zuschneiden bei verzogenem jersey

Emimaus, ich selbst bin da ja inzwischen hart: Wenn er so verzogen ist, dass ich kein zufriedenstellendes Shirt nähen kann, dann fliegt er in die Tonne oder wird für ein Probemodell verwendet. Auch wenn cih mich jedes Mal über das Geld ärgere.

Wenn Du das nicht willst, hast Du tatsächlich nur die beiden von Dir genannten Möglichkeiten. Aber Du kannst ein wenig tricksen.

Wenn Du Dich dafür entscheidest, Dich nach dem Fadenlauf zu richten, dann nutze aktiv, dass sich das Muster verzieht. Du könntest zum Beispiel bei einem sich wiederholenden Streibenmuster versuchen, an den Seitennähten so aneinanderzusetzen, dass das Muster sich wieder trifft, nur um einen oder zwei Raports verstezt. Oder Du setzt einen Streifen andersfarbigen Stoff oder quer zugeschnittenen Stoffs (d.h mit um 90 Grad verdrehtem Muster) dazwischen, um vom schiefen Muster abzulenken.

Wenn Du Dich dafür entscheidest, nach dem Muster zuzuschneiden, dann leg den Stoff schön glatt hin, so dass er genauso liegt, wie er freiwillig fällt. Und dann schneide einlagig zu. Dann sollte das fertige Shirt durchaus tragbar sein, auch wenn es nicht ganz perfekt fällt.

Je nach Stoff kannst Du auch noch überlegen, ob Du quer zuschneidest. Dann ist die Wirkung wieder eine ganz andere.

Hamburger Liebe hat aber recht ordentliche Qualität. Da sollte das Verziehen nicht stark sein. Und wenn's nur ein wenig ist, dann lohnt es sich, das beim Trocknen einfach gerade hinzulegen, und gut ist. (Ich trockne solche Jerseys immer im Liegen, damit sie sich nicht durch das Hängen verziehen.

Einlagiges Zuschneiden ist eine feine Sache, aber es ist hier nicht das Allheilmittel. Wenn der Stoff verzogen ist, und man schneidet einlagig nach Muster zu, dann ist der Stoff halt nicht maschengerade zugeschnitten, und dann fällt er nicht absolut sauber. (Bei Strick- und Wirkstoffen spricht man von Maschenlauf statt von Fadenlauf.)
Das muss nicht stören, aber bei edler Kleidung merkt man den Unterschied schon.