Wenn Kreativität auf Vernunft stößt

  • Laufrose Mit den langen weiten Röcken umzugehen, lernst Du schon noch :) Ich finde, es gibt nichts Praktischeres :) Die ersetzen bei mir lange Hosen. Kurze Röcke sind mir oft zu kalt.

    Ein Titanic-Kleid wird bestimmt schön, und wenn der Schnitt nicht nur mit Korsett tragbar ist, sicher sogar reallebentauglich :) , z.B. als Abendkleid.

    Wenn Du die 1920er so liebst, stelle ich es mir einfacher vor, ein 20er-Kleid zu nähen als ein 1910er. Korsetts waren da ja nicht mehr so verbreitet und die Schnitte wurden lockerer und kürzer. Oder bin ich da auf dem falschen Dampfer? Bei 20er habe ich immer diese Flapperkleider vor Augen, kenne mich aber nicht aus.


    Möchtest Du Dich dann eigentlich auch historisch mit dem Leben in der Zeit beschäftigen, aus er Du nähst oder geht es nur um das Aussehen der Kleidung?

    Viele Grüße und danke für alle Antworten!

    "Das sieht ja aus wie gekauft!" "Was, so schlecht ist es geworden?";):biggrin:

    3 Mal editiert, zuletzt von Lady in red ()

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  • Wenn Du Original A - Inspirationen für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts suchst (A = authentisch), dann ist die Online-Uni-Bibliothek Düsseldorf eine wahre Fundgrube dafür.


    Da gibt es viele Ausgaben der Modezeitschrift "Bazar", teilweise sogar mit Schnittmusterbögen (wobei ich nicht weiß, wie man die in einer nutzbaren Form und Größe aus der Datei herauszaubern könnte).


    Hier mal ein Beispiel. Mit der Suche "Der Bazar" findet mal etliche Jahrgänge, und mit der Funktion "Übersicht" im Menü kann man innerhalb eines Bandes optisch schon mal vorsortieren, was einen interessiert.


    Von 1918 gibt es übrigens auch eine Ausgabe "Wiener Mode" mit SMB.


    "Im deutschen Hause" von 1903 finden sich dann notwendigen "A-Nähtechniken" ab Seite 231 (in der PDF 242). Ab 265 (PDF: 284) geht es um die Kleidung mit Schnittmuster-Ideen. (Daziwschen noch Handarbeiten wie Stricken usw.)


    Ab S. 324 geht es dann noch um "Die Reformkleidung oder verbesserte Frauenkleidung" mit Schnittkonzepten und ein paar Fotos, denn ...

    " ... eine große Anzahl von Frauenleiden sind dem übermäßigen Schnüren mit

    Hülfe des Korsetts zuzuschreiben, darüber sind sich die Ärzte schon immer

    einig gewesen ..." .


    Viel Spaß beim Stöbern. ;)

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  • Nanne da habe ich schon ein bisschen gestöbert. Da ich viel in der englischsprachigen Costumer Szene rumwusele kenne ich noch einige Bezugsquellen für Schnittmuster.



    Hummelbrummel

    Vielen Dank für die vielen Links! Ich freu mich deutsche Quellen zu finden. Meine Bezugsquellen sind sehr Englisch lastig, aus USA und vor allem England. Auch weil da die Szene so groß im Internet vertreten ist.

    Ich kenne jetzt kaum eine Handvoll deutscher Historical Costumers. Der Vintagebursche ist recht bekannt und vielleicht noch Empress of Buttons.



    Lady in red

    Auch abseits der Flapperkleider finde ich die 20er toll. Die Mode steht nicht unbedingt jeden, da die Schnitte recht gerade sind. Man sieht das ja dann in den späteren Staffeln von Downdon Abby. Da ich hinten und vorne recht flach bin, aber trotzdem noch was auf den Rippen habe passe ich da recht gut rein. :biggrin: Ich mag die einfachen klaren Linie und finde sie sehr elegant.


    Ich finde, wenn man die historischen Geschehen außer Acht lässt, versteht man die Mode auch nicht wirklich. Die Kleidung ist auch ein Abbild der Gesellschaft. Sie kann auch recht politisch sein. Für mich gehört das alles zusammen.

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  • Laufrose Die Serie kenne ich nicht, aber diese geraden 20er-Jahre-Schnitte stünden mir eh absolut nicht. Dass der geschichtliche Hintergrund dazugehört, finde ich auch, mag mich aber nicht mit der Zeit des ersten Weltkriegs beschäftigen. Deshalb habe ich gefragt, ob Du das bei den 1910ern machst.

    Viele Grüße und danke für alle Antworten!

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  • Lady in red

    Nun ja, die einzelnen großen Schlachten kann ich dir nicht aufzählen. :steckenpferd:

    Wichtig, auch wenn man solche Kleidung näht bzw. rekonstruiert, ist ja auch zu wissen, dass zum Beispiel in Kriegszeiten die Versorgung eine ganz andere ist. Zum Beispiel sind in der Zeit vom 2. Weltkrieg die Röcke nicht mehr so voll, weil einfach der Stoff nicht da war oder das es manche Fasern nur selten gab. Die Schnittmuster sind darauf auch ausgelegt.

    (Bianca von @theclosethistorien zeigt auf YouTube auch ihre Kleiderkataloge aus den 40er und 50er und zeigt solche Besonderheiten. Schwerpunkt USA, aber das ist in Deutschland nicht all zu viel anders gelaufen. Wenn dann gingen hier die Materialien eher aus.)


    Ist in 1910er nicht viel anders. Die großen Roben waren da erstmal aus und man sieht wie die Schnitte bequemer und praktischer wurden, da die Frauen in anderen Bereichen arbeiten gehen mussten.


    Das ist jetzt das Sahnehäubchen. Um schöne Kleider zu nähen braucht man es nicht unbedingt. Ich liebe aber solche Alltagsgeschichte, die nicht in der Schule gelehrt wird. Bis jetzt hab ich noch keine Ära gefunden in der ich die Kleidung wirklich mag und ich nicht auch um die Geschichte drum rum eintauchen möchte. Leider gehört Krieg immer irgendwie dazu.

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  • Ist in 1910er nicht viel anders. Die großen Roben waren da erstmal aus und man sieht wie die Schnitte bequemer und praktischer wurden, da die Frauen in anderen Bereichen arbeiten gehen mussten.

    Das ist schon sehr vereinfacht. Frauen mußten auch schon vorher arbeiten gehen. Ganz traditionell als mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft und in Handwerksbetrieben. Aber dann mindestens bis zur Ehe auch als Tagelöhnerinnen, als Arbeiterinnen in den Fabriken oder als Dienstbotinnen oder vor allem mit Fortschreiten des frühen 20. Jahrhunderts mit Glück als Angestellte.


    Die großen Roben hat diese etwa Hälfte der Bevölkerung eh nicht getragen. Korsett, Bluse, Rock hingegen trugen alle.

  • sisue

    Das war sehr vereinfacht von mir. Realität ist immer viel komplexer.

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  • sisue Trug die einfache Bevölkerung wirklich Korsett? Das behindert doch bei körperlichen Tätigkeiten, wie z.B. in der Landwirtschaft. Und teuer war so ein Korsett ja sicher auch. Leider sieht man in Museen und Ähnlichem ja immer nur die "Hightlights", nie die einfache Alltagskleidung. Die aktuelle deutsche Hausfrauenuniform, Jeans und Jerseyshirt :rolleyes: wird es ja auch niemals in eine Ausstellung schaffen.

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  • doch, die einfachen Frauen trugen auch Korsett...nicht so aufwendig gestaltet, aber ja

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.
    Voltaire
    Gruß
    Nanne

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  • btw...Korsett behindert keinesfalls und stützt bei, der Rücken beanspruchenden Tätigkeiten die Wirbelsäule

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    Nanne

  • sisue Trug die einfache Bevölkerung wirklich Korsett? Das behindert doch bei körperlichen Tätigkeiten, wie z.B. in der Landwirtschaft. Und teuer war so ein Korsett ja sicher auch.

    Soweit ich es nachgelesen habe, ja. Nicht eng geschnürt etc. aber eben da. Es gab auch Varianten, die weniger versteift waren, im Englischen "jumps", ich vermute, im Deutschen läuft es unter Mieder, das weiß ich nicht so genau. Unterm Strich gab es halt etwas drunter und das war über Jahrhunderte irgendeine Form von mehr oder weniger versteiftem Mieder. Heute ist es auf den BH geschrumpft.


    Was die Kosten angeht, es waren wohl Anleitungen zum Selbermachen verbreitet und im 19. Jahrhundert gab es bereits industrielle Korsetts, besonders zum Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht daß ein industrielles Korsett nicht teuer gewesen wäre, man findet für Deutschland* Angaben von einem Wochenlohn einer Fabrikarbeiterin für die 1860er und in den Fabriken verdienten die Frauen besser als als Dienstbotinnen, Heimarbeiterinnen oder Tagelöhnerinnen oder geschweige denn wenn sie im familiären Betrieb mitarbeiteten ohne Lohn. So ein Korsett war ganz schlicht und einfach und wurde dann geflickt und geflickt und im Zweifelsfall irgendwann auseinandergenommen und die Verschlüsse und noch brauchbare Stäbe recycelt.


    *In den USA z.B. war das Lohnniveau höher und damit ein industrielles Korsett, Mitte des 19. Jahrhunderts gerne aus Württemberg importiert, erschwinglicher.

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  • Wann ging das eigentlich los, dass ein versteifter Unterbau unter der Kleidung getragen wurde? In der Rennaissance? Im Mittelalter sicher noch nicht, oder?

    Was bin ich froh, dass das nicht mehr erwartet wird!:) Selbst einen BH brauche ich glücklicherweise nicht :) Körperumformungen mag ich gar nicht =O

    Und Skinnyjeans (das "Korsett" für den Hintern) habe ich von Anfang an verweigert.

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  • schon im Mittelalter gab es Mieder. Die ersten Versteifungen waren Schnüre, dann kam Peddigrohr, später Walbein und Stahl...heute Stahl und Kunststoff

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  • Und überraschenderweise wurde so viel gar nicht am Körper umgeformt. Vieles waren nur gut platzierte Kissen oder andere Strukturen, die die gewünschte Form hervorbrachte.

  • an meinem Korsett sind keine Kissen, ich krieg das auch so hin :biggrin:

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  • Nanne Beschäftigst Du Dich auch mit historischer Näherei oder trägst Du Dein Korsett unter normaler Kleidung?


    Im Mittelalter wurde mit den Miedern ja sicher eher die Brust, so sie denn hing, etwas angehoben und kein Körpergewebe gequetscht, oder? Ehrlich gesagt ekelt es mich, wenn Körpergewebe zusammengequetscht wird (leider sehr sichtbar an den Beinen dieser Skinnyjeans <X ) Das würde ich an mir niemals wollen =O


    Bisher dachte ich, ich fände historische Schneiderei vielleicht auch ganz interessant,aber inzwischen kristallisiert sich immer mehr heraus, dass es in fast allen Epochen Etwas gibt, dass ich absolut ablehne für mich. Da bleibe ich dann doch lieber bei moderner Schnittkonstruktion. Figurbetont mag ich es ja, aber nicht eng.

    Trotzdem werde ich Dir, liebe Laufrose , interessiert zuschauen :) Wenn ich die Kleidung selbst nicht tragen muß, werde ich sie bestimmt schön finden :)

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  • Zitat

    unter normaler Kleidung?

    unter der normalen

    Zitat


    Beschäftigst Du Dich auch mit historischer Näherei

    auch

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  • zum Anziehen frühe 20er angelehnt

    Interesse an Herstellungstechniken... von der Steinzeit bis ins jetzt

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