Sakko Jungclaus Nahtzugaben
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- Frage Nähtechnik
- Jan
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Prima, danke, da gucke ich auch mal.
Ich schau gerade Mia Führer. Sieht so aus, als ob ich das halbwegs so gemacht hab wie sie und sie hat noch viele gute Tipps dabei. Was mir noch nicht so richtig aufgeht, ist der Kragen. Vor allem ist es bestimmt gut, sehr sauber zu arbeiten und dann das neue Zuschneiden des Unterkragens, damit er entsprechend schmaler wird. Dadurch sitzt der Kragen sicherlich sehr viel besser. Was für eine Einlage empfiehlt da, oder hängt das auch sehr vom Stoff ab? Vielleicht gehe ich damit mal zum Händler meines Vertrauens.
Ich überlege noch, ob ich den Kragen noch mal neu mache oder es gut sein lasse und mit einem neuen Versuch anfange.
Bei den Sakkos, die ich hier habe, gibt es einen separaten Kragensteg und bei der Jungclaus-Konstruktion auch. Was bringt das, wenn ich Kragen und Kragensteg getrennt zuschneide und dann doch wieder zusammennähe? Bei Jungclaus ist es zumindest so, dass der Steg genau an den Kragen passt und das zusammengenähte Stück keine andere Form bekommt, als wenn ich beides in einem zuschneide.
Und Mia Führer sagt, der Oberkragen soll im Bruch zugeschnitten werden, der Unterkragen in zwei Teilen mit Nahtzugabe. Das ergibt für mich bisher auch noch keinen Sinn. -
Normalerweise liegt der Unterkragen, wenn geteilt zugeschnitten wird, im Schrägfadenlauf. Damit wird der Stoff erstmal beweglicher, und kann sich schöner rundlegen. bzw. rundgelegt werden, so man nicht platt Klebevlieseline aufbügelt...
Fadenläufe auch vollkommen identisch von Kragen und Kragensteg?
Der Kragensteg weicht wirklich nicht einen Mü in der Form ab?
Die Nahtzugaben und die Naht ändern rein gar nichts an Stand und Fall des Kragens?
(Wobei Dein Stoff da möglicherweise Erkenntniszugewinnen im Weg ist. Gutes Wolltuch ist da schon anders...)
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Der zweiteilige Oberkragen fällt besser und Du mußt nicht so rumbügeln. Aber nichts für den Anfänger, denn der Oberkragen muß, wenn er in einem Stück geschnitten wird, dressiert werden.
Der Unterkragen bei der Klebeversion wird meist schräg zugeschnitten - darum Naht - er fällt dadurch besser
Mia Führer's Methode ist eine einfachere Methode und hat mit der klassischen Herrenmaßschneiderei wenig zu tun.
Einbügelbare Einlagen gibt es viele. Sie nimmt hier Vlieseline mit eingelassenen Längsfäden (ich glaube H??? für mehr Stand - Jacken und Mäntel). Wenn es geht, versuche eine Raschelware zu bekommen, die ist durch ihre Struktur viel biegsamer als ein Vlies. Und die Stärke hängt natürlich von deinem Stoff ab.
(Rollweite: Es wird immer der Unterkragen konstruiert. Der Oberkragen wird etwas größer geschnitten. Kann man außprobieren - 2 gleich große Stücke übereinander legen und einmal über eine Faust legen. Jetzt sind sie nicht mehr gleich lang, das Teil das außen liegt wird jetzt "kürzer" oder das innere ist zu lang, darum wegschneiden)
lg
posaune
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Ah, verstehe, danke. An den Fadenlauf hab ich nicht gedacht, aber das ist bei dem Stoff vermutlich sowieso so eine Sache. Der andere Stoff, den ich im Auge hab, hat eine Köperbindung und keine elastischen Fasern. Da macht es sicherlich einen Unterschied. Und ja, der Kragen beim Test-Teil fällt echt nicht gut, was ja auch kein Wunder ist. So langsam werden die Fachbegriffe selbstverständlicher. Ich google dann trotzdem noch mal dressieren, haha.
Danke, das hilft echt sehr! -
Also ich hab jetzt mal einen Ärmel zusammengenäht und angesetzt. Das sah ziemlich dürftig aus. Viel zu weit außen und schlabberig. Also hab ich aus dem einen Sakko die Schulterpolster und das Volumenvlies aus der Armkugel entfernt und in mein Monster mit groben Stichen per Hand eingenäht. Das Ergebnis ist nicht wirklich besser als ohne, aber dafür anders unansehnlich.
Ich führe das zum einen darauf zurück, dass ich keine ordentliche Anprobe gemacht hab, weil ich zu wenig Erfahrung hab und das bei mir alleine noch schwieriger ist. Außerdem ist der Stoff natürlich wirklich so lala. Und das vielleicht Wichtigste ist vermutlich, dass ich eben im Inneren auf den ganzen Bauschaum, die Kokosmatten und Walknochen verzichtet habe. Ein Volumenvlies und ein Schulterpolster scheinen das nicht zu retten.
Jetzt überlege ich, ob ich mich für das nächste Teil dann doch noch mit den Einlagen, Polster, Lisierbändern, Formbändern und dergleichen beschäftige. Meine Sorge ist, dass ich dann nie damit fertig werde. Das sieht für mich schon verdammt komplex aus, was ich da auseinandergenommen habe, ein Gewirr aus Bändern, Einlagen, Klebungen, Nähten und Polstern. Und ob ich vielleicht mal zum Profi gehe, damit er mir bei der Anprobe und bei der Schnittanpassung beisteht. Ein hochwertigerer Stoff kann sicherlich auch nicht schaden.
Oder hat jemand hier eine Idee, wie ich eine Art Minimallösung umsetzen könnte mit möglichst wenig Innenleben und trotzdem einer akzeptablen Trageform. Es ist mir nicht wichtig, dass alles perfekt ist und es muss auch insgesamt nicht hochwertig sein. Im Gegenteil, ich will eher was Lässiges haben, das auch gern etwas einfach oder sogar schäbig wirken darf. Es hat für mich fast eher Kostümqualitäten, als dass es um ein klassiches, high-end Sakko gehen soll. Also vom Gefühl her etwas, was jemand, der vor 100 Jahren zur Arbeiterschicht gehört hat, täglich trägt.
Kann natürlich auch sein, dass ich das Polster zu provisorisch eingesetzt habe und sich das auch mit etwas Schnittanpassung, sorgfältigerer Umsetzung und etwas besserem Stoff, diesem omniösem Lisierband, von dem ich glaube, dass ich das beim Auseinandernehmen gefunden habe und vielleicht einem einfachen Einlagenkonzept, schon irgendwie halbwegs ansehnlich oder brauchbar hinbekommen lässt. Oder es fehlt mir einfach zu viel Erfahrung und eine Schneiderpuppe oder ein Bodydouble. Dann hilft wohl eher der Weg zum Profi.
Also wie gesagt, ich muss nicht das Achte Weltwunder nähen, aber es sollte schon irgendwie am Casual Friday oder in der Frittenbude tragbar sein. -
Ein Sakko ist ein Sakko. Klassisch gehören dazu die richtigen Einlagen, Dressur, usw. Das aber ist für Anfänger (auch noch mit dem falschen Stoff) ohne Anleitung eine ziemliche Herausforderung. Die Form des Sakkos wird von der darunter verarbeitenden Einlage bestimmt und darum ist das alles wichtig.
Wenn Du einen Fachmann hast, der Dir hilft - toll - laß Dir helfen.
(Schneiderlehre dauert 3 Jahren)
Fang lieber mal mit einer geraden Jacke an. Wenn es sein muß - auch mit Revers und Knöpfen. Aber nicht so auf Figur geschnitten wie ein Sakko.
(Reverskragen sollte der Anfänger erstmal geübt haben. Dazu wird der Schnitt im Maßstab kleiner gezeichnet und es wird eine Probe genäht.)
lg
posaune
Ein Lisierband wird meist per Hand an Kanten genäht die sich nicht ausdehnen sollen oder wo etwas dauerhaft eingehalten werden soll.
Übrigens: Schulterpolster sind im Schnitt schon einberechnet. Wenn Du sie einfach wegläßt, fällt die Schulter "runter" und der Ärmel gleich mit.
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Ah, verstehe, ja, danke. Jetzt hab ich eine genauere Vorstellung davon, was ich hier eigentlich mache. Also sieht so aus, als ob ich mich doch noch etwas intensiver mit dem Thema beschäftigen sollte und Zeit und Material investiere oder ich gehe mehr in Richtung Jacke oder ich geh zum Fachmensch. Hab gestern geguckt und in der Nähe hat eine sehr interessante Herrenschneiderin kürzlich eröffnet, die einen etwas extravaganteren Schwerpunkt hat und auch schon für die Bühne gearbeitet hat . Oder ich überspringe dieses Kleidungsstück und mache mir direkt einen Mantel. Oder ich metzele so lange an diesem Ding hier herum, bis es mir keinen Spaß mehr macht oder ich was hinbekomme, was für mich funktioniert.
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du könnstest einen Kurs be i@Basi belegen https://www.sebastian-hoofs.de/
sag, ich hätte dich geschickt
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(Ich bin jetzt mal ganz fies: investier mal in einen Herren-Anzug -Schnitt von Vogue oder butterrick.
Nicht wegen des Schnittes, aber die Anleitungen sind genial, und erklären - in amerikanischen Original, nicht in der oft unfreiwillig unterhaltsamen deutschen Übersetzung dabei - was wann wo hinkommt.
ohne das massivst Handnähte drin sind.)
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Sind das Sakkos?17528194_403.jpg
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Zu casual, zu Arbeiterklasse für Sakko. Auch wenn Elemente vom eleganten Sakko drin sind.
Da waren aber auch Stoffe im Einsatz, die von Deinem auflösfreudigen, hochbeweglichem, elastischem Polytierchending meilenweit entfernt waren.
(Und die Stoffe damals waren in aller Regel voluminöser, griffiger, und fester, als das, was wir heut so haben. Robust im besten Sinn des Wortes.)
Wobei ich da eher mit dem Begriff Jacket oder auch Worker's Jacket suchen würd.
heutzutage vielleicht auch Sportjacket/sportliches Jackett
(Nicht, das Begriffe irgendwie genormt wären, und sie verschieben ihre Bedeutung auch noch ständig.)
(Im letzten Great British Sewing Bee - Buch ist ein Linen Jacket drin - das entspricht glaub ich ziemlich Deinem Beuteschema. Aber nur dafür das Buch wär schon etwas viel...)
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Ah, danke. Ich hatte mal so grob gegoogelt und dabei herausgefunden, dass ein Jackett dasselbe ist wie ein Sakko. Vielleicht will ich dann ja eigentlich ein Jackett. Also ja, mir schwebst sowas wie in die Richtung dort vor. Eben Arbeiterklasse, low-end, praktisch, robust, einfach, bequem. Und trotzdem noch old-school mit Revers. Also ich google mal nach deinen Begriffen, danke.
Also verstehe ich das richtig, dass dieser schwerere, steifere Stoff von damals dann eher nicht nach Einlagen gerufen hat? Und dass die Beweglichkeit von meinem Billo-Stoff dann auch dazu beiträgt, dass das Testding eher wie ein Sack(o) aussieht, als wie ein Sakko? Dann wäre vielleicht tatsächlich sowas wie Cord ganz interessant. -
Die haben damals sehr wohl noch verstärkt.
Meistens.
Aber nicht zwingend so, mit speziellen Einlagegeweben, wie es das für das Herren-Sakko, oder den Stresemann (Gehrock) gemacht worden wäre, sondern halt der Rest vom Hemd durft herhalten, der's halt noch tat...
Und der Stoff war halt an sich meist deutlich einfacher.
(Und wer konnte, leistete sich Serge... )
Ja, das Du diesmal eher den formverweigernden Sack(o) hast, würde ich tatsächlich dem Stoff zuschreiben.
Nicht der Konstruktion als solcher.
Die Begriffe sind auch nicht ganz klar getrennt, und werden oft synonym gebraucht. Wann das Sakko ein Sakko ist und wann ein Jackett ist ... naja. Gefühlssache. Das sind nur kleine Details, die den Unterschied machen.
Versuch einen Stoff mit wenig, optimalerweise ohne Elasthan, und einer Webung, die sich nicht beim angucken schon auflöst.
(Ich hab ein eleganteres Dinner/Smoking-Jacket nach Vogue schon aus einem Leinen-Imitat - 100% Polyesther, genäht. Und Klebevlieseline und einfach eingeklebter Plack aus schlichtem Volumenvlies.
Und ein eher "normales" Sakko aus silbergrauem "Jeans" - Baumwollfeinköper mit Elasthan-Anteil. Ebenfalls einfache Klebeeinlagen und V-Vlies...
Es geht.
Wolltuch ist natürlich edler.
Aber da mein Mann solche Sachen leider nur so 1 x im Jahrzehnt, wenn überhaupt anzieht...9
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Jungclaus hat doch ein sehr gutes Buch über die Verarbeitung und Reihenfolge der Sakko Herstellung. Kennst Du das nicht? Viele Bilder helfen sicher auch weiter!
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Ja, danke. Ich denke, ich will eigentlich gar kein feines Sakko haben. Wie's so ist hab ich jetzt in letzter Zeit überall Sakkos gesehen. Hat natürlich was für sich, wenn die (Achtung, Wortspiel) gut Betuchten so eine super sitzendes und formmodulierendes Oberteil tragen, aber mir geht's um was anderes, also eher eine Jacke. Sowas, was vielleicht heutzutage viele leicht zerstreut wirkende (Geistes-)Wissenschaftler*innen tragen. Nichts für den Auftritt bei Jimmy Kimmel.
Das Buch von Jungclaus kenne ich tatsächlich nicht. Ich muss sagen, dass mich "Die Herrenschneiderei" auch nur beidingt umhaut. Das liegt daran, dass ich manchmal Eintragungen für falsch erachte oder mindestens ungenau oder missverständlich. Für jemanden, der das regelmäßig macht, ist das vielleicht kein Problem. Das sagt natürlich nichts über das andere Buch aus.
Ich würde also noch mal einen Anlauf wagen mit dem anderen Stoff. Ich denke, ein Nesselmodell macht nicht so viel Sinn, weil es ja doch am besten konkret angepasst werden muss. Also anhand dieses ersten Versuchs jetzt den Schnitt zu korrigieren und das auf einen anderen Stoff zu übertragen, ist vermutlich nicht so zielführend. Ich hätte hier halt noch den Stoff, mit dem ich das eigentlich vorhatte, einen etwas leichteren Polyester-Fischgrät-Stoff ohne Elasthan.
Hilft da das Buch von Jungclaus wirklich so weiter? Ich will ja eben nicht die hohe Kunst erlernen. Andererseits kann ich jetzt auch nicht einfach irgendeinen Einlage oder irgendeinen Plack kaufen und irgendwo dranbügeln. Mein nächster Schritt wäre der Weg zum Fachhandel mit dem Stoff und dort nachfragen, was die sagen. -
Nein, das Buch ist klassische Verarbeitung. Für einen Anfänger ohne Anleitung viel Stoff (auch ne Anspielung)!
Hältst Du dich an Mia Führer, bekommst Du eine Klasse Jacke - und mit der richtigen Klebeeinlage. Das Vorderteil ganz verstärken, hinten das Armloch und den Hals. Nesselmodell ist trotzdem ratsam - abchecken der Maße und der Proportionen.
lg
posaune
Bei Müller und Sohn gibt es einen Schmalen Jackengrundschnitt (Zugabe Bu = 6.7 cm). da noch einen Revers drangebastelt hättest Du eine schöne Jacke. Es gibt auch eine mit 5.5 cm
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