Couture-Kniffe, Brunella Giannangeli, Haupt Verlag, Bern/CH, 2016, ISBN 987-3-258-60135-9, CHFr 15,00, Hardcover, 120 Seiten, farbige Fotos, farbige Modezeichnungen, Schwarz-Weiß-Schema-Anleitungen
Klappentext bzw. Beschreibung des Verlags (->siehe Link)
Autorin ist die Textildruck-Designerin Brunella Giannangeli, die am Istituto Europeo di Design in Madrid den Masterstudiengang Textil- und Flächendesign absolvierte und in den USA Grafikdesign studiert hatte.
Es werden Anleitungen für verschiedene Falten, Plissees und Stofftechniken vorgestellt, die in knappen, kurzen Sätzen unter den Schemabilder die Vorgehensweise zur Stoffgestaltung erklären. Die fertigen Falten bzw. Plissees werden mit dafür geeigneten Stoffen in Fotos gezeigt.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung, beschreibt auf den zwei folgenden Seiten wozu sich welcher Handstich (Säumen, Saumstich, Steppstich, schräger Heftstich, Hexenstich, Heft- oder Vorstich, Kräuseln, Überwendlingsstich, Feston- oder Schlingstich) eignen. Tatsächlich erklärt, wie er ausgeführt wird, steht da nicht.
Auf zwei Seiten sind die Symbole des Werkzeugs zu finden, das beim jeweiligen Faltenthema benötigt wird. Jede Anleitung startet mit einem farbigen Foto, neben dem die Symbole zu finden sind.
Zu Beginn des Themas ist das Foto der Faltenart, dann folgt die gezeichnete Arbeitsanleitung, die mit präzisen, kurzen Sätzen erklärt, wie vozugehen ist. Nähbegriffe, wie z.B. Bruchkante, werden als bekannt vorausgesetzt.
folgende Arten werden vorgestellt
einseitige Liegefalten aus Baumwollstretch
Die Liegefalten werden an einem fotografierten Rock und an einer gezeichneten Rock-Oberteil-Kombi verdeutlicht.
Stehfalten für Seidenkrepp
Diese Falten ergeben einen Zieharmonikaeffekt.
Sonnenplissee für Seidenkrepp
Tollfalten und abgenähte Tollfalten
Diesen Ausdruck finde ich komisch, denn Tollfalten sind tatsächlich Keller- oder Quetschfalten.
Fächerfalten aus Baumwollstoff
Das sind doppelte Kellerfalten, die unterschiedlich hoch abgenäht werden damit das Kleidungsstück mehr Tiefe erhält.
Phantasiefalten
Hier hätte ich etwas spannenderes als die Kombination von Quetsch- und Liegefalten erwartet.
Biesen aus Seidenmousselin
Als möglicher Einsatzzweck wird das Rausnehmen von Weite in einem Kleidungsstück angesprochen.
Röhrenfalten und wattierte Röhrenfalten
Gezeigt werden diese an einem Wollstoff bei einem Rock. Es sind tiefe Falten, die nicht flach gebügelt werden, sondern wie Röhren stehen bleiben. Eine weitere Variante ist, diese Falten mit Volumenvlies zu füllen um sie noch plastischer zu gestalten.
wattierte Bällchen aus Baumwolle
Diese Stofflandschaft wird ausschließlich mit Handnähen hergestellt, indem Volumenvlies im Stoff verschwindet, der abgebunden wird und dann zugenäht. Es reiht sich Bällchen an Bällchen - wo sie an einem Kleidungsstück Verwendung finden können, wird leider nicht erläutert, ebenso gibt es hierzu kein aussagekräftiges Foto vom fertigen Stück. Ich denke, daß diese "Faltenart" eher bei Taschen oder Dekoobjekten zum Einsatz kommt.
Der Vorgang vom Stoffbaden, Wringen, Knäulen und Binden wird erklärt.
Crinkle-Plissee aus Seidenchiffon
Auch hier ist die Anleitung für das Baden, Schrumpfeln und Aufwickeln an einem Stab erläutert.
Phantasierüschen aus Chiffon
Diese wirren Fadentschichtungen werden ausschließlich mit Handstichen hergestellt. Es ist eine unregelmäßige, in verschiedene Richtung laufende Kräuselung, die ehrlichweise als sehr zeitaufwendig beschrieben wird. Eine farbige Zeichnung zeigt einen aufbauschenden Rock. Ich könnte mir so eine Rüschung an einem Oberteils eines Abendskleids vorstellen, weniger an einem Rock.
Kräuselschlauch aus Baumwollstoff
Der hier gezeigt Verwendungszweck ist ein hoher Kragen an einem Damenoberteil ohne Ärmel.
Rüschenbänder aus Seidensation oder - chiffon
Stoffstreifen werden verschieden per Hand gekräuselt und dann auf einen Trägerstoff aufgenäht. Ein fertiges Modellfoto gibt es nicht.
Volants aus Gabardine und spiralförmiger Volant aus Baumwollstretch
Vorgestellt wird die Kreismethode und die Spiralmethode
Wabenmuster aus Baumwollstoff
Dieses Wabenmuster wird aus senkrechten Kellerfalten gebildet und an einem gezeichneten Oberteil gezeigt.
Wellenmuster aus Baumwollstoff
Dieses Muster besteht aus Liegefalten, die geweils in die andere Richtung gelegt und festgenäht werden.
Schleifenmuster aus Canvas
Diese Faltenanordnung sind Kellerfalten, die quer in gleiche Abschnitte unterteilt und in der Mitte zusammen genäht werden. Das kann ich mir für einen Sofabezug oder für den Rücken einer Jacke vorstellen.
Brandungsfalten aus Baumwollstretch
Es handelt sich dabei um Phantasiefalten, die aus einzelnen, eingerollten Dreiecken zusammengesetzt werden. Die Dreiecke müssen vorher alle verstürzt werden. Dazu wird die Zeichnung eines Damenoberteils abgebildet.
Schuppenfalten aus Twill
Das Phantasiemuster besteht aus Stoffvierecken, die im Bruch zu Röhren gelegt werden. Die Stoffempfehlung dafür ist dicht gewebter, steifer Stoff, der mit starken Garn verarbeitet werden soll.
Drapierungen aus Chiffon
Die Anleitung zeigt ein ärmelloses Oberteil.
bezogene Kordel
Ein Taftschlauch wird über eine beliebig dicke Schnur oder Kordel gezogen.
Mir waren die Anleitungen teilweise etwas zu knapp und mit einigen der vorgestellten "Stoffverdrehungen" konnte ich wenig anfangen, da deren Einsatzzwecke (z.B. wattierte Bällchen, Brandungsfalten) für mich nicht in Frage kommen. Hätte ich das Buch im stationären Buchhandel vorab durchgeblättert, hätte ich es zum Originalpreis vermutlich nicht gekauft. Ich hab's als gut erhaltenes Gebrauchtbuch für wenige €urönchen bekommen und mich darüber gefreut.