Hemd Konstruktion Sattel (back yoke)

  • Hallo zusammen,


    ich arbeite gerade an der Schnittkonstruktion für ein Hemd (casual long-sleeved shirt) nach Vorgaben aus dem Buch "Patternmaking for Menswear" von Gareth Kershaw. Ich denke, soweit kann ich das alles ganz gut nachvollziehen und es haut hin. Was mich aber jetzt irritiert: Soweit ich das erkennen kann, wird der Sattel letztlich hinten über den Schultern einfach vom Rückenstück konstruktionsmäßig abgeschnitten. Wenn ich den dann später wieder annähe, sehe ich nicht den Unterschied oder den Gewinn, als wenn ich den Teil einfach am Rückenteil dran lasse. Also irgendwie sollte da doch was wie ein Wölbung durch Abnäher entstehen. Die sind aber nicht möglich, wenn die Kante vom Sattel genauso lang ist wie das Rückenstück.

    Kennt jemand diese Konstruktionsanleitung oder hat eine Tipp oder Gedanken dazu?

    Lieben Dank und Gruß!
    Jan

  • Disaster

    Hat das Label FRAGE hinzugefügt.
  • .Bei den (2) Hemdschnitten (gekauft, nicht selbst konstruiert) die ich bisher genäht habe, wurde der Sattel gedoppelt.

    Früher® ;) wurde Bekleidung ja noch auf Nützlichkeit und Langlebigkeit angelegt, und da machte ein gedoppelter Sattel wohl durchaus Sinn.
    Außerdem kann man ihn als gestalterisches Element nutzen (z.B. diagonal zuschneiden bei Karo-Stoff).
    Insofern also "sinnvoll", auch wenn er kein formendes Element ist ....:2cent: ...

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

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    • Offizieller Beitrag

    ...oder in einer anderen Farbe, als stilistisches Element

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.
    Voltaire
    Gruß
    Nanne

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  • Wenn Du den Rückenabnäher konstruiert hast, wird der Sattel abgeteilt.

    Dann der Abnäher rausgeschoben - und je nach Abnäherinhalt und Rückenform zu mehr oder minder großen Anteilen in die Teilungsnaht gelegt.


    Danach kannst Du Dir noch überlegen, ob Du in das Rückenteil noch zusätzliche Weite an der Ansatznaht einbauen möchtest, und wie Du die dann im zaume hälst - also Kräusel, Keller- oder Quetschfalte in der hinteren Mitte, oder 2 einfache Falten eher seitlich.


    Danach kommen so neckische Spielereien wie Passe doppeln und/oder schräg zu schneiden...

  • Bei Hemden wird er eigentlich immer gedoppelt, bei Blusen nicht. Die Passe schneidet man bei gestreiftem Stoff quer zu und bei kariertem Stoff auf der Vorderseite diagonal.

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  • Wow, super, vielen Dank für die schnellen und hilfreichen Antworten!


    Ich denke, es macht schon Sinn, die Passe so zu konstruieren, dass sie auch formt. Zumindest möchte ich es mal ausprobieren. Verstehe ich das richtig, Aline, dass ich das Rückenteil dann noch etwas verbreitere und die Passe so lasse? Bedeutet das "rausschieben"? Ne, oder, weil das beschreibst du ja im zweiten Absatz.

  • Du konstruierst ein Rückenteil im Bereich der Schulter immer mit 'nem Abnäher (naja, fast immer, es gibt da wohl ein paar besondere Ansätze, die ohne auskommen...)

    Diesen Schulterabnäher, der die Rundung des Schulterblatts nachformt, kann man im Lauf der Konstruktion wieder "entfernen".

    Meist dadurch, das man den Abnäherinhalt aufteilt: Ein Teilchen wird einfach eingehalten (die rückw. Schulternaht ist länger, als die vordere. Das sind ein paar mm meist nur.)

    Einen Teil schiebt man üblicherweise in's Halsloch, und wenn dann noch was übrig ist, in's Armloch.


    So.

    Nu kann man aber jeden Abnäher nicht nur einfach paralell verschieben (seitwärts - Hals- und Armloch hier), sondern auch drehen.

    Um seine Spitze herum in jede beliebige Position - auch so, das er senkrecht auf die hintere Mitte zuläuft (senkrechte: 90 -Grad-Winkel)

    Und diesen gedrehten Abnäher kann man auch wieder schieben - hier dann im Armloch hoch und runter, bis er schön auf die geplante Passennaht passt.

    Ich würd sagen, 1 /3 Abnäher liegt im Hemdrücken unterhalb der Passe, 2/3 drüber - die Nähte, die die Passe an's Rückenteil wieder annähen, sind die Abnäherschenkel.


    Am einfachsten: Konstruier den Schulterabnäher.

    Überleg Dir, wo Du Deine Passenabteilung haben willst - gerade Linie, schon mal anskizzieren. und ein paar cm weit einschneiden (Länge vom Schulterabnäher)

    Schulterabnäher einschneiden, zulegen - im Armloch öffnet sich an der Einschnittstelle ganz automatisch Dein Abnäher wieder. Und jetzt liegt er in der Passennaht. Schön ausrunden, weich zusammenlaufen lassen.

    Alleine durch die Rundung wirst Du etwas unterschiedliche - minimal! - Längen für Passenunterkante und Hemdrückenrestoberkante haben.

    Wenn gewünscht, in die Hemdrückenoberkante zusätzliche Weite einfügen...


    (*grins* Falls da noch ein Rundrücken oder 'ne nach vorn gedrehte Schulter zu kommen, wird's spannend.

    Zumindest den Rundrücken kriegt man aber relativ einfach in den passenansatz versteckt.)

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  • Wow, supersupersuper, dankedankedanke!

    Das vollziehe ich jetzt mal alles in Ruhe nach und gucke, ob in dem Buch noch was übersehen habe und da doch noch ein Abnäher drin ist. Sonst bastle ich was rein.


    Danke noch mal, das weiß ich sehr zu schätzen.

  • Im Zweifelsfall gibt es da noch hulabetty, die ihrem Mann sehr abgefahrene Hemden dieser Art genäht hat. Da kann man auch nachfragen, wenn ... Ich freu mich schon auf die Bilder von Deinem Hemd!

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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  • Super, danke für den Tipp. Ich habe gerade das Gefühl, ich komme nicht drumherum, da doch auch ein bisschen nach Gefühl zu arbieten, sonst verzettele ich mich mit dieser Konstruktionsanleitung. Ich hab da so einen wenig hilfreichen Anspruch, das alles perfekt zu machen, aber das wird es ja auf dem Papier sowieso nicht. Ich nähe dann vielleicht eine Testrunde aus Nesselstoff und dann kann ich das Muster noch anpassen. Und ich zeige das gern und dann habt ihr vielleicht noch ein paar Verbesserungsvorschläge.

  • Die Passe eines Herrenhemds wird immer doppelt genommen; dass steht auch auf Seite 121: "Cut 1 pr" (= pair, = Paar). Oberkante vom Rückenteil und Schulternaht vom Vorderteil können somit ganz eingeschlossen werden und brauchen keine Versäuberung. Die Wölbung im Schulterblattbereich wird in diesem Fall erreicht durch Taillenabnäher, dadurch verläuft Oberkante Rücken leicht gewölbt und zusammen mit gerade Unterseite der Passe entsteht ein virtueller Abnäher am Armloch. So jedenfalls ist die Theorie; im Individualfall muss man natürlich möglicherweise modifizieren.

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  • Ja, danke. Das mit dem Taillenabnäher ergibt Sinn. Ich muss mich aber wohl einfach auch noch mal durch die Terminologie arbeiten, die sitzt bei mir noch nicht. Das Wechseln zwischen Deutsch und Englisch macht es nicht leichter, aber das wird schon.

  • Testrunde aus Nesselstoff macht beim ersten Hemd echt Sinn.

    Du kannst Änderungen vornehmen und so nach und nach den perfekten Schnitt für Dich bauen.

    Man(n) muss sich schließlich darin wohlfühlen. :biggrin:

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