besitze . Darauf entstanden dann aus Bettlaken und Futterseide Sommerjacken mit Kellerfalten am Ärmel für die halbe Klasse Tja und seither habne Handarbeiten immer mal mehr oder weniger raum in meinem Leben eingenommen.