ich werde es bei Gelegenheit mal ausprobieren.
Die Gelegenheit war gestern vor einer Woche. Allerdings wusste ich da nicht mehr, dass ich über diese Art schon einmal „gestolpert“ war.
Ich wollte eine Bluse mit Poloblende nähen. Burda-Schnitt. Aber die von Burda vorgeschlagene Methode (entspricht der von Eichelberg in Beitrag #5 verlinkten Methode bzw. der Anleitung von Anouk) mochte ich nicht*). Also habe ich mir geschnappt, was die vorhandenen Nähbücher zum Thema so hergeben und bin bei Irene Adam hängengeblieben („Schneidern für alle“, Verlag für die Frau, Laibzsch, 5. Auflage 1988)
*) Mochte ich nicht, weil
a) die Methode nicht wirklich fadengerade ist
b) die Methode nur mit sehr schmaler Nahtzugabe arbeitet, das mag halten, wenn frau alles dick mit Bügeleinlage verklebt, ich arbeite aber gewöhnlich ohne Bügeleinlage …
Um das Nützliche (hilft dem räumlichen Vorstellungsvermögen) mit dem Nützlichen (kann als Bilder-Anleitung auch anderen noch helfen) zu verbinden, habe ich einfach einmal eine Probeblende genäht.
rasterstoff-einfassstreifen.jpg
Die Anleitung im Buch geht von einer 2cm breiten Blende aus (und 1cm Nahtzugabe). Der Einfassstreifen wird 6cm breit zugeschnitten. Die Länge beträgt zwei mal die Länge des Schlitzes plus die zwei Zentimeter Blendenbreite.
(Als frei variierbare Formel: Breite des Einfassstreifens beträgt zwei mal die Blendenbreite plus zwei mal die Breite der Nahtzugabe; Länge ist zwei mal Schlitzlänge plus ein mal die Breite der Blende.)
Dankenswerterweise ist der breite blassgelbe Karostreifen in meinem Probestoff genau zwei Zentimeter breit. Sehr praktisch zur Orientierung. Also habe ich mit Stecknadel nur die Länge des Schlitzes markiert und dann einen Zentimeter kürzer.
eingeschnitten.jpg
Dann den Schlitz in der Mitte dieser (normalerweise markierten) 2cm Schlitzbreite einschneiden bis 1cm vor Ende. Von dort zwei Einschnitte diagonal bis in die Ecke.
geheftet.jpg
Dann das geschlitzte Stück so auf den Einfassstreifen heften, dass alle Schnittkanten in einer Linie liegen – auf der Schnittkante des Einfassstreifens. Genau auf der Linie nähen (davon habe ich irgendwie kein Bild gemacht).
streifen-abgesteppt.jpg
Dann den Streifen auf der anderen Seite feststeppen.
Hier für das Probestück habe ich das tatsächlich kurz mit der Maschine gemacht, rechts unten an der Stoffkante seht ihr, was bei dieser Technik (mir – und ich weiß: vielen anderen auch) immer passiert, weswegen ich im Ernstfall das dann mit Handstichen festnähe.
Un ihr seht hier auch schon, wie dann der Einfassstreifen auf beiden Seiten als Schlitzblendenbesatz übereinander zu liegen kommt. Und es lässt sich auch schon erahnen, dass das, was da jetzt noch übersteht, sich zu so einem Kapellenschlitz-Dächlein falten lässt.
spitze-formen.jpg
Geht tatsächlich.
feddich.jpg
Vorteil dieser Methode (für mich):
Nicht besonders frickelig, die Kanten gerade übereinander zu bringen und keine Löcher oder Falten an den Ecken zu bekommen, funktioniert wirklich erstaunlich gut. Beleg kommt fadengerade über das Stoffteil, da wird nix zusammengezogen oder so.
Nachteil: das Kapellendach wird schon relativ dick. Ist also eher was für feine Hemden- oder Blusenstoffe (und dort wirklich den Ärmelschlitz). An meiner Bluse hatte ich eine dezente Verstärkung im Streifen mit dem Erfolg, dass ich den Streifen dann aufgeschnitten habe – ich wollte den geraden Abschluss, sozusagen „von der linken Seite“ –, weil es mir sonst zu knubbelig wurde.
Herzliche Grüße
Schnägge