Ich denke, dass man bei manchen Menschen nicht die Assoziation von Nähen zu Mathematik herstellen sollte, da tritt dann eben gelegentlich die Blockade ein: "Das konnte ich schon früher nicht". Dass ein Schnittplan bei Ungeübten mittelschwere Verwirrung hervorruft, kann ich verstehen, besonders, wenn sie aus Nähheften kommen. Genau so verhält es sich mit der Fach-"Sprache", deren Begrifflichkeiten man auch erstmal kennen lernen muss.
Am Anfang liegen die ersten Hürden eher darin, die richtigen Teile/Kanten einander zuzuordnen - aber auch das ist eine Frage der Übung, bis man weiß: das ist ein Vorderteil, das ein Unterärmel, das eine Hosentasche. Das Nähen selbst ist m.E. erstmal nichts anderes als Handwerk. Dazu gehört eben auch, wie was zusammengenäht, umgeklappt, gegengesetzt werden muss. Die Kreativität besteht dabei vielleicht in dem "kreativen" Überarbeiten/Kaschieren von Fehlern.
Die Mathematik, Geometrie, aber vor allem räumliches Vorstellungsvermögen ist erst mit Änderungen an Schnitten gefragt, wobei die Mathematik sich eher darauf beschränkt angewendet zu werden. Bei Schnittkonstruktion und Entwurf ist das räumliche Vorstellungsvermögen allerdings unerlässlich. Ich glaube aber, dass man das räumliche Vorstellungsvermögen trainieren kann. Und da gibt's eben Menschen, denen das leicht fällt und andere, die mehr oder weniger üben müssen.
Und über all dem steht immer noch: Geduld, Geduld, Geduld. ... eine der schwierigsten Übungen im Leben.