Artikel: Glanz und Grauen - Mode im "Dritten Reich"

  • The 3 Laws of The Multispheres...


    #1: If it's supposed to move and doesn't: WD-40.
    #2: If it moves and it's not supposed to: Duct Tape
    .#3: Everything else: Baking Soda.


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  • Au ja! Das ist ja auch "voll mein Thema"
    Hätte ich jemals eine Universität von innen gesehen, dann hätte meine Bachelorarbeit (oder was auch immer) bestimmt diesen Titel gehabt:
    "Sprache und Politik in Hauswirtschaftsbüchern aus dem Dritten Reich"


    Angefangen hat diese "Faszination des Grauens" mit einem Dr Oetker's Kochbuch aus dem Jahr 1938. Da stand doch plötzlich einfach so:


    "Man meide die scharfen ausländischen Gewürze und verwende heimische Küchenkräuter!"


    Bis dahin dachte ich Dummerle doch, dass Koch- und Hauswirtschaftsbücher aus der Zeit frei von nationalsozialistischer Ideologie gewesen wären. Waren sie natürlich nicht. Also machte ich mich auf die Suche nach weiteren Hinweisen und fing an mir eine kleine Sammlung an entsprechenden Büchern auf diversen Flohmärkten zusammen zu klauben.


    Nicht immer kam die Nazi-Ideologie so subtil daher wie mit den heimischen Küchenkräutern. In "Hauswirtschaftslehre der Neuzeit" von Eugenie Erlewein wurde in einem Vorwort erst mal ein kräftiges Loblied auf den Führer angestimmt. Band 2 dieses Werkes (das leider noch immer irgendwo in den Untiefen einiger Umzugskartons liegt) beschäftigt sich mit der zweckmäßigen Wohnungseinrichtung. Dort kann man dann lesen, dass man doch von der Unsitte ablassen soll Möbelstück "über Eck" zu stellen. Das raubt nur unnötigen Platz ...... den man vielleicht irgendwann einmal braucht, um anderen Menschen für längere Zeit Quartier zu bieten. Und noch viel gruseliger: Bei den Gardinen und Vorhängen solle man auf allzuviel gerüschtes und gerafftes verzichten. Wichtiger sei es, dass man die Fenster im Bedarfsfall vollkommen verdunkeln kann! :shocked:


    Aber zurück zur Mode und zum Nähen. Da gab es aus der "Schriftenreihe für die praktische Hausfrau"
    Gut nähen für den Hausgebrauch


    gutnähenfürdenhausgebrauch.jpg
    Das ist so ein dünnes Heftchen, dass in kurzen und knappen Worten die Grundzüge der Schneiderei erläutert: ein bisschen Materialkunde, ein bisschen über die Nähmaschine, ein bisschen Zuschnitt .... ein bisschen von allem eben. Wer keine Vorkenntnisse hat, der geht eben zum Nachbarn und fragt. Nachbarschaftshilfe war sozusagen staatlich angeordnet. Denn es ist über die Nähmaschine zu lesen: "Besitzen Sie keine selbst, haben Sie bestimmt gute Bekannte, deren Nähmaschine Sie benutzen dürfen." Ich glaube nicht, dass wir sowas heute noch irgendwo lesen würden.


    Lesen darf man in dem Heft natürlich auch sowas hier:
    "Unsere Frauen und Mädchen sollen sich in guten und schlimmen Tagen nicht nur behaupten können in allen hausfraulichen Aufgaben, sondern darüber hinaus sich in jeder Lebenslage bewusst sein, dass sie als Mutter der Nation ihrem Volk für Heim und Familie verantwortlich sind."


    Leider sagt dieses Heft nicht, wann es erschienen ist. Aber da es auf der letzten Seite einen Ausblick auf nachfolgende Hefte gibt und eines davon den Titel hat: "Lebensmittelkarten und richtige Ernährung", schätze ich mal, dass es in den Kriegsjahren erschienen ist.


    Aus dem Jahr 1938 ist dann das hier:
    dergoldeneschnitt.jpg
    Entschuldigt die schlechte Bildqualität, aber mein Fotoapparat taugt echt nicht mehr viel
    Das ist also ein Lutterloh Standardwerk von 1938
    Immerhin - hier bleiben einem nationalsozialistische Sprüche erspart. Und wie sieht es mit der Mode aus?
    Entschuldigt auch hier wieder die Bildqualität. Ich hoffe, dass eines Tage auch eine andere Kamera mal drin ist.


    Winternachmittagskleid.jpg
    Das Winternachmittagskleid. solche Begriffe vermitteln einem ja schon das Gefühl, dass die Frau von damals nichts anders zu tun hatte als sich 10 mal am Tag umzuziehen. Aber es sind auch Schürzen zu finden ;)


    Das mit den Dirndeln im 3. Reich hat man sich ja immer so vorgestellt oder wenn wir uns das nicht so vorgestellt haben: Hollywood hat uns das immer so vorgestellt
    dirndl.jpg


    Wer hätte es für möglich gehalten: Frau trug sogar Hosen. Zumindest beim Sport oder am Strand
    sport.jpg



    aber jetzt kommt's. wer es bis hier noch nicht bemerkt hat aus welcher Zeit das Buch stammt, hier haben wir es: das Schnittmuster für eine HJ-Uniform :(
    hjhemd.jpg

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  • Ha Marion
    Die Hefte habe ich auch. Gut flicken! gut stopfen! mit durchaus nützlichen Infos
    und den herzigen Einleitungsspruch:


    "Die Vorsehung hat der Frau die Sorge für die Kleine Welt zugewiesen, darauf erst kann sich die Welt des Manne bilden und aufbauen:p"
    gut flicken.jpg


    Mal ganz ab aus welchem Grund diese Hefte nötig waren , hilfreich waren sie allemal und somit- von der Ideologischen Unterwanderung mal abgesehen - echt nicht schlecht


    Oder wüßtet ihr wie man Fishgratmuster flickt?


    LG
    Anouk

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  • Liebe Friedafröhlich,


    das ist echt spannend, was du da gesammelt hast! Ich hab grad mal bei ZVAB geschaut, wenn dein "Gut nähen für den Hausgebrauch" die neue Bearbeitung ist, stammt es wohl aus dem Jahr 1943. Wenn es dich interessiert, kann ich auch nochmal detaillierter recherchieren (als angehende Bibliothekarin macht mir sowas ziemlichen Spaß ;) ).


    Liebe Grüße!
    toolesque

    Vorläufige To-Sew-Liste:


    Babykleidung in Größe 50 für 2 kleine Winter-Babymänner...

  • im Otto Beyer Verlag erschienen der wurde nach dem Krieg dann 46 zum Verlag für die Frau ,heute: http://www.buchverlag-fuer-die-frau.de/
    vielleicht haben die was in ihren Archiven dazu.


    LG
    Anouk

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  • Lieben Dank, Anouk für diesen Artikel.
    Frieda, evtl. habe ich noch was für dich aus dem Handarbeitsfundus meiner Oma. Zwei Seiten mit Stick- und Strickanleitungen aus "Allgemeiner Wegweiser", Nr. 16, S. 329 - 330 und Nr. 42, S. 867 - 868. Jahrgang unbekannt. Die Zeitung ist nach HeBIS zwischen 1909 und 1944 wöchentlich erschienen. Beide Zeitungen sind definitiv nach 1933 erschienen, Nr. 16 wahrscheinlich noch vor 39.
    Wenn du möchtest, scanne ich sie und schicke dir das pdf.

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  • Liebe Friedafröhlich,


    das ist echt spannend, was du da gesammelt hast! Ich hab grad mal bei ZVAB geschaut, wenn dein "Gut nähen für den Hausgebrauch" die neue Bearbeitung ist, stammt es wohl aus dem Jahr 1943. Wenn es dich interessiert, kann ich auch nochmal detaillierter recherchieren (als angehende Bibliothekarin macht mir sowas ziemlichen Spaß ;) ).


    Liebe Grüße!
    toolesque


    au ja, gerne!
    Bibliothekarin .... was für ein Traumjob!

  • Lieben Dank, Anouk für diesen Artikel.
    Frieda, evtl. habe ich noch was für dich aus dem Handarbeitsfundus meiner Oma. Zwei Seiten mit Stick- und Strickanleitungen aus "Allgemeiner Wegweiser", Nr. 16, S. 329 - 330 und Nr. 42, S. 867 - 868. Jahrgang unbekannt. Die Zeitung ist nach HeBIS zwischen 1909 und 1944 wöchentlich erschienen. Beide Zeitungen sind definitiv nach 1933 erschienen, Nr. 16 wahrscheinlich noch vor 39.
    Wenn du möchtest, scanne ich sie und schicke dir das pdf.


    das würde mich auch interesssieren:o

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  • Da fällt mir ein ...Ich hbae noch ein Nähheft für Babykleidung "und so" daß muß auch so in der Zeit erschienen sein.vielleicht eher 30er

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  • au ja, gerne!
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    :D Leider hat man viel weniger mit den Büchern selbst zu tun, als man denkt. Aber es gibt ja so kleine Schmankerl, die einem den Tag versüßen - grad im Bereich altes Buch (wozu dieses Heft, streng genommen, nicht zählt - aber ich bin nicht kleinlich ;) ).


    Zum Heft: Es gab wohl 3 verschiedene Ausgaben (1936; 1942; 1943). 1942 und 1943 sind vom Umfang gleich (16 Seiten), die Ausgabe von 1942 ist die 19./29. Auflage, während die von 1943 eine "Neue Bearbeitung" ist (Neuauflage). Das müsste im Heft zu finden sein... Sonst bräucht ich doch noch ein paar mehr Infos ;)


    Zum Thema Urheberrecht allgemein: Alle Werke, deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben sind, sind erstmal grundsätzlich frei. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass die Nachkommen des Urhebers irgendwelche Sonderregeln anstreben, ist aber bei solchen Veröffentlichungen eher unwahrscheinlich. Bei Zetschriften etc. kann man, wenn der Verlag noch existiert, auch einfach dort anfragen, wie es mit diesen Heften aussieht - ist meistens die einfachste und sicherste Möglichkeit.

    Vorläufige To-Sew-Liste:


    Babykleidung in Größe 50 für 2 kleine Winter-Babymänner...


  • Zum Thema Urheberrecht allgemein: Alle Werke, deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben sind, sind erstmal grundsätzlich frei. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass die Nachkommen des Urhebers irgendwelche Sonderregeln anstreben, ist aber bei solchen Veröffentlichungen eher unwahrscheinlich. Bei Zetschriften etc. kann man, wenn der Verlag noch existiert, auch einfach dort anfragen, wie es mit diesen Heften aussieht - ist meistens die einfachste und sicherste Möglichkeit.



    ist der Verfasser nicht klar definiert gilt 70 jahre ab erscheinen(urheberrechtsgestz- Teil I Urheberrecht- Abschnitt 7 Dauer des Urheberrechts §§ 66)
    § 66
    Anonyme und pseudonyme Werke


    (1) Bei anonymen und pseudonymen Werken erlischt das Urheberrecht siebzig Jahre nach der Veröffentlichung. Es erlischt jedoch bereits siebzig Jahre nach der Schaffung des Werkes, wenn das Werk innerhalb dieser Frist nicht veröffentlicht worden ist.


    (2) Offenbart der Urheber seine Identität innerhalb der in Absatz 1 Satz 1 bezeichneten Frist oder läßt das vom Urheber angenommene Pseudonym keinen Zweifel an seiner Identität zu, so berechnet sich die Dauer des Urheberrechts nach den §§ 64 und 65. Dasselbe gilt, wenn innerhalb der in Absatz 1 Satz 1 bezeichneten Frist der wahre Name des Urhebers zur Eintragung in das Register anonymer und pseudonymer Werke (§ 138) angemeldet wird.


    (3) Zu den Handlungen nach Absatz 2 sind der Urheber, nach seinem Tode sein Rechtsnachfolger (§ 30) oder der Testamentsvollstrecker (§ 28 Abs. 2) berechtigt.


    [/Klugscheißmodus]


    Ansonsten. je mieser die Papier und Druckqualität desto Jünger das Heft


    LG
    Anouk

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  • Zum Heft: Es gab wohl 3 verschiedene Ausgaben (1936; 1942; 1943). 1942 und 1943 sind vom Umfang gleich (16 Seiten), die Ausgabe von 1942 ist die 19./29. Auflage, während die von 1943 eine "Neue Bearbeitung" ist (Neuauflage). Das müsste im Heft zu finden sein... Sonst bräucht ich doch noch ein paar mehr Infos ;)


    Da ist leider nichts zu finden was auf die Auflage schließen lässt.
    Das einzige, was sich finden lässt ist der Herausgeber. Das war der "Reichsausschuss für volkswirtschaftliche Aufklärung" bearbeitet vom "Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront" ..... beide kann man glücklicherweise nicht mehr fragen.

  • Hm, doof... Dann müsst ich es sehen, der Reichsausschuss ist nämlich bei allen Ausgaben verantwortlich und der Verlag ist m. E. auch überall der gleiche. Naja, es müsste aber eine der 40er Ausgaben sein, wenigstens soweit =) Es sei denn, deine Ausgabe hat mehr als 16 Seiten, dann wäre es die von 1936.

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  • Da ist leider nichts zu finden was auf die Auflage schließen lässt.
    Das einzige, was sich finden lässt ist der Herausgeber. Das war der "Reichsausschuss für volkswirtschaftliche Aufklärung" bearbeitet vom "Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront" ..... beide kann man glücklicherweise nicht mehr fragen.


    bei mir steht noch "die Zeichnungen und fotografischen Aufnahmen wurden in den werkstätten des Verlages otto Beyer Leipzig angefertigt.
    Da sie aber nicht der Herausgeber sind ..Die Letzte Ausgabe aber von 1943 ist und ein Urheber nicht genannt und bekannt, sind zum heutigen Tag genau die vorschriftsmäßigen 70 Jahre vergangen....^^


    Ich werde mal in mich gehen und überlegen, ob ich es einscanne,sofern interesse besteht...Nationalsozialistischee Symbole und Propagandistische Textpassagen sollten aber zur Sicherheit ausgelassen werden.
    Wobei ich in meinen Heften außer den Kurzergüssen der Dame Scholz Klink als Vorwort nichts gefunden habe.


    Auf die Gefahr hin einigen damit auf den Keks zugehen:o. Gerade das Heften über Flicken und Stopfen unterstüzte einen nachhaltigen Umgang mit Kleidung .Da sind wirklich gute Sachen drin...Damals war es Kriegsnot und unumgänglich , heute ist es Upcycling und sustainability :rolleyes: und eigentlich ...auch unumgänglich.


    LG
    Anouk

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  • Mich würde das Flicken und Stopfen interessieren, das kann ich nämlich gar nicht und meine Versuche darin waren bisher eher weniger von Erfolg gekrönt.

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  • Mach ich, kann aber was dauern...


    Lg
    Anouk

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