Hallo alle,
Devil's Dance: ich habe das bewusst etwas zugespitzt mit den „dinks“. Aber ich finde, der Erfolg gibt mir recht. Auf einmal haben wir eine sehr lebhafte Diskussion, die mir gut gefällt: die uns gemeinsam Dinge erkennen lässt, an Lösungen, anderen Wegen etc. überlegen lässt undsoweiter – also genau das, was eine Diskussion im besten Fall leisten kann.
Ich konkretisiere etwas: Ich habe kein Problem, wenn jemand sozial „gut situierte/r“ das Werkzeug in die Hand nimmt und Möbel baut. Arbeit schändet nicht.
Aber es greift mich schon an, wenn die Bezeichnung „Hartz IV“ zum schmückenden Accessoire wird oder gar zum ethisch aufwertenden Etikett.
Seitdem ich das heute Vormittag geschrieben habe, haben sich einige geäußert, dass und warum genau die „Zielgruppe“ am Projekt (bis jetzt) nicht teilhat, in den meisten Fällen gar nicht teilhaben kann. Das ist es, was ich gemeint habe.
Vor ein paar Tagen hat Gila im Tagesthread einen Link gepostet zur Initiative „Repaircafé“ – http://repaircafe.de/ Und heute hat Anne das MyOma-Strickbuch vorgestellt.
Das sind beides Initiativen, die in so eine Richtung gehen, handwerkliches Wissen und Können weiterzugeben, eine wichtige Kultur zu pflegen, den sozialen Aspekt dabei nicht zu vernachlässigen. Ich finde diese Initiativen gut. Aber auch stelle ich mir die Frage, ob ich daran nicht die gleiche Kritik haben muss wie an diesen „HartzIV-Möbeln“.
Ich oute mich mal – bin ja in einem früheren Leben Holzwürmin gewesen … : Zusammen mit dem hiesigen Familienzentrum (anderswo tragen diese Institutionen teilweise noch den Namen „Familienbildungsstätte“) biete ich schon seit mehreren Semestern solche Holzwerkstatt-Kurse an. Im Väterbereich. Modell: Vater mit Kind (bzw. allgemeiner gesprochen: erwachsener Mann + Kind in eingegrenzter Altersgruppe) arbeiten gemeinsam an einem Projekt. Das Konzept sah bis jetzt vor, dass wir an einem Tag gemeinsam Pläne erarbeiten für das, was dann beim zweiten Termin umgesetzt werden soll. Dazwischen drin ist Zeit (eine oder zwei Wochen), das benötigte Material zu besorgen. Es hat immer Anmeldungen gegeben, aber nie genug, dass ein Kurs auch zustandegekommen wäre.
Jetzt haben wir das Konzept angepasst, dass es nur noch einen Termin gibt. Das heißt in der Konsequenz, dass die Teilnehmenden dann nur noch aus vorgegebenen Projekten auswählen können. Aus meiner Sicht eine „Verarmung“. Aber vielleicht kommt dann mal ein Kurs zustande? Das wäre es dann wert.
Versteht mich nicht falsch, ich hadere da nicht – nicht im konkreten Fall. Ich stelle nur fest, dass die Realität so ist, wie sie ist.
Und diese Realität, dass weder freie Zeit noch teilweise andere Ressourcen genügend da sind, um solche Angebote auch wahrnehmen zu können, die ändert sich noch nicht durch das Schaffen der Angebote. Da müssen wir einiges weitere ändern in unserer Gesellschaft. (Da hadere ich dann schon.)
Liebe Grüße
Schnägge