Ich hatte in der Grundschule und später dann bis zur 7. Klasse Realschule Handarbeiten gepaart mit Werken in der Schule. Ich kann mich an folgende Dinge erinnern: einfacher Turnbeutel mit aufgenähter Blume (die aus Stoffresten zurecht geschnitten wurde), bestickte Schreibblock-Hülle, eine kleine bestickte Tischdecke. In der 4. Klasse haben wir uns aus Rundhölzern selbst (Jacken) Stricknadeln hergestellt, mit denen wir dann im Anschluss so Art Hüttenschuhe gestrickt haben (auch die Jungs!). In der 5./6. Klasse haben wir dann richtig Socken stricken gelernt (wobei meinen Mama aber den Löwenanteil gestrickt hat) und haben uns auch eine Kochschürze genäht. Die benutzte ich heute noch immer zum Kochen. Und wir haben Topflappen gehäkelt. Runde, aus denen konnte man herrlich Tierköpfe machen. Da hab ich dann auch zu Hause ganz viele gehäkelt.
In der 7. Klasse haben wir dann auch Kreuzstich-Türbänder gemacht und einen 40cm großen Teddybär genäht. Als ich mit dem von der Schule heimkam, hat mir zuerst niemand geglaubt, dass ich den selbst genäht hab.
Später, als ich öfters ins Eishockey gegangen bin, brauchte ich einen blau-weißen Schal. Den hab ich mir auch selbst gestrickt. Meine Mama hat mir anfangs ein bisschen geholfen und dann hat es wieder ganz gut geklappt.
Sockenstricken hab ich dann (wieder) von der Schwiegermutter meiner Schwägerin gelernt bekommen. Das war noch einige Jahre, bevor ich geheiratet hab. Also auch schon bestimmt 15 Jahre wieder her. Seitdem stricke ich Socken nebenbei beim Fernsehen am Abend. Damit ich nicht ständig am Handy oder Laptop häng....
Zum Nähen bin ich dann durch ein Faschingskostüm wieder gekommen. Ein Burda-Schnitt mit entsprechender Anleitung. Damals war das für mich alles noch Näh-Chinesisch. Ich hatte ne Standleitung zu meiner Mama, die mir immer wieder erklären musste, wie ich was machen muss. Aber ich hab's hinbekommen und das Kostüm war/ist tragbar. Danach hab ich mich zusammen mit meiner Mama zu einem Dirndl-Nähkurs angemeldet und seitdem (das ist jetzt so 7 Jahre her) näh ich sehr gern und auch viel.
Allerdings hab ich es auch als Kind nicht anders gesehen: Meine Oma war die Strick-Königin. Sie hatte damals für den halben Trachtenverein neue Wadl-Strümpfe gestrickt und auch wir haben viele Sachen von ihr bekommen. Auch genäht hat sie.
Meine Mama kann Nähen, Sticken, Stricken und Häkeln. Ich kann mich noch gut erinnern, wenn wir wieder neue Faschingskostüme wollten, wie sie im Wohnzimmer auf Knien auf dem Fliesenboden rumgerutscht ist und aus den total "übersichtlichen" Burda-Schnittmustern den entsprechenden Schnitt rauskopiert hat und dann auch auf dem Boden zugeschnitten hat.
Bei uns gehörte das zum Alltag. Ein kleines Beispiel: Unsere Faschingskiste steht bei Mama aufm Speicher. Da sind sämtliche Kostüme drin, die unsere Familie jemals anhatte. Auch unsere Kinderkostüme. Und zu 99% sind die Sachen selbst genäht. Die Kinderkostüme habe ich teilweise schon "gebraucht" bekommen, d.h. sie sind von meiner Cousine - und von Oma genäht. Die haben meine Mädels jetzt auch schon im Fasching angehabt. Und es gab auch viele Komplimente, wo ich denn diese tollen Kostüme in der 1A-Qualität gekauft hätte...
Ich finde es sehr schade, dass den Kindern heute in der Schule kein "richtiger" Handarbeitsunterricht mehr gegeben wird. Da kann man in viele Techniken einfach mal reinschnuppern. So ist es dann an mir, meinen Kindern das Handarbeiten beizubringen. Noch habe ich Zeit, da sie noch klein sind. Aber die Zeit vergeht sooo schnell...