Ich war mal wieder auf der Suche nach einer neuen Maschine, da kam mir die Juki-Testaktion beim Nähpark gerade recht. Bei all der Auswahl im Bereich der Nähmaschinen fiel meine Wahl ausgerechnet auf die HZL-H60. Warum? Ganz einfach. Es ist die günstigste Nähmaschine beim Nähpark, die einen verstellbaren Nähfußdruck hat.
Ich kann an der Nähmaschine auf vieles verzichten, seit meinem letzten Neukauf sogar auf das Sticken und den automatischen Fadenschneider, aber nicht auf eben diese vorher genannte Funktion.
Da ich immer wieder mit dehnbaren Stoffen arbeite, muss auch meine Ersatzmaschine das können.
Die Juki soll mich auf Nähtreffen begleiten, bereit stehen, wenn meine Bernina zum Service muss. Sie wird viel Zeit in meiner Zweitwohnung verbringen oder auch mal von Kindern oder lernwilligen Bekannten benutzt werden.
Klein und handlich sollte das Ersatzgerät sein, aber auch zuverlässig und leicht zu bedienen.
Mit derzeit 349 Euro ist sie zwar nicht gerade „billig“, aber preiswert. Immerhin muss sie sich bei mir mit der Bernina 530 vergleichen lassen, die mit 1799 Euro schon in einer anderen Preisklasse liegt.
Der erste Eindruck:
Die kleine Juki ist schnell ausgepackt und aufgestellt, das Zubehör ist übersichtlich, aber für den Anfang reicht es. Das Fußpedal ist etwas klein geraten, reagiert aber wirklich gut und macht sich trotz der „Größe“ nicht auf Abwege. Unterfaden aufspulen und loslegen.
Das Nähgeräusch ist wieder vollkommen anders, aber angenehm. Ähnlich, wie ich es von Brother und Janome in Erinnerung habe. Was mich aber sofort gestört hat, war die Tatsache, dass sie nur langsam rückwärts näht. Sehr langsam. Zumindest für mich. Mag sein, dass es eine Art Sicherung ist, weil man ja oft nur ein paar Stiche rückwärts näht, aber mich bremst das im Arbeitsfluss schon aus.
Bedingt durch die Größe geht es unter der Nadel etwas eng zu. Dabei geht es mir nicht mal so sehr um die Höhe, sondern um den Platz rund um Nadelstange. Gerade bei schwer erreichbaren Stellen bin ich da oft mit den Händen irgendwo angestoßen. Wenn es dort dann knifflig wurde, fehlte mir schon der Kniehebel oder ein automatischer Nähfußlift, aber das kann man in der Preisklasse ja nicht erwarten. Dafür ist der Hebel für den Nähfuß ganz günstig angebracht, nicht so weit hinten wie bei anderen Maschinen.
In der Praxis:
Ich gebe zu, ich hab die Juki zwei Mal wieder weggeräumt. Erst bei einer Tasche aus steifem Kunstleder und dann bei einem Sweater aus einem labbrigen Stoff. Bei meiner Bernina weiß ich eben, was ich mache und bei beiden Projekten hatte ich keine Zeit zum Trennen.
Aber dann sollte Schluss sein und die Bernina wurde weit weg gestellt.
Und die Juki sollte mich nicht enttäuschen. Dank des verstellbaren Nähfußdrucks hatte sie auch mit dehnbaren Stoffen keine Probleme.
Besonders bei mehreren Lagen Sweat oder dünnem Jersey war es mir mit der Juki fast nicht möglich, lange Stiche hinzubekommen. Hier habe ich immer Kompromisse mit dem Nähfußdruck eingehen müssen.
Auf festeren Stoffen wie Jeans hingegen wurden die Stiche wirklich 4 mm oder länger.
An einen Rucksack hab ich mich dann auch getraut. Allerdings an einen fertigen. Eine Bekannte brauchte einen Reißverschluss in einen gekauften Rucksack und brachte es selbst nicht fertig. Ihr wurde dann erzählt, mit einer normalen Nähmaschine geht das auch nicht. Das konnte ich so nicht hinnehmen und hab die Juki bemüht. Ich dachte, zur Not kann ich es immer noch mit der Bernina machen. Aber die kleine Juki hat den Reißverschluss brav eingenäht. Es war zwar etwas mühsamer, aber keine ausgelassenen Stiche, kein Nadelbruch. Mit einer 90er Universalnadel und dem Reißverschlussfuß war das gar kein Thema.
Probleme hatte ich mit der Nadelposition. Die wird mit dem oberen Schieber geregelt. Wechselt man den Stich, springt sie wieder in die Ausgangsposition. Ich habe aber ob Projekte, an denen eine Naht mit 1 cm NZG genäht wird. Das nähe ich aber am liebsten mit der Stoffkante an der Nähfußkante. Also muss ich den Stich verstellen. Beim nächsten Arbeitsschritt wird dann zum Beispiel abgesteppt, da muss ich die Nadelposition wieder verstellen. Um danach wieder auf die vorherige Position zu kommen, musste ich dann oft mit dem Handmaß arbeiten. Wenn man den Schieber hin und her bewegt, ist oft nicht klar, welche Position man nun gerade erreicht hat. Mit der Zeit findet man sicher ein System heraus, aber hier wäre mit ein Tastendruck zum Verschieben lieber gewesen.
Was mir noch fehlt, ist ein Heftstich. Hierfür kann man ja auch den normalen Geradstich verstellen, aber mit Stichlänge 4,5 ist der fast ein bisschen zu kurz geraten. Obwohl die Bernina auch „nur“ 5 mm als maximale Stichlänge angegeben hat, habe ich trotzdem das Gefühl, mit ihr längere Stiche machen zu können.
Ich teste weiter.