Stulpen mit halben Fingern

  • Guten Abend in die Runde. Statt Socken stricke ich gerade für eine liebe Freundin Stulpen mit halben Fingern. Sie möchet sie ganz ganz schlicht mit glattem Schaft.

    Das ist der momentane Zwischenstand:

    K640_Zwischenstand 1.JPG

    Ist jemand an Details interessiert? Dann könnte ich bei der zweiten Stulpe ein paar Anleitungsschritte dokumentieren.

    Viele Grüße, Margit

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  • Oh, ja, bitte - beschreib' wie Du das strickst.


    Ich bin neugierig, wie Du den Daumensatz machst, da gibt es viele Möglichkeiten.

    Deiner auf dem Foto sieht sehr bequem aus und anders als ich ihn stricken würde.

    Kreativität ist ... eine Allround-Fähigkeit für alle :na: Lebenslagen.

    Die Eile ist der größte Feind der Qualität. (Irena Paukshte)
    Keine Frau ist perfekt, aber die aus dem Süden :biggrin: sind verdammt nah dran.

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  • Eine Anleitung ist immer eine gute Idee. Und - nur keine Panik - Handschuhe (sogar mit ganzen Fingern) sind KEIN Hexenwerk. Ich freue mich schon auf die Anleitung, denn die Zunahmen für den Daumen sehen bei mir auch anders aus. Lerne gerne dazu...

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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  • Vielen Dank Katharina, das ist ja eine tolle Sache. Hab mir den Link direkt in die Favoriten gelegt. Ein bisschen Schade, dass das Beispiel aus relativ dunkler Wolle gestrickt ist. Man kann nicht alles erkennen.

    Ich schreib dann trotzdem mal auf, wie ich es mache.


    Die Stulpen hat sich, wie gesagt, eine liebe Freundin gewünscht. Sie hat 2016 schon einmal ein Paar von mir bekommen, und sich in diesem Winter wieder Wolle ausgesucht.

    Sie möchte einen einfachen Schaft (kein Bündchenmuster), da sie die Stulpen auch mal schoppen möchte.

    Material: Ascot von Lana Grossa, 57% Schurwolle, 18% Alpaka, 25% Viskose. Lauflänge bei 50g ca 120 m (wir haben 2 Knäul gekauft), empfohlene Nadelstärke: 5.

    Die Maschenprobe hat aber schnell gezeigt, dass mit Stärke 5 zwar der Strick schön locker wird, aber zu grob für z.B. die gestrickten Finger.

    Also habe ich dann doch zu Stärke 4 gegriffen.

    Bei der Maschenprobe gehöre ich übrigens eher zu der Faulenzer-fraktion. Ich habe 20 M angeschlagen, ca 3 cm hoch gestrickt und dann hochgerechnet.


    Bevor es losgeht: hier meine Hand mit ein paar Markierungen. Auf die werde ich mich später schon mal beziehen.

    Praktisch ist, dass die Hand meiner Freundin und meine fast gleich groß sind. Ich kann also prima messen und probieren.


    K640_Inked_Hand mit Orientierungslinien_LI.JPG


    Anschlag: 44 M, zur Runde schließen. Dann 1 R rechts, 4 R links. Danach geht es glatt rechts weiter. Zunächst einmal 20 R.

    Dann habe ich pro Nadel Masche 5 und 6 zusammengestrickt, d.h. die Runde besteht noch aus 40 M.

    Dann noch weitere 20 Runden (macht eine Gesamthöhe von 13 cm), und die Orientierungslinie 1 ist erreicht.

  • Jetzt geht es mit dem Daumen los:

    Ich stricke ihn zwischen Nadel 2 und 3.

    Nadel 2: 9 M normal rechts stricken.


    Jetzt wird eine zusätzliche Masche aus dem Zwischenraum zu M 10 heraus gestrickt.

    K640_Daumen_Zunahme N2-1.JPG


    Und zwar – ganz wichtig – verschränkt.

    Ich parke dazu die gerade hervorgeholte M kurz auf der linken Nadel und drehe sie dann quasi mit der rechten Nadel, auf der die neue M dann verschränkt liegt.

    K640_Daumen_Zunahme N2-1_verschränkt.JPG


    Die letzte M auf der Nadel rechts abstricken.


    Aus dem Zwischenraum zu Nadel 3 wird jetzt eine weitere M verschränkt heraus gestrickt.


    K640_Daumen_Zunahme N3-1.JPG

    Keine Sorge, wenn das zunächst nach einem Riesenloch aussieht.

    Schon wenn man ein paar M weiter gestrickt hat, zieht sich das wieder zurecht.


    K640_Daumen_Zunahme N3-1 weiter.JPG


    Ergebnis: sowohl auf Nadel 2 als auch auf Nadel 3 liegen jetzt 11 M.


    Die folgende Runde wird einfach rechts gestrickt.

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  • In der nun folgenden zweiten Zunahmerunde bis zu M 9 auf Nadel 2 stricken. Zunahme wieder durch eine verschränkt aus dem Zwischenraum herausgestrickte M. Dann folgen noch die beiden übrigen M von Nadel 2.

    K640_Daumen_Zunahmen N2-2.JPG


    Bei Nadel 3 gibt es nun einen kleinen wichtigen Unterschied: zuerst eine M stricken, erst dann eine aus dem Zwischenraum zusätzlich.

    K640_Daumen_Zunahme N3-2.JPG


    Dann folgen die restlichen 10 M.


    Wieder eine Runde einfach rechts stricken. Das Ganze noch ein drittes Mal wiederholen.

    Man kann schon ganz gut erkennen, dass sich die Zunahme der Daumenform anpasst.


    K640_Daumen_Zunahme halb.JPG


    Es folgen noch 4 weitere Zunahmerunden nach dem gleichen Prinzip – allerdings mit 2 Runden Pause dazwischen.

    Das Resultat sieht so aus.


    K640_Daumen_Zunahme fertig.JPG

  • Hier ist der Zwickel noch einmal aus anderer Perspektive:

    Der Pfeil markiert die ehemalige M 10 auf Nadel 2, die rechte gepunktete Linie den Weg, den M 9 zurückgelegt hat. Die linke gepunktete Linie zeigt den Weg von M 1 auf Nadel 3.

    K640_InkedDaumen-Zwickel.JPG


    Nach der letzten Zunahme noch insgesamt 8 Runden stricken – dann ist die Orientierungslinie 2 erreicht.


    Demnächst mehr. Mein Mann ist so nett, die Fotos zu machen. Ich muss mir das Stricken so einteilen, dass es auch im Hellen etwas zu fotograieren gibt.

    Viele Grüße,

    Margit

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  • Da fürchte ich mich so gar nicht vor, das hab ich schon hinbekommen. Ist kein Hexenwerk. Besonders nicht, wenn Du es genauso gut erklärst wie den Rest. :herz:

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

  • Weiter geht’s! An der Orientierungslinie 2 angekommen, werden die Maschen für den Daumen (insgesamt 15) auf Sicherheitsnadeln still gelegt. Die speziellen Stricksicherheitsnadeln sind mir zu groß, daher nehme ich ganz normale.


    K640_10_Daumen-stillgelegt.JPG


    Jetzt muss die Runde wieder geschlossen werden. Dazu strickt man an einen Steg – ich brauche hier 5 Maschen. Und das geht so:

    Ich drehe die Arbeit – so als ob ich zurück stricken würde. Dann hole ich den Faden durch die erste Masche, und lege die Schlaufe auf der linken Nadel ab. Das wiederhole ich noch viermal immer mir der ersten Masche auf der Nadel.

    K640_11_Daumensteg_M1.JPG


    So sieht das dann von der rechten Seite aus. Quer über das „Daumenloch“ wird nun zur Runde geschlossen.

    K640_12_Daumensteg_komplett.JPG


    K640_13_Daumensteg_zur Runde.JPG


    Weiter geht es mit 9 Runden glatt rechts – bis zur Linie 3 am kleinen Finger.

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  • K640_14_kleiner Finger erreicht.JPG

    Wichtige Überlegung nun: wie viele Maschen brauche ich für die einzelnen Finger? Nach dem ersten Paar habe ich mir gemerkt, dass die Finger einfach alle gleich „dick“ gestrickt werden sollten. Eine Unterscheidung, auch wenn der kleine Finger meist etwas schmaler ist, lohnt sich nicht.


    Ich habe das nicht vorher geplant, denn ich habe mich nur an der Maschenprobe und am Umfang der Hand orientiert. Aber es kommt prima hin. Dazu folgende Skizze:

    K640_Maschenaufteilung-Finger.JPG


    Schwarze Kreuzchen stellen die 44 M auf dem Nadelspiel dar, die roten die Stege, die ich zwischen den Fingern anlegen muss. 2 M reichen dafür. Als Resultat bekommt jeder Finger 14 M.


    Also lege ich nun die M für den kleinen Finger (6 vorne, 6 hinten) auf weiteren Sicherheitsnadeln still.

    K640_15_kleiner Finger stillgelegt.JPG


    Um für die Restfinger die Runde wieder zu schließen stricke ich einen Steg (wie oben beschrieben) aus 2 Maschen – und dann noch weitere 2 Runden, so dass Orientierungslinie 4, die Basis der anderen 3 Finger, erreicht ist.

    (Bei vielen Handschuhen werden die Finger alle auf einer Höhe angesetzt – das geht natürlich auch.)


    Entsprechend der Skizze oben werden die M für Mittel und Ringfinger stillgelegt. Der Zeigefinger wird als erster gestrickt.

    Nun wird es ein wenig kniffelig.

    Nach bekanntem Schema wird ein Steg aus 2 M gestrickt und die Runde für den Zeigefinger geschlossen. Ich nehme bei den Fingern nur noch 3 Nadeln, da es nur noch so wenige M sind.

    K640_16_Steg Zeigefinger.JPG


    Über dem Steg noch 6 Rd rechts, 2 Rd links, 1 Rd rechts - dann abketten, Faden durch die Endschlaufe ziehen und nicht zu knapp abschneiden (dann geht das mit dem Vernähen besser). Man kann auch komplett re stricken, aber dann rollt sich der halbe Finger leicht ein.

  • Für den Mittelfinger den Faden neu ansetzen – dabei ruhig so 8-10 cm hängen lassen. Warum? Beim Ansatz entsteht meist eine größere M.

    Die kann man später mit dem Ansatzfaden gut noch etwas zusammen ziehen, und wenn nötig von links mit einem Maschenstich noch weiter versäubern (bevor man den Faden sowieso vernähen muss).

    K640_17_Ansatz Mittelfinger.JPG


    Gegenüber des Steges, aus der Basis des Zeigefingers, werden 2 weitere M heraus gestrickt und dann die Runde geschlossen.


    K640_18_Aus Zeigefinger heraus.JPG


    K640_19_Aus Zeigefinger heraus in die Runde.JPG


    Genau wie beim Zeigefinger weiter verfahren.


    Ringfinger und kleiner Finger gehen genauso – daher keine weiteren Detailfotos.

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  • Zuletzt kommt der Daumen an die Reihe.

    Die Maschen von den Sicherheitsnadeln aufnehmen und 4 M aus dem Steg heraus stricken – ergibt eine Runde von 19 M.

    K640_20_Daumen Aufnahme.JPG


    In der 3. Runde verteilt über die Runde insgesamt 3 M abnehmen. Mit den verbleibenden 16 M bis zu einer Höhe von 7 Runden über der Aufnahme der M re, dann 2 Rd li und 1 Rd rechts, abketten – fast fertig.

    K640_21_fast fertig.JPG


    Hier nun das weiter oben erwähnte schließen einer Ansatzmasche mit dem Restfaden. Vorher....

    K640_22_Fingeransatz vorher.JPG


    und nachher:


    K640_23_Fingeransatz nachher.JPG


    Auch wenn es ein wenig gepfuscht ist – falls es irgendwo noch weitere „Löcher“ gibt, kann man die auch mit einem extra Faden und Maschenstich schließen.

    Und nun:

    fertig und tragbar.


    K640_24_Stulpen_Komplett fertig.JPG

    Gesamt Wollverbrauch: 70 g.


    Danke für's Mit-lesen,viele Grüße,

    Margit

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  • Wußte ich es doch! Da muß man gar keine Angst haben. - Und die Beschreibung (und Bebilderung) war vorbildlich, Margit. Danke!

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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