Eine Dressform entsteht – nach Bootstrapfashion
Erstmal bitte ich um Entschuldigung, dass es keine Fotos gibt. So eine maßgerechte Dressform ist ja fast wie mein nackter Körper und den will ich nicht im Internet sehen.
Nun: wie kam es zu der Entscheidung?
Ich habe seit 40 Jahren eine Büste, die aus einem kunststoffummantelten Drahtgeflecht besteht, das mit Strom erwärmt wird und dann am Körper formbar ist. Warm abformen, still stehen, erkalten lassen, aufhaken und ausziehen! Soweit die Theorie. In der Praxis bedeutet Abformen, dass das Gitter mit elastischen Binden an den Körper gepresst wird. Um die Wärme auszuhalten, trägt man einen dünnen Rolli auf dem Körper und die Abformung gelingt mal besser, mal schlechter. Das Geflecht ist jetzt in die Jahre gekommen und winzige Brüche im Draht führen zu erhöhtem Widerstand und damit zu größerer Wärme. An dem elastischen Überzug der Büste kann man auch nichts richtig feststecken.
Der letzte Sommer erwärmte die Büste von allein und sie verlor die Form.
Bei Bootstrapfashion
kann man die eigenen Maße eingeben und erhält einen Maßschnitt als pdf, den man nur zusammenkleben und nähen und ausstopfen muss.
NUR…
Als erstes kann man die gut bebilderte Anleitung (in E, D, Fr) auf der Seite herunterladen. Da sieht man: wer genau und sorgfältig nähen kann, wird keine Schwierigkeit haben.
Eingabe der Maße:
Unbedingt cm statt inch anklicken.
Mehrfach und sorgfältig messen (lassen).
Entscheiden, ob „normal“ oder „curvy“. (ich habe bei Gr.44 curvy gewählt.)
Auswahl bei Haltungsbesonderheiten, Bauch- und Gesäßform treffen. (Da eine Näherin bei youtube bemängelte, dass die Figur halt doch den Schneiderpuppen typischen Mangel an Popo hätte, habe ich hier „Gesäß normal“ angekreuzt, obwohl ich meine Hosen mit flachem Gesäß konstruiere.)
Bei der Druckausgabe „mit Nahtzugabe“ und DIN A4 auswählen.
A0 wird nicht angeboten und die Kleberei hält sich in Grenzen, weil es viele (18) kleinere Schnittteile sind.
Materialien:
Ich habe unzählige Videos bei yuotube angeschaut und festgestellt: so schön eine bunte Büste ist, wenn sie solo rumsteht, so unpraktisch ist sie bei Gebrauch, wenn das Muster durch das Kleidungsstück durchschimmert.
Die Dressform muss ziemlich fest gestopft werden.
Ach ein fester Außenstoff muss mit gewebter Bügeleinlage verstärkt werden. Dann franst er an den Schnitträndern nicht und lässt sich besser fest ausstopfen. Beides – Oberstoff und Einlage - hatte ich im Vorrat.
Karton soll sehr fest sein. Eventuell doppeln. Er muss einiges an Kraft aushalten. Ich hatte den Karton von der letzten Weinsendung verwendet.
Das Innenrohr muss über die Stange vom vorhandenen Ständer passen. Ich wurde im Baumarkt fündig – weiße Plastikrohre in verschiedenen Durchmessern, leicht auf Maß zu sägen.
In den Hals kommt ein dicker Schwamm, der zurecht geschnitten wird. Ich hatte sehr dicken Schaumstoff, den ich mit doppelseitigem Klebeband zusammengeklebt habe und straff mit Futterstoff bezogen habe. Damit ließ er sich leichter einschieben und die Unregelmäßigkeiten des Schneidens wurden kaschiert. Sie hätten sich sonst durch den Oberstoff abgezeichnet.
Den Ständer der alten Büste konnte ich etwas modifiziert verwenden.
Füllmaterial:
Ich hatte bei Ebay bestellt: 5kg Füllwatte, grau. Mit Versand etwa 18 Euro. (Material ist Stoff aus dem Reißwolf, aber so fein zerrissen, wie ich es mit meinen Stoffresten nicht hinbekomme.) Nicht waschbar – aber die Büste soll nicht gewaschen werden, die Watte kann nicht durchscheinen und alles andere war mir zu teuer. (Eine Näherin bei youtube hat zerschnittene Stoffreste gemischt mit billigen Kissenfüllungen von IKEA verwendet. Sie benötigte für eine schlanke Büste 16 Kissen!)
Das waren die Vorbereitungen.
Im nächsten Beitrag geht es weiter, wenn gewünscht.
LG
Inge