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Hilfe bei Änderungen an Anzügen, Hosen etc.

  • Liebe Forumsmitglieder,


    da dies mein erster Beitrag ist, vielleicht eine kurze Vorstellung: Seit einigen Jahren interessiere ich mich für klassische Herrenmode. Meine Garderobe wächst auch kontinuierlich an, allerdings müssen die von mir erworbenen Sachen immer an einigen Stellen geändert werden. Da auch der Änderungsschneider ziemlich ins Geld gehen kann und eigentlich auch immer wieder nur die gleichen Sachen zu machen sind, habe ich mir vor über einem Jahr eine Nähmaschine gekauft und mit dem Nähen angefangen. Hosen kürzen (mit Blindstich etc.), am Bein enger machen, am Gesäß auslassen usw. funktionieren ganz gut. Jetzt möchte ich mich allerdings an die schwierigeren Dinge heranwagen und suche daher nach guten, detaillierten Anleitungen für..


    - Sakkoärmel von oben kürzen

    - Taillierung ändern (auslassen)

    - Sakko kürzen


    Ferner würde mich interessieren, ob es irgendwo eine systematische Zusammenstellung häufiger Änderungen bei Anzügen/Hosen gibt und wie diese korrekt durchzuführen sind.


    Vielen Dank im voraus für Eure Hilfe!

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    technische Daten | Produktseite Hersteller | Händlersuche

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  • Disaster

    Hat das Label FRAGE hinzugefügt.
  • Reicht Euch Text?

    Ärmel von oben kürzen.

    messen wie viel weg muss und bitte beide Ärmel! Den Ärmel dort markieren wo Schulter, Teilungsnähte und Seitennaht der Jacke liegen. Ebenso an der Jacke die Ärmelnähte markieren ich mache das immer mit Nadel und Reihgarn. Nun den Ärmel raustrennen, ebenso Ärmelfish etc. Wenn beide Ärmel raus sind Nähte bügeln, Futter und Stoff, Stoffkante aufeinander stecken. Oberarm und Unterarm an einem Ärmel markieren wieviel cm weg muß. Nun den anderen Ärmel auf links drehen und über den ersten Ärmel ziehen. An der oberen und unteren Markierung anstossen lassen und feststecken. Nun die restliche Weite feststecken (in der Kugelbreite sind das wesentlich weniger cm). Markierungen übertragen und abschneiden. Nun alles zusammen umdrehen so das der abgeschnittene Ärmel oben liegt, Stecknadeln raus und nun den abgeschnittenen Ärmel als Muster nehmen und soviel runter ziehen wie der zweite Ärmel gekürzt werden soll. Ärmel einnähen Fish rein, Jackenfutter mit der Hand ans Armloch nähen und ich nähe bei Herrensakkos immer das Futter mit der Hand an. Wenn Ihr Bilder möchte, im Moment habe ich keine Ärmel zu kürzen und kann das nur an Stoff zeigen.

    Ärmel von oben kürzen geht auch nicht unbegrenzt. Weil der Ärmel von oben nach unten schmaler wird kann mann an den Nähten ewas auslassen. Bei älteren Sakkos sollte man prüfen ob in der Nzg Farbunterschiede zum Vorschein kommen.

    Liebe Grüße aus Ostfriesland

  • Vielen Dank! Das klingt eigentlich machbar. Werde es mal an einem Sakko ausprobieren, welches ich eh nicht mehr trage. Gibt es irgendwelche typischen Fehler, die man als Anfänger dabei machen kann? Die Kleidungsstücke sind ja in der Regel nicht ganz billig.

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  • Es gibt von Angela Wolf auf Craftsy/Bluprint englischsprachige Kurse „Tailoring Ready-to-Wear“, allerdings nicht speziell auf Herrenmode fokussiert.

    Von Teresa Gilewska gibt es das Buch „Schnittkonstruktion in der Mode: Die Extras - Ändern und Aufwerten von Kleidungsstücken“.

    LG,
    thimble

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  • Hallo mal wieder,


    nun eine konkrete Frage. Ich habe folgende Hose, die ein paar Passformprobleme hat, derer ich mich gerne annehmen würde (die Hose ist absichtlich nicht zeitgenössisch eng geschnitten, sondern eher klassisch weit und hoch).


    1) Die horizontalen Falten unterhalb des Gesäßes.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann stimmt die Form der Naht, welche die beiden Rückseiten zusammenhält, nicht ("seat curve" auf Englisch? Auf Deutsch?). Sie sollte L-förmiger sein. Geht Ihr damit d'accord?


    2) Unterhalb des Bundes sind kleine Falten. Was mache ich mit denen? Bund tiefer machen?


    Lieben Dank schonmal!

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  • Naja, so einfach ist die Änderung hier auch wieder nicht....


    Du hast die klassischen Säbelbeine ;) Becken nach vorne. Du brauchst vorne vertikal mehr Länge und rückwärtig unter Gesäß eben weniger.


    In der Anfertigung würde man schon vorn vornherein die Seitennaht der Hinterhose ab Knie nach oben hin ausdehnen und die Vorderhose an der Seitennaht ein wenig einbügeln. Das würde die Hose unter dem Gesäß bereits kürzen und die Vorderhose über den Oberschenkeln was längen. Kannst du sicherlicher hier auch noch machen, aber ob der Aufwand lohnt... ist es eine Wollhose?



    Meiner Meinung nach ist die hintere Mitte ist in seiner Form zunächst richtig geschnitten. Die Hinterhose sollte an sich gerader gestellt werden und die restliche Länge dann über den rückwärtigen Bruch einbügeln. Hast du an der hinteren Mitte oben genug Einschlag?


    Da deine Beine diese Form vorgeben, wirst du bei jeder Hose dieses Problem haben... richtig?

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  • Hi Basti,


    vielen Dank für die Analyse und die Tipps. Tatsächlich habe ich immer Probleme mit Hosen. Wenn's dann noch was mit richtig Leibhöhe sein soll, wird es noch schwieriger. Dies hier ist übrigens deswegen auch Maßkonfektion (Luxire, 2. Versuch).


    Da ich noch ein ziemlicher Laie bin und das Nähvokabular noch nicht richtig sitzt, ein paar Fragen zum besseren Verständnis:


    - "Die Hinterhose sollte an sich gerader gestellt werden" -> der Verlauf der Gesäßnaht(?) sollte gerader sein als sie jetzt ist, also mehr ein "L", wie akobu meinte?


    - "die restliche Länge dann über den rückwärtigen Bruch einbügeln" -> Was genau ist damit gemeint?


    - Ist mit "Einschlag an der hinteren Mitte" die Stoffreserve (das "V") an der Gesäßnaht gemeint? Wenn ja, dann ja. Da ist einiges vorhanden.


    Kannste nicht mal ein Hosenseminar und/oder ein Änderungschneiderei-Seminar für Männer anbieten? Ernsthaft. Ich finde es total schwierig, offline gezielte Hilfe von Leuten zu bekommen, die sich mit Herrenschneiderei sehr gut auskennen.


    Lieben Gruß

    Scarlatti

  • Entschuldige bitte, ich habe das Thema hier ganz vergessen :(


    Ja, genau, die Hinterhose muss gerader werden. Das heißt die Reserve in der hinteren Mitte ist genau dafür da. Du kannst hier so abnähen, dass du am Ende nur noch 1cm Nahtzugabe hast. Das heißt du nähst weniger ab und öffnest dann! die alte Naht.

    Jetzt hast du aber 2cm zu viel Bundweite, die du an der Seitennaht an der Hinterhose wieder wegnehmen musst. Damit kommt die Hinterhose gerader. Rotiert quasi Richtung deiner hinteren Mitte. Ein wenig Gehirnjogging, ich weiß. Bei Hosen muss man immer genau andersherum denken ;)


    Wenn du die Hinterhose an der hinteren Mitte neu abnähst schau, dass du nur den "geraden" Teil änderst und unten (vielleicht ist ein Knips vorhanden) in die schon genähte Kurve einläufst. Die Kurve an sich darf ab da nicht verändert werden.


    Die Seitennaht auch smooth in die alte Naht einlaufen lassen. Bund wieder drauf und glücklich sein.


    Dann legst du dir die Hose im Bruch (als wenn du sie normal bügeln wolltest) auf das Bügelbrett und schiebst die Hose unterhalb des Gesäßes so zusammen, dass die Bügelfalte nicht mehr glatt liegt, sondern in Wellen. Du kannst nun solange drauf herum bügeln (einfach ausgedrückt) bis die gesamte Weite eingebügelt ist. Du siehst dann auch im Profil, wie Hinterhose kürzer wird und damit deiner eigenen Profilform besser entspricht.


    Bei Fragen, fragen! :)


    Übrigens geben wir diese Kurse bereits. Aber immer nur individuell nach Anfrage bei uns im Atelier.


    Herzliche Grüße aus Köln


    Sebastian

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  • Ok, ich habe ca.1,5cm schön gerade abgenäht und die ursprüngliche Naht geöffnet. Tatsächlich fällt die Hose jetzt hinten besser und die Falten sind deutlich reduziert (Foto liefere ich nach).


    Nun frage ich mich, ob ich die Seitennaht nicht lieber in Ruhe lasse, da die Hose vorher ziemlich an der Hüfte spannte (siehe die ursprünglichen Fotos) und jetzt eigentlich ganz angenehm weit ist.


    1) Habe ich das richtig verstanden, dass es bei der Änderung der Seitennaht nur darum gehen würde, die Hose an der Hüfte wieder schmaler zu bekommen? Anders gesagt, mit der Reduktion der Falten unterhalb des Gesäßes hätte das nichts zu tun?


    2) Andere Frage: Könnte man eigentlich den Bund hinten ca. 1-2cm tiefer setzen (sodass er von der Seite aus etwas gerader wird), ohne dass man noch irgendwo anders etwas ändern müsste (z.B. an der Seite?)?


    LG Alexander

  • Hallo Alexander,


    wenn du den Bund hinten etwas tiefer setzt, verliert das Gesäß der Hose an Länge. Diese Änderung kann man zusätzlich machen. Bei der Änderung fürs "flache Gesäß" auch sehr üblich. Pass nur auf, dass du dir im Passformwahn nicht auch die Beweglichkeit wegnimmst. Dann kannst du nicht mehr vernünftig Treppensteigen oder sonstige Bewegungen ausführen. Außerdem, wenn die Hose unterhalb des Gesäßes schmal zu läuft, wirkt so eine Hose sehr schnell feminin, wenn sie am Ende wie geleckt am Po sitzt. Alles Ansichtssache, ich werfe es bloß in den Raum. Ein wenig Auflockerung unterhalb des Gesäß würde ich lassen.


    Du hast den Bund nun 3cm weiter gemacht. Wenn die Hose nun bequem ist und du nicht das Gefühl hast sie würde dir von der Hüfte rutschen, dann lass sie so. Die Änderung an der Seitennaht hätte bloß die Bundweite wieder reguliert.


    Freut mich, dass die Hose nun schon besser sitzt. Geht doch :)

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  • Es ist immer wieder mal schön die präzisen und verständlichen Vorschläge und Erläuterungen von Basti zu lesen.

    Liebe Grüße

    Walter


    Bist Du wütend zähl bis vier, hilft das nicht dann explodier! Wilhelm Busch


  • Das möchte ich unterschreiben. Das hat sehr geholfen!


    Ich habe mittlerweile mehrere Hosen geändert und dort die Gesäßnaht begradigt. Grundsätzlich verbessert das den Sitz unterhalb des Gesäßes deutlich. Eine Sache ist mir dabei jedoch aufgefallen: direkt am unteren Rücken auf Höhe der Lendenwirbelsäule ist dann immer ein bisschen Luft. Mir scheint, als würde die gerade Naht mein Hohlkreuz nicht richtig abbilden. Wird es funktionieren, wenn ich beim Nähen dieser Naht die oberen paar Zentimeter etwas von der geraden Linie abweichen (nach links, also enger machen)? Oder ist das Problem anders zu lösen?

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  • Das möchte ich unterschreiben. Das hat sehr geholfen!


    Ich habe mittlerweile mehrere Hosen geändert und dort die Gesäßnaht begradigt. Grundsätzlich verbessert das den Sitz unterhalb des Gesäßes deutlich. Eine Sache ist mir dabei jedoch aufgefallen: direkt am unteren Rücken auf Höhe der Lendenwirbelsäule ist dann immer ein bisschen Luft. Mir scheint, als würde die gerade Naht mein Hohlkreuz nicht richtig abbilden. Wird es funktionieren, wenn ich beim Nähen dieser Naht die oberen paar Zentimeter etwas von der geraden Linie abweichen (nach links, also enger machen)? Oder ist das Problem anders zu lösen?

    ;)


    Diese Luft entsteht, weil du nun den Bund weiter gemacht hast. Wenn du es nicht wie vorher mehrfach beschrieben an der Seite wieder wegnehmen magst, kann du es auch so wie du beschrieben hast machen.


    Bei solchen Fragen wundere ich mich immer, warum die Menschen es nicht einfach ausprobieren? Du könntest es doch mal testen und sehen was passiert. Versuch macht Kluch :)


    Bedenke halt, dass bei einer Spiegelnaht das scharfe Abnähen von Ecken auch immer einem Abnäher gleich kommt und du damit die Weite nur dort hin verschiebst, wo dieser Abnäher hinzeigt. Wenn du nun oben am Bund an der hinteren Mitte also nun aus der Verlauf gehst und NOCH mehr abnähst, erhälst du darunter eine Tüte.

  • Naja, ich habe schon viel herumprobiert und Nähte wieder aufgetrennt, mit mäßigem Erfolg. 8o Nochmal zur Seitenaht: Wenn ich das richtig verstehe, dann kann ich ja dort nicht einfach enger abnähen (wg. der Seitentasche). Muss ich die Naht komplett von oben bis unten öffnen und das hintere Teil sozusagen hineinschieben? Was mache ich mit dem Bund? Der ist ja dann zu lang. Muss ich den komplett abnehmen?

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