Morsche,
sehr schön!
Wenn der Rock hochrutscht, ist „sein Bedürfnis“, mehr Platz zu haben (Bewegung in Richtung geringerer Umfang) stärker als die Schwerkraft. Aber: dein Rock muss ja nicht völlig von alleine halten, er kommt an ein Kleid unten dran. Also darfst du ihn ruhig etwas weiter machen, auch schon an seiner Oberkante.
Miss und rechne doch mal bitte, von welcher Bequemlichkeitszugabe Burda im Kleid ausgeht: Breite des Schnitteils (Rückenteil, am vorderen Teil ist ja die Falte, die das Ergebnis verfälschen würde) auf Höhe der Hüftlinie ausmessen, mit vier multiplizieren, zugrunde gelegte Hüftweite (Maßsatz – da hat Burda irgendwo eine Tabelle, damit frau rausfinden kann, welche Größe sie braucht) abziehen. Den Betrag wieder durch vier teilen, dann hast du die Weitenzugabe pro Schnittteil.
Hofenbitzer (Schnittkonstruktion für Damenmode) geht für einen normalen geraden Rock von einer Weitenzugabe von 2cm an der Taille und 2 bis 4cm an der Hüfte aus.
Und dann: womit wirst du den Rock füttern?
Sieht der Stoff mit einem „gewöhnlichen“ (also guten: Neva Viskon oder Venezia) Viskosefutter gut aus? Wenn der Rock ein glattes Futter hat, rutscht er auch besser nach unten.
Gönn dir die Zeit, den Proberock für etwas länger anzuziehen und dich drin zu bewegen, vor allem auch Sitzen in ganz unterschiedlichen Sitz- und Beinpositionen. Da merkst du dann, wieviel Bequemlichkeitszugabe du für dein Kleid brauchst, damit es kein Stehkleidchen wird und du dich den ganzen Tag drin wohl fühlst.
Und dann wirst du bald entscheiden müssen, auf welcher Höhe du deine Teilungsnaht anlegen willst.
Nach dem, was du an Bildern gezeigt hast, kannst du das wirklich frei entscheiden, es sieht so oder so gut aus. Also nimm das, was du lieber magst.
(Echt, der orangene Proberock betont sehr schön deine Taille. Wow!)
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Zu den Einzelheiten:
* Querfalten: Ja, von der Handnaht. Und ein bisschen auch, weil es jetzt eben wirklich sehr körperbetont ist.
* kleine Beule an der Seitennaht: überprüfe bitte die Seitennaht an Vorder- und Rückteil. Kann sein, dass genau auf dieser Höhe noch eine Kurve ist, bei dir aber gerade sein sollte. Wenn dem so ist: einfach hier die Kurve begradigen. Wenn nein: ignorieren. Mit Hohlkurve solltest du die Seitennaht nicht zuschneiden. Das macht keinen Sinn, so körpernah zu modellieren.
* Vorderteil braucht für den Bauch mehr Weite; ja, diese 1 bis 2cm. Du siehst an dem Bogen, den die Seitennaht beschreibt sehr schön, wo du Weite zugeben musst. Das machst du im Prinzip über die Seitennaht, dass die dann weiter außen und stärker gebogen ist in diesem oberen Bereich.
* Querfalten hinten: Die untere ist genau da, wo das nach-vorne-Ziehen der Seitennaht aufhört und es wieder (ganz leicht, mehr oder weniger vernachlässigenswert) nach hinten geht. Genau auf dieser Höhe brauchst du auch hinten mehr Weite, tut dem Rock aber auch insgesamt etwas mehr Weite gut (siehe oben).
* Querfalte an der Abnäherspitze kann ich nicht genau erkennen. Nach Faltentheorie ist es auch ein Weitenproblem, also dass selbst die Spitze des Abnähers dir Weite klaut, die du aber brauchst.
Nochmal checken, ob die Länge der Abnäher für dich stimmt, evtl. auch die Länge leicht kürzen, sonst eben etwas mehr Weite, damit nach dem Abnäher Abnähen auch noch Weite übrig bleibt. Und die allgemeine Regel, dass Abnäher gaaaaaaanz fein auslaufen sollen.
Was sagt dein Schnittmuster zur Form der Abnäher?
Lehrmeinung sagt: Rockabnäher geschwungen nähen. Die Hüftabnäher am Vorderteil und die seitlichen Abnäher am Rückenteil sichelförmig, die hinteren Rückenabnäher zwiebelförmig. Das bedeutet in Formgebung übersetzt: Die sichelförmigen Abnäher formen Rundungen. Die zwiebelförmigen Abnäher formen Kehlungen (Hohlkreuz – ein bisschen Hohlkreuz hat fast jede, das heißt dann nicht Hohlkreuz, weil es als die „normale Form“ der Wirbelsäule gilt).
Liebe Grüße
Schnägge