Na ja, hier kommen wir schon in einen schwierigen Bereich, so die Lücke zwischen Stakeholder, Marketing und Branchenkenntnisse. Für wen soll den die Schnittmuster-Software gedacht sein, also wer ist Deine Zielgruppe?
DIE Hobbyschneiderin dürfte es in diesem - schwierigen Thema - als homogene Masse kaum geben, erlebe ich selber immer wieder überrascht. Ich konstruiere meine Schnitte komplett selber und liebe dabei die Arbeit mit Papier, Kurvenlinealen und Stiften und hasse das Zusammenkleben von 40 Seiten DIN A4 Ausdrucken, viele andere machen das aber viel lieber, als nur einmal zum Stift zu greifen. Nur dazwischen müsste die Software und insbesondere das GUI grundverschieden sein.
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Also Schnittkonstruktion mit Software ... aber WER ist Deine Zielgruppe.
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Stimme zu, die generelle Community rund ums Hobbyschneidern ist extrem divers. Etwas bauen das jedem gefällt geht also grundsätzlich schon mal gar nicht.
Wenn Du gerne und erfolgreich auf die gute alte handwerklich-traditionelle Art konstruierst, dann gibt es denke ich auch garkeinen Grund, Dir eine Software nahelegen zu wollen. Das wäre ja wie wenn ich einem Vogel ein Flugzeug verkaufen will...
Zielgruppe dieser Software wären also eher
1) Personen die gern mal sich an das Thema konstruieren rantasten würden, aber nicht so den Zugang finden (weil man ja bei den gängigen Systemen allein für die Grundschnitte schon mehr als 10 Konstruktionsschritte pro Teil hat) und auch erstmal nicht viel Geld für ausgeben möchten, sowie
2) Personen die bereits jetzt von Hand konstruieren und gern professionell aussehende Schnittmuster für andere erstellen wollen (z.B. für ihre e-Books) die sie dann verkaufen können
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Btw. ich füge das mal an dieser Stelle an. In der Softwareentwicklung reden wir immer von Benutzerfreundlichkeit & Co. und meinen damit die Seite der Eingabe, Erfassung, halt die CRUD-Operationen, schicke und schnelle GUI usw. ... ich kenne aber kaum Diskussionen und Lösungen über die Ausgabeseite. Klar bei einer Faktura klickt man Drucken an und die Rechnung fällt aus irgendeinem Drucker und gut ist, deluxe wird es dann schon, wenn aus einem ESCPOS-Drucker automatisch Versandetiketten fallen oder bei der Inventarisierung die Etiketten für Artikel. Aber mehr????
Für mich ist aber bei der Frage Schnittkonstruktion mit Software die Ausgabe Seite viel, viel entscheidender! Ich habe wohl kaum das Geld für mein Hobby mir einen A0+-PLotter hinzustellen (und auch nicht den Platz, wenn ich mal ein Sofa kaufen sollte), ich werde definitiv NICHT 30 DINA4 Blätter zusammenkleben wollen und wenn ich Samstags Abends mit der Konstruktion fertig bin, dann ich will ich auch nicht den Schnitt an Deinen Plot-Service-Anbieter schicken und DI per Post die Rolle bekommen, dann will ich spätestens SO Morgen zuschneiden.
Kann ich gut verstehen. Glaube aber auch, dass es noch viele Jahre dauern könnte bis jemand ein Gerät erfindet das dieses Problem löst. Das beste was ich voraussichtlich erreichen kann ist eine Zusammenarbeit mit einem günstigen Plotter-Service und der Möglichkeit direkt aus dem Programm heraus zu bestellen.
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Überzeug mich mal, dass ich Deine "nur" 500,- Euro ausgeben soll, in dem Du mir aufzeigst, wie mein Schnitt aus dem Rechner auf den Zuschneidetisch kommt? Ich weiss, DIESE Frage ist böse, aber hey, wir reden über Business, da ist ca. 89% böse
Wird schwer bis unmöglich solang ich nicht das Zaubergerät oder eine gute Lösung fürs Wochenend-Plotten finde. Aber wie Du ja auch sagst, die Community ist sehr divers und es gibt Leute die fertige Schnittmuster kaufen genauso wie es Leute gibt die anpassbare (a la Lekala und Co.) Schnittmuster kaufen, sowie Leute die mit Skripten die Funktionalität teurer Konstruktionsprogramme im kleinen für den Hausgebrauch nachbauen.
Ich denke bei der Idee im Grunde auch an mich selber, ich hab keine Zeit/Muße die vielen A4 Papiere zusammenzukleben und ich würde gern Sachen konstruieren, hab aber im Moment absolut keinen Platz für ne größere Zettelwirtschaft.
Wenn es nen Anbieter gäbe wo ich konstruieren kann und dann einfach bestellen und das Schnittmuster kommt frei Haus, ich würds wahrscheinlich zumindest mal ausprobieren (es sei denn das ist so BWLisiert worden dass man total abgezockt wird). Was ich durch das Eingeben der Maße und der folgenden automatischen Erstellung des Grundschnitts spare ist halt etwas Zeit und ich gewinne die Sicherheit dass ich auch keinen dummen Fehler gemacht habe weil ich die Anleitung nicht richtig verstanden habe.
Mein Eindruck bezüglich Schnittkonstruktion ist, dass es den eher etwas lästigen Teil (Grundschnitt konstruieren und anpassen) gibt und den supermegatollen spaßigen Teil (aus Grundschnitten richtige Schnitte zu designen und zu sehen wie sich die Änderungen am Schnittmuster auf das genähte Ergebnis auswirken). Möglicherweise liege ich falsch, das kann ich grad nicht sagen, aber im Moment erscheint mir das grad so schlüssig.
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Ich finde das ehrt Dich, wirklich meine ich ernst, wo findet man heute noch jüngere(?) Menschen, die eine Idee haben und NICHT gierig sind
Ich glaub die gibts öfter als man denkt, aber die meisten bauen Luftschlösser, kriegen nichts fertig und wenn sie dann einen BWLer ins Boot holen der das Projekt antreibt dann wird alles massiv kommerzialisiert und auf maximalen Gewinn optimiert -- auf Kosten der Community die man sich hätte um das Produkt schaffen können und die dann wieder Multiplikatoren geschaffen hätte mit denen man wirklich groß geworden wäre. Ich bin mittlerweile 30 und hatte aber immer das Glück dass meine Luftschlösser rechtzeitig abgeschossen wurden.
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"Bescheiden davon leben" ... das klingt für mich nach einer nur zu gut bekannten Milchmädchenrechnung, "ich würde gerne 3.000 brutto pro Monat verdienen" ... hm, das wären also 12 Lizenzen a 250,- Euro ... das klappt schon. Selbst, wenn man sagen würde, "oh, ich habe Steuer und Sozialabgaben etc. vergessen" nehmen wir mal 24 Lizenzen hinkt das.
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Btw. wie willst Du eigentlich die zwei Jahre überleben, bis Du die Software im Markt hast ... Venture Capital, Kredit von Mutti???? ... das zurück zahlen ...
192 Lizenzen pro Monat
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Wenn man von einem Lizenzbasierten Modell ausgeht stimmt das. Ich bin selber auch ein Freund von anti-optimistischen Rechnungen... ich hasse es negativ überrascht zu werden. Und ich hab nicht vor einen Kredit aufzunehmen. Allenfalls dann wenn die Software fertig ist und ich expandieren wollte.
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Einzelkämpfer so, so ... 192 neue Kunde pro Monat ... das mind. 200 Anrufe mit "Hilfe ... DAS geht nicht", böse Emails, Geld zurück Forderungen und wenn Du nicht pronto reagierst, dann gibt es die MINUS-5-Sterne Wertung und spätestens danach sind 192 Lizenzen pro Monat Illusion.
Ein normaler Monat mit 40h Woche - klar, die ist für einen Selbstständigen eher ein Running Gag - hat 172 Arbeitsstunden. Sollte jeder der Kundenkontakte auch nur eine halbe Stunde dauern, bleiben Dir noch 72h übrig. Davon gehen noch Fakturierung, Buchhaltung, Mahnwesen, Steuererklärungen, ... runter, Marketing, der Plotter will auch schon wieder nicht drucken, ... ich denke Du wirst dann die eigentliche Arbeit, sprich das Programmieren SA und SO machen müssen
Ich glaub ich hab mich etwas falsch ausgedrückt.. Ich habe nicht die Absicht das komplette Geschäft allein zu betreiben. Outsourcing von allem was ich nicht persönlich leisten kann (sei es aus Zeitgründen oder mangels Qualifikation) ist selbstverständlich. Schwiegervater ist selbstständiger Unternehmensberater.
Mit dem an sich schlecht gewählten Ausdruck Einzelkämpfer wollte ich im Grunde zwei Sachen sagen,
1) dass ich die Fähigkeit und die Motivation habe die Entwicklung des lauffähigen Prototypen der Software ohne Unterstützung durch weitere Programmierer durchzuführen
2) dass ich kein Ideen-Schaumschläger bin der jetzt durch die Welt zieht und versucht Leute zu überreden, die ganze Arbeit zu machen.
Die Geschichte von der Praktikantin ist süß und zeigt ganz gut was so bei der universitären Ausbildung anscheinend oft vernachlässigt wird. Klar muss man Faktoren wie Entwicklungsumgebung, genutzte Technologie, Einarbeitungszeit mit kalkulieren. Genauso wie man damit rechnen muss dass man den überwiegenden Teil der Entwicklungszeit damit verbringt, das ganze zu polieren, benutzerfreundlicher zu machen etc. Und dann muss man noch ab und an kurz innehalten und nachrechnen ob das was man da grade tut nicht evtl. von jemand anderem günstiger und in viel kürzerer Zeit erledigt werden könnte (nachdem man den Kommunikationsoverhead in Betracht gezogen hat).
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Ich weiss, dass was ich hier schreibe ist böse, gemein, unterstellend, zerstört möglicherweise Träume, ... einfach realistisch Wenn Du das gelesen hast und immer noch lächelnd und hoch motiviert vor Deinem Rechner sitzt und Dir denkst, dem alten Sack werde ich es zeigen, DANN hast Du den ersten erfolgreichen Schritt hin zu Deinem eigenen Business getan
Ja, das ist im Grunde so das was ich mit "Einzelkämpfer" meinte. Die unbedingte Einstellung mit dem Kopf durch die Wand zu müssen (und im Regelfall zu gewinnen).
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Thorsten, der nach 31 Jahren in der Softwareentwicklung (schon in der Schule für die Schule) und 27 Jahren Selbständigkeit (schon vor dem Studium) und als Mathematiker sich manchmal fragt, ob er in Zukunft nicht lieber geile etaProof-Radjacken nähen und verkaufen sollte
Mach das doch. Dass das Wort "geil" hier vor den Radjacken steht und nicht vor der Softwareentwicklung könnte was bedeuten.
Die Frage ist doch nur ob Du es durchziehen würdest bis es Erfolg hat, wieviel Geld du damit verdienen willst, und ob es in deinem Umfeld (oder auch hier online) Leute gibt die dich unterstützen.
Liebe Grüße,
Sabine