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Beiträge von Basti

    Als nächstes positionieren wir uns den Fisch. Als Orientierung dient der Startpunkt vorne an der Achsel, so wie wir ihn auch am Schnitt eingezeichnet haben. Legen ihn also einfach über den Ärmel, streichen das ganze ein wenig glatt und nähen mit 1cm einmal drumherum. Wichtig ist, dass die Naht gleichmäßig ist. Jeden Bogen, Zacken etc. würde man später von außen sehen.
    Ärmel einnähen.jpgEingenähter Ärmel.jpg


    Nach dem also nun Fisch und Ärmel in einem Arbeitsgang eingenäht sind, müssen die alten Reihfäden entfernt werden. Wendet das ganze einmal und hängt es euch über eine Puppe, oder legt die Schulter gerade auf einen Tisch. Wir brauchen nun unser Schulterpolster. Diesmal bin ich faul und greife auf ein fertiges zurück. Wichtig ist, dass ihr bei den Anproben immer das gleiche verwendet. Sonst stimmt logischerweise die Schulterschräge nicht mehr.
    Das Polster so können wir aber nicht gebrauchen. Wenn man auf den Rückenfotos ein wenig genauer hinschaut sieht man, dass der Rücken ein klein wenig breiter ist, als der Rücken der Person. Das soll für ein wenig Bequemlichkeit sorgen und uns das nach vorne greifen zu erleichtern. Damit diese extra Rollweite nun auch ordentlich vor das Armloch anrollt muss das Polster ein wenig manipuliert werden. Zu nächst lege ich es mir also mit seinem Mittelpunkt auf die Puppe und lege die vordere Kanten entlang des Armloches der Jacke.
    Polster vorne abstimmen.jpgPolster hinten abstimmen.jpg
    Hinten seht ihr nun, wie viel zu weit das Polster verläuft. Ich markiere mir mit einem kleinen Punkt den eigentlichen Armlochverlauf und ziehe davon noch mal rund einen Zentimeter ab und schneide mir das Polster so zurück.
    Polster abgestimmt.jpg
    Hinten ist das Polster jetzt so schmal, dass es später das Armloch des Rückens nach hinten zieht und somit gewährleistet, dass die Rollweite an das Armloch anstößt.


    Nach dem ihr das Polster zurecht geschnitt habt, steckt es euch genau mit der Kanten auf die Kante der Nahtzugaben und fixiert es zunächst am Mittelpunkt. Jetzt hält man das Polster leicht rund. Genauso, wie es später auch auf der Schulter liegen würde. Würde man es andersherum halten, was man, wenn man nicht drüber nachdenkt automtisch macht, würden wir uns ganz schön viel Länge in das Polster einarbeiten und dies würde uns den ganzen Schulterbereich zerstören.
    Polster stecken.jpg


    Wenn ihr das Polster ordentlich haltet, näht ihr es von Hand und genau in der Naht des Ärmels locker durch.
    Polster nähen.jpg

    Nachdem ich den Ärmel noch mal herausgenommen hatte und die Kugel ein wenig abgeflacht habe, hefte ich den Ärmel wieder ein. Nun verteile ich die Weite aber ordentlich. So ordentlich, dass ich beim Nähen mit der Maschine später keine Fältchen nähe. Dazu stecke ich mir zunächst die Weite gleichmäßig, in dem ich die anfallende Mehrweite immer weiter teile und mit Nadeln fixiere. Dann hefte ich ihn erst mal wie gewohnt. Es ist übrigens sehr wichtig, dass der Ärmel in der vorderen unteren Rundung unterm Arm zur Brust hin ganz glatt liegt und keine Spannung aufweißt. Der "Ausstich" (also das Armloch des Ärmels) muss hier genau die gleiche Rundung wie die, des Armloches an der Jacke aufweisen. Das kann beim Heften nachgebessert werden, kann aber auch schon im Schnitt erreicht werden, wenn man dort beide Schnittlinien vergleicht und korrigiert. Das ist natürlich noch einfacher, wenn man den Ärmel selber konstruiert. Da nehme ich mir direkt den Armlochschnitt um die Kurve auf den Ärmel zu übertragen.


    So muss der Ärmel liegen.jpg


    Wenn man die erste Runde geheftet hat, kontrolliere ich noch mal den Ärmelfall. Wenn ich damit zufrieden bin, hefte ich im Bereich der Einhalteweite ein zweites Mal und zwar so, dass die neuen Heftstiche, die Lücken der ersten Reihe ausfüllen. Die Weite muss immer genau zwischen den Stichen liegen. Zieht man den Reihfaden stramm, presst sich die Weite auf das Armloch und es ist später nahezu unmöglich Fältchen einzunähen. Wenn man jetzt den Ärmel auf rechts dreht, schaut es schon aus wie genäht.
    Wer mag, kann die überstehende Weite an der Nahtzugabe ein wenig flach bügeln. Ist aber kein Muss.
    Weite eingeheftet.jpgWeite eingehäftet Kontrolle.jpg



    Bevor wir den Ärmel aber nun endgültig einnähen, kommt das Herzstück. Wir brauchen nun etwas, was dem Ärmel seinen Halt gibt, ihn stützt und ihn sich aufstellen lässt. Dazu gibt es die so genannten Fische. Ich treibe es hier auch wieder auf Spitze, noch einmal der Hinweis. Diese Art der Verarbeitung ist kein Muss und gibt einen sehr markanten schon fast Haute Couture mäßigen Ärmel. Ich möchte, dass er wie eine Krone um die Schulter verläuft. Wer das nicht mag, arbeitet einfach nach der gleichen Methode, reduziert ein wenig an Kugelhöhe, Weite und Fischgröße. Das heißt, der WIP ist auch für normale Jacken, Burdaschnitte oder sonstiges anwendbar. Hab mir gestern Abend noch Gedanken dazu gemacht, ob ich es vielleicht übertreibe und im Endeffekt keine Hilfestellung leiste, sondern nur noch mehr verwirre. Wenn dem so ist, kann man vielleicht noch mal einen machen und zeigt eine flache Kugel. Das entscheidet ihr.


    Ich hab hier einmal ein Schema aufgemalt, nach dem so ein Fisch gebastelt wird. Bisschen krakelig... ist weiß ;)


    Fisch Zeichnung.jpg


    Als Basis dient die Kugel des Oberärmels. Der Fisch startet unten bei der stärksten Rundung, folgt der Kurve bis fast zu höchsten Punkt und geht dann in einem größeren Bogen aus dem Ärmel heraus (grün). Je weiter sich dieser Bogen von der Kurve entfernt, desto mehr "Kraft" bekommt der Fisch wenn er später eingenäht wird und in der Form an die Armkugel gepresst wird. Er spannt sich dann auf und drückt gegen den Ärmel, was ihn davor schützt sich an unseren Oberarm anzulegen. Dieser grüne Teil wird aus einem starken Vlies geschnitten und hat noch die zweite Aufgabe, die Nahtzugabe, die durch das Einhalten ziemlich gekräuselt wird davor zu schützen, sich nach außen abzuzeichnen. Er liegt später dazwischen und gibt der Naht Volumen - zaubert diese "Rolle", die Nanne so mag.


    Der Fisch hat noch drei weitere Teile. In Rot haben wir ein Stück weiche Rosshaareinlage, die noch mal in gelb ein sehr festes Unterteil bekommt. Wichtig ist, die zwei Fadenläufe zu beachten. Dass wir Sprungkraft in beide Richtungen erhalten, damit der Ärmel im vorderen Bereich schön anrollen kann. Im hinteren Bereich - in Lila - haben wir noch ein Stück schweres Rosshaar, was uns den Hinterärmel aufsperrt. Die Bereiche Rot und Gelb habe ich zwei mal gezeichnet. Einmal in klein, einmal in groß. Es soll einfach demonstrieren, dass man hier in der Größe varieren kann. Ich habe einen sehr schweren Stoff und ich möchte meinen breiten Ärmel ordentlich zur Geltung bringen, daher nehme ich einen großen Fisch.


    Wenn wir uns das alles zurechtschneiden und zusammen nähen, erhalten wir folgendes:


    Fisch.jpg


    Mit auf dem Bild ist ein Fisch, wie er in den Industriesakkos zu finden ist. Schon ein wenig ausgenudelt ;)

    Die zusätzlichen Nahtzugaben am Unterärmel verlängern quasi die Spitze nach oben und zur Seite hin und verläuft einfach wieder in die Armlochnaht. Wenn der Ärmel zu viel Weite hätte, könnte man hier den Ärmel enger nähen. Dazu braucht man aber am Armloch ein wenig mehr Zugaben, da sonst der Unterärmel zu kurz würde.



    Abfallende Schultern sind absolut nicht Britisch. Gerade in England sind Schulterpolster mit 4cm Höhe an der Tagesordnung. Abfallend gefällt mir persönlich zwar auch besser, aber das erreiche ich nicht bei einem Kunden mit geraden bzw. hohen Schultern. Da macht mir die Anatomie einfach einen Strich durch die Rechnung ;)

    das ist der Plan


    Ich glaube, da wir so sehr an die Industriesakkos gewohnt sind, fällt diese Art von Verarbeitung einfach zunächst negativ auf. Ich empfinde diese Armkugeln persönlich als sehr ästhetisch. Naja und ist halt eine mit der aufwändigsten [emoji14] Wenn man solche Armkugeln nicht haben möchte, schneidet man die Kugel eben kürzer und arbeitet mit viel weniger Mehrweite.

    Nachdem man den Nesselschnitt überprüft hat, kann man sich den Streifenverlauf auf dem Modell einzeichnen und den dann auf dem Schnitt übertragen.


    Danach schneide ich den Ärmel aus dem Oberstoff zu. Ich Lasse an der Spitze des Unterärmels eine Naht mehr stehen um eventuell den Ärmel hier enger machen zu können, falls die Einhalteweite zu viel sein sollte.
    Ärmelzuschnitt.jpg


    Auf dem Bild könnte ihr sehen, welche Stellen ich mit einem leichten Vlies verstärkt habe.
    Fusing.jpg
    Früher hat man hier Taschenfutter eingearbeitet, aber der Ärmel bekommt damit genau so einen schönen Fall. Bitte lasst euch von dem Ärmelschlitz nicht irritieren. Ich habe bei dieser Jacke eine nicht traditionelle Technik verwendet. Nur ein Kleines Detail, nichts weltbewegendes. Wenn die lange Naht des Ärmels geschlossen ist, dehne ich die kurze Naht am Oberärmel. Da diese Naht später unter den Ärmel rollen soll, muss sie gedehnt werden, da man sie sonst nicht ordentlich umlegen kann.
    Naht dehnen.jpg


    Hier kann man schön sehen, wie zwanglos sich die Naht überlegt.
    Naht dehnen 2.jpg


    Damit wären die Ärmel erst mal fertig zum Einheften:
    Fertige Ärmel.jpg



    Man kann den Ärmel jetzt auch schon komplett mit Futter versehen. Ich finde das allerdig sehr störend für die Anprobe und ein nachträgliches Abfüttern ist leicht durchzuführen, daher nähe ich den Ärmel immer zunächst so ein.
    Bevor wir ihn einnähen, hefte ich noch mal grob und da ich die Möglichkeit habe, kann man noch mal eine Anprobe durchführen.


    Kontrolle Front.jpgKontrolle Rücken.jpgKontrolle Seite.jpg


    Hier kann man gut sehen, dass der Ärmel an und für sich gut sitzt. Einziges Manko ist die Seitenansicht. Mir gefällt die Spitze nicht, die an der Kugel entsteht. Es sind zwar noch keine Polster eingearbeitet, aber was ich jetzt durch den Zuschnitt noch erreichen kann, werde ich nicht auf die Polster aufschieben. Somit kommen die Ärmel noch mal raus und ich flache die Kugel an der Stelle ein wenig ab um einen runderen Verlauf zu erzielen.


    Bis dahin muss das gute Stück aber leider noch etwas Geduld haben und ein wenig auf der Puppe ausharren.


    Ärmel an Puppe.jpg

    Grundsätzlich reicht aus das Lisierband. Der Kettstich setzt dem ganzen die Krone auf, ist aber nicht notwendig. Ich wollte die Technik nur einmal hier demonstrieren, da ich nicht glaube, dass die in so vielen Nähbüchern zu finden ist :P

    Die Frage ist gut...


    Im Endeffekt soll der Kettstich das Armloch auf seinen Werten aus dem Schnitt halten. Eingehalten habe ich ja nur im Rücken. Wenn er stramm ist, hält er nicht ein, sonder lässt nur das Ausdehnen nicht zu. Bis dato habe ich mir da noch keine Gedanken drum gemacht. Es hat halt immer gepasst. Wenn ich Änderungen nachträglich machen muss, übertrage ich mir das wieder auf die Schablone und messe dort. Ich finde es nahezu unmöglich an der Jacke einen Richtwert zu ermitteln. Aber vielleicht stelle ich mich auch nur ungeschickt an ;)

    Loooool neko.. Ich war echt irritiert und dachte, was hat sie denn, was sieht sie, was ich nicht sehe. Hatte aber nur die Email Version gelesen und den Nachtrag nicht :)


    Die Kugel ist sehr britisch gehalten und wird sich um den Ärmel ein wenig aufstellen. Das ist gewollte und gibt diese meiner Meinung nach schönen englischen Schultern. Das Bild, wie es mal werden soll, hatte ich noch im Blog Award thread gepostet und nicht hier. Wenn man das nicht möchte, reduziert man die Kugelhöhe einfach wieder ein wenig.


    Mir wäre der Ärmel in der Tat zu schmal :)

    Ich durfte fotografieren und muss sagen, dass ich mit dem Ärmel ins Schwarze getroffen habe. Jedenfalls kann man damit arbeiten :P
    Hier die Bilder von der Anprobe


    20151215_195757.jpg20151215_195658.jpg20151215_195636.jpg



    Das einzige, was ich dann beim Orignal noch ändern werde, ist die Markierung oben auf 6,5 oder 7cm auszuweiten, damit die Kugel sich ein wenig besser aufspreizen kann. Und einen wenig mehr Länge zum Saum hin kann er gebrauchen.


    Die nächsten Schritte - morgen - werden die Markierung für den Fadenlauf sein, damit ich den Streifenverlauf des Ärmels exakt steuern kann.

    Auf der Puppe kann ich euch den Ärmel leider nur von vorne zeigen. Hinten ist der Rücken einfach viel zu lang und schiebt auf der Puppe viel zu sehr nach oben. Die Jacke ziehe ich an, um euch wenigstens einen Eindruck zu verschaffen. Also ich bin nicht die Referenz. Wenn ich es schaffe und ich darf, mache ich Fotos von der echten Anprobe.


    An mir sieht der Ärmel schon mal ganz gut aus. So ohne Polster und ohne nix ;) Das dumme Gesicht bitte nicht beachten ;P


    So, für heute ist wohl erst mal Schluss.
    Das Einsetzten des Ärmels zeige ich noch mal ganz detailliert am echten Ärmel.


    An Puppe.jpgFront.jpgProfil.jpg

    Als nächste bügeln wir uns die entstandene Weite natürlich schön in das Armloch ein und nun gibt es zwei Wege: normalerweise würde ich nun die Schulterpolster einarbeiten und dann erst den Ärmel. Das könnte aber zu Verwirrung führen und gäbe vielleicht viel zu chaotische Bilder. Daher machen wir es diesmal ohne.


    Unser Armloch ist fertig und jetzt brauchen wir Maße. Ich persönlich halte nichts davon, das Armloch an der Jacke zu vermessen. Ich bekomme da jedes mal neue Ergebnisse und ich verlasse mich lieber auf meinen Schnitt.
    Armlochmessen.jpg
    Dort messe ich den Armlochumfang und ziehe 1cm ab, den habe ich ja im Rücken eingehalten. Ich komme auf 54,2 cm. Den teile ich durch 3 und habe meine Kugelhöhe, die für die Konstruktion ausreichend wäre. Es gibt da auch ganz komplizierte Formeln ^^ aber 1/3 des Armlochumfangs ist immer eine gute Orientierung. Zur Sichertheit kann man (in grün) die Rückenhöhe aus beiden Teilen addieren, diese halbieren und das Ergebnis als Formelwert für die Kugelhöhe nutzen. Müller...


    Was zur Hölle ist die Kugelhöhe?
    Ganz banal gesagt, ist sie die Höhe des Armloches am Ärmel. Je höher die Kugel, desto schmaler, enger und eleganter wird der Ärmel. Der Ärmelsaum wandert weiter zum Körper. Eine flachere Armkugel ergibt einen breiteren Ärmel, bringt Bequemlichkeit, zieht den Ärmelsaum allergins weg vom Körper und der Ärmel wird im Kugelbereich unruhig wirken. Daher noch mal: 1/3 Armlochumfang ist immer ein ausgewogenes Ergebnis und dient als Orientierung.


    Der halbe Armlochumfang gibt mir die Ärmelbreite. Als Kugelhöhe für meine Konstruktion nehme ich allerdings 19cm, da ich eine Kugel haben möchte, die etwas über den Schulter hinausragt und eine vernünftige Krone bildet und platz für meine Wattierung schafft. Dazu später mehr.
    Fertiger Schnitt.jpg


    Ich kontrolliere die Mehrweite. Die Mehrweite ist eines der wichtigsten Zahnrädchen. Nimmt man zuviel, bekommt man den Ärmel nicht vernünftig eingearbeitet, nimmt man zu wenig, gibt es Querzüge über die Kugel und unbequem wird das ganz auch. Dann ist das Material auch immer ausschlaggebend. Ich habe hier einen 400gr Flannell, der einiges zulässt. Mein Ärmel hier hat nun 6,5cm Mehrweite. Würden wir ein Sakko aus einem dünnen modernen Material arbeiten ist meist 3cm schon zu viel. Das sind Erfahrungswerte. Grundsätzlich lässt sich die Mehrweite über zwei Wege regulieren. Erstens über die hintere Naht. Dort kann man den Ärmel (genug Einschlag vorausgesetzt) aufdrehen und auch zudrehen. Im Schnitt kann man vom Mittelpunkt der Kugel bis in die rechte Saumspitze einschneiden und den Ärmel oben auf-, oder zudrehen ohne die Kugelhöhe zu verändern.
    Wenn der Ärmel konstruiert wurde, schneide ich mir einen Nesselärmel zu und achte darauf, dass der absolut genau gearbeitet wird. Sonst nützt mir der Nessel nichts.
    Fertiger Nessel.jpg



    Jetzt muss der Ärmel ja irgendwie in das Armloch. Wo fange ich an? Woran orientiere ich mich?
    Ich markiere 1,5 cm vor der Seitenteilnaht am Torso die Unterarmnaht des Ärmels. Wenn man mit Fertigschnitten arbeitet, hat man Markierungen bereits im Schnitt. Für eure Jacken empfehle ich diese über eine Puppe zu hängen und dann mit dem Nesselärmel durch einfaches Anhalten den Fall des Ärmels zu bestimmen und somit das erste Einhaltezeichen herauszufinden. Wie weit nach vorne oder nach hinten der Ärmel fallen muss hängt eben immer von der Person ab. Bei den Herrensakkos ist dieses Zeichen eben meistens 1,5 cm vor der Seitenteilnaht.
    Markierung.jpg


    Bei der Anrpobe des Torsos habe ich mir den Mittelpunkt der Schulter markiert. Bei diesem Sakko ist dies auch gleichzeitig die Schulternaht. Von diesem Punkt mache ich mir rechts und links jeweils 6 cm entfernt eine Markierung. Bei etwas kräftigeren Armen kann man natürlich den Abstand auch vergrößern oder bei den Damen veringern. 6 cm ist bloß wieder eine Magic Number.
    Markierungen.jpg

    Nun stecke ich die untere Ärmelnaht auf meine Makierung
    Stecken1.jpg
    und wandere die ersten vier bis fünf Zentimeter, sprich die stärkste Rundung des Ärmels nach vorn und stecke hier glatt. Bitte unbedingt daran denken auf der späteren NAHT zu stecken. Lasst euch von den Schnittkanten nicht irritieren. Jetzt wandere ich weiter bis zum ersten Einhaltezeichen und schiebe den Ärmel wieder gut einen halben Zentimeter zurück um den Ärmel im vorderen Bereich nicht stramm einzuarbeiten, aber genug Platz für den Fisch bekomme.
    Stecken2.jpg
    Jetzt gehe ich wieder zu meinem Einsatzzeichen unter der Achsel und wandere glatt nach hinten bis zum rückwärtigen Einhaltezeichen und stecke mir dort den Ärmel ebenfalls. Jetzt habt ihr die restliche Weite zwischen beiden Zeichen.
    Wohin Weite.jpg
    Die Weite teilt ihr jetzt und legt die Mitte auf euren Schultermittelpunkt und verteilt nun sie zwischen den Nadeln indem ihr den Ärmel einmal komplett einreiht.
    Einheften.jpg

    Warum muss das Armloch eingehalten werden und bitte wo?


    Das Armloch, wenn wir es nicht bearbeiten, hat immer den Drang nach außem vom Körper abzustehen. Das Armloch soll aber stabil um die Schulter, am Rücken und unter der Achsel anliegen. Im Vorderen Bereich haben wir durch die Einlagen schon eine solide Grundlage. Im Rücken muss die Jacke die Schulterblätter überbrücken, was natürlich zur Folge hat, dass das Armloch zu groß wird. Wir sagen "Das Armloch hat zu viel Länge". Erfahrungsgemäß, nach Unterlegen der Schulterpolster muss hier rund 0,5 bis 1,5 cm eingehalten werden, damit sich das Armloch ordentlich an den Rücken anschmiegen kann.


    Woher nehmen wir den Betrag?
    Man streicht bei der Anprobe den Betrag einfach dort hin, wo er am einfachsten anrollte und stecken uns ihn. Danach misst man einfach und markiert sich die Position.


    Ich habe hier zwei Nadeln gesteckt um deutlich den Bereich zu markieren, in dem wir noch einhalten müssen.
    Einhalten Wo.jpg


    Wie hält man die Weite nun kontrolliert ein?
    Mit einem Schlingenstich (Kettstich). Dazu nimmt sich einfach einen sehr langen und doppelten Reihgarnfaden und vernäht ihn an der Schulter mit ein paar Rückstichen. Danach stechen wir einmal von rechts nach links in den Stoff und bilden mit dem restlichen Faden eine Schlinge, die wir über die Nadel ziehen. Jetzt zieht man die Schlinge wie bei einem Lasso nach oben zu. Wenn man jetzt nach rechts zieht, kräuselt sich der Stoff ein. Je stärker man zieht, desto mehr Stoff hält man ein. Das wiederholt man, bis man den ganzen Betrag eingehalten hat. Dann näht man diesen Schlingenstich um das gesamte Armloch herum. Immer knapp neben der späteren Naht. Allerdings bildet man jetzt nur noch Schlingen, die stramm sitzen sollen, aber nicht bzw. nur minimal einhalten. Also nicht mehr so stark nach Rechts, oder sogar überhaupt nicht. Somit ziehen wir uns das ganze Armloch an den Körper und schützen es vor Ausdehnung. Das erfordert ein klein wenig Übung.
    Kettstich1.jpgKettstich2.jpgKettstich Verlauf.jpg

    Ein herzliches Hallo in die Runde!


    Heute starte ich mit meinem versprochenem WIP zur Ärmelverarbeitung.


    Bitte seht mir nach, dass einiges vielleicht ein wenig improvisiert aussieht, da das ganze im Laufenden Betrieb geschieht. Falls ihr an einer bestimmten Stelle mehr Fotos, oder nähere Infos braucht, bitte sofort reinrufen.


    Außerdem möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich den Ärmel in ein Herrensakko einarbeiten werde, was bedeutet, dass die Verarbeitung an manchen Stellen vielleicht aufwendiger sein wird, als man sie an einer Damenjacke machen würde. Aber ich finde, man kann sich, gerade was die Nähtechniken angeht, überall seine Rosinen ja selbst herauspicken ;)


    Hier ist die Jacke:
    Torso.jpgTorso innen.jpg
    Bis auf die Ärmel und Knopflöcher ist sie nahezu fertig. Der Sitz wurde überprüft und wir sind uns nun ganz sicher, dass hier der Ärmel eingearbeitet werden kann. Änderungen an Schulterbreite etc. wären danach zwar sicher möglich, aber Zeitaufwändig und nervtötend.




    Bevor wir allerdings überhaupt starten können, ist es wichtig, dass nach allen Änderungen, die wir an der Jacke vorgenommen haben, das Armloch eine gewisse Form bekommt. Die Form des Armloches macht für den korrekten Fall des Ärmels eine Menge aus und ist die Basis. Bei Schnittänderungen solltet ihr immer darauf achten, das Armloch in seiner natürlichen Form nicht zu zerstören, oder es eben wieder so auszuformen, dass es seine ursprüngliche Form zurückerhält.


    Legt man die Schnittteile also zusammen, sollte man folgende Form erhalten:
    Armloch Schnitt.jpg


    Ich habe das ganze noch mal auf ein Blatt papier abgepaust, da mir das für den weiteren Verlauf als Schablone dienen soll. Das ist kein Muss, aber dennoch kann das ganze hilfreich sein, wenn der Ärmel nicht ordentlich fallen sollte und man auf Fehlersuche gehen muss.
    Armloch kopiert.jpg


    Kontrolliert das alles noch mal an der Jacke und schaut auch oben auf der Schulternaht nach dem Verlauf und korrigiert wenn nötig.
    Verlaufkorrektur.jpg


    Wer jetzt schimpft und sagt, dass der Streifen da aber nicht passt, der bedenke bitte, dass die Figur einen ziemlich runden Rücken hat und ich jede Naht dazu brauchte, diesen einarbeiten zu können. Da die hintere Schulternaht stark eingehalten wurde, ist ein passen der Streifen hier nicht mehr möglich.


    Was gehört noch zu den Vorbereitungen?
    Das Armloch muss gegen Ausdehnen gesichert werden. Im Rücken und am Seitenteil wird eine Einlage so aufgebügelt, dass sie ein Ausdehnen verhindert. Zusätzlich habe ich ein Lisierband, das auf ein Trägermaterial aufgenäht ist, aufgebügelt und schon beim Aufbügeln den hinteren Teil des Armloches ein wenig gekürzt.


    Einlage Rücken1.jpgEinlage Seitenteil.jpg

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