Nachdem ich voller Begeisterung mucnekos Altlastenbearbeitung (ein Kleid fertig zu nähen, dass sehr lange darauf wartete...) verfolgt habe und ich endlich anfangen muss, Altlasten loszuwerden, habe ich mich heute entschlossen, mein ältestes mir derzeit bekanntes UFO "los zulassen". Ich will das aber nicht tun, ohne einen letzten bedauernden Blick.
Das ist ein Stück Reststoff. In meiner Wohnung 1980 hatte ich davon eine Gardine in mittelbraun. Ich wollte passend eine Tischdecke machen. Meiner Erinnerung nach hatte ich deshalb von vorn herein mehr Stoff gekauft.
Die Tischdecke hat das Maß 1,50 x 1,15 m
Fein säuberlich hatte ich Fäden gezogen und selbige dann zum Sticken wieder verwendet. Ich bin noch ganz angetan, wie ordentlich das aussieht :). Es sollte eine Hohlsaumarbeit werden. Einen Tischläufer aus dem Material habe ich fertig gestellt. Tja... und dann habe ich nicht weiter gemacht. Aber immerhin 33 Jahre das Vorhaben aufrechterhalten! Ich bin in dieser Zeit 10 mal umgezogen und ich habe die Tischdecke immer mitgenommen. Bis jetzt....
Heute habe ich sie mir angesehen. Die Fäden zum Einziehen fehlen. Es ist ungefähr nur die Hälfte der Stickarbeit getan. Die Farbe habe ich nicht mehr in meinem Wohnumfeld. Es gibt einen deutlichen etwa 10 cm breiten, 40 cm langen Bleicheffekt durch das Liegen. Deshalb ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem sich unsere Wege trennen.
Aber nicht, ohne das es ein Abschiedsfoto gibt.
Durchbruch nennt man diese Technik. Um sie ausführen zu können muss man die Fäden klar legen. Das heißt, man muss die Gewebefäden in beide Richtungen herausziehen, so dass Löcher entstehen oder Gewebe mit einem Fadenauszug dann weiter verarbeitet werden kann.
Im Bild links unten sieht man die Stäbchenhohlnaht. Dazu wurde immer um je zwei Gewebefäden ein Langettenstich (auch Festonstich genannt) gemacht. Anschließend wurden die Fäden wie zu sehen ist gekreuzt und mit einem eingezogenen Faden in dieser Form verstickt.
An der Kreuzung war ich dabei (noch nicht fertig) eine Spinne zu arbeiten...
Rückblickend stelle ich fest, ich habe mal hier und mal da gearbeitet. :0 Und ich frage mich heute, hätte ich es besser machen können? Was ist schief gelaufen, dass die Decke nicht fertig wurde? Hätte ich mehr Geduld haben müssen? Ich weiß es nicht und deshalb lasse ich nun symbolträchtig die Vergangenheit hinter mir, stopfe entschlossen die Unfertige in einen Sack und übergebe sie ihrem Kleidercontainer Schicksal.
Wer weiß, vielleicht findet sie ja jemand und fragt sich, was das ist. Ein Altertümchen mit einer immerhin langen Lebenszeit. Viele Decken sind im Laufe der über 30 Jahre fertig geworden und nicht mehr in meinem Besitz. Sie hat mich lange begleitet und daran erinnert, wie gern ich früher mit der Hand stickte. Wenn ich das mal wieder mache, dann in anderen Farben, mit vielleicht mehr Ausdauer und Vorfreude. Und der Wahrscheinlichkeit, dass die Decke dann auch passt. Denn die Zeit der Umzüge und großen Veränderungen ist vorbei. Auch das ist Vergangenheit.