Ich hatte einen schönen Teppich (2x1,60 Meter) aus reiner Wolle in einem tollen dunkelrot, der schon etwas älter ist und nicht sehr pfleglich behandelt wurde. Da sich beim Nähen auch die Fäden und Fuseln in den Teppich krallten (sehr zur Freude meines Partners, der staubsaugen muß), stand er seit einem Jahr im Keller.
Gleichzeitig finde ich keine geeigneten Fußmatten.
Wir sind stubenreine Raucher, d.h. wir gehen zum Rauchen auf den Balkon. Seit der Teppich weg ist, tragen wir bei Regen oder Schnee halt immer den Batz ins Wohnzimmer und verteilen die nassen Schuhabdrücke auf dem Laminat. Die Kokosfußmatten nehmen überhaupt keine Feuchtigkeit auf, die meisten anderen sind häßlich, bzw. passen farblich nicht ins Wohnzimmer.
Na? Genau!
Am Ostersonntag entschied ich mich den Teppich zu Fußmatten zu verarbeiten. Ich werde ca. 12 Stück rausschneiden können. Solange ich also die Farben im WZ nicht grundlegend ändere, habe ich Fußmatten bis an das Ende meines Lebens und darüber hinaus
Also Teppich aus dem Keller geholt, Schneidmatte untergelegt und fröhlich mit dem Rollschneider drauflos geschnitten. War zwar etwas anstrengend, weil recht dick, ging aber gut.
Weniger schön war, dass der Teppich getuftet ist und sich daher an den Schnittkanten sofort auflöste.
Das hatte ich zwar befürchtet aber man wird ja noch hoffen dürfen :(. Plan B ist natürlich das Teil zum Ketteln wegzubringen. Das kostet zum einen Geld und ist zum anderen am Ostersonntag nicht zu realisieren. Warten? --> No Way!!!!
Nächster Gedanke: Ich habe ja eine Kettelmaschine = Overlock. Kurzes Zögern und Betrachten der zukünftigen Fußmatte. Das Untergewebe ist sehr hart (Baumwolle) Die Fäden erinnern an Paketschnur. Nochmal überlegen und der Entschluß, dass ich mich nicht traue, das Messer ist mir einfach zu teuer, um es an einer Fußmatte zu ruinieren.
Hmm, was nun?
Plan D: Ein Binding machen und mit der Dicken (Janome Mc 6600) nähen. Also in den Stoffresten gewühlt und noch ein Stück vom Stoff der Sofakissen gefunden (Ha, ich wußte immer, dass es richtig ist nichts wegzuwerfen!).
Da es nur gerade Kanten sind, muß es kein Schrägband sein, also einfach gerade Streifen zugeschnitten und durch den Schrägbandformer 25mm gezogen --> zu schmal. Durch den Flor und das dicke Untergewebe war es zu voluminös. Also doch mit der Hand ca. 9cm breite Streifen gebügelt und dann ab an die Maschine.
Stecken entfiel, weil ich so lange Stecknadeln nicht besitze und sie sich wahrscheinlich verbiegen würden, weil das Gewebe zu hart und starr ist.
Der Anschiebetisch erwies sich als sehr hilfreich für das Handling, trotzdem war es sehr anstrengend, weil das Teil sperrig und unhandlich ist. Stichgröße auf 4 hoch, Geschwindigkeit ganz runter und vorsichtig losnähen. Die ersten stiche--> juhuu es geht! Die Maschine wird zwar sehr laut, muckt aber erstmal nicht. Nach ca. 10 cm ein unangenehmes Geräusch und ZONG, die Nadel hat es total verbogen als sie wohl einen der harten Fäden direkt traf. Eine kleine Erinnerung daran, die Nadelstärke dem Nähgut anzupassen . Also gut 100er Nadel rein und weiter geht es.
Ging wirklich recht gut und sieht ok aus.
Erste Ecke --> heftiges rumgewurschtel da ich keine Ahnung habe, wie man es korrekt macht und auch keine Lust hatte es ausgerechnet an diesem Stück zu erlernen :).
Das Ergebnis war optisch durchaus ansprechend.
Schwierigkeiten gab es nur bei einer original Ecke, die etwas gerundet war. Wie wir ja wissen passen runde Sachen oft schlecht in eckige. Die Ecke ist nicht so perfekt geworden, die anderen sind super. Das nächste Mal werde ich das Band noch etwas breiter machen, vorn vornerein eine 100er Nadel nehmen und die Ecken begradigen.
Nun habe ich also ein super Fußmatte, die auch noch perfekt zu den Sofakissen passt