Bitte um Hilfe bei Modellauswahl

  • Hallo Ihr Lieben,


    eine liebe Freundin hat mich gebeten, ihr bei der Auswahl einer Nähmaschine zu helfen. Ihr fragt euch sicher, warum sie nicht selbst fragt. Nun, Foren sind für blinde Personen ein wenig schwierig zu benutzen.


    Sie hat an der Schule den Umgang mit Nähmaschinen gelernt und ich bin inzwischen nicht mehr überrascht, was sie in Punkto Handarbeiten alles zaubert. Es braucht jedoch das geeignete Material. Für eine Nähmaschine bedeutet das, dass sie mit den Händen gucken kann, welche Einstellung die Maschine gerade hat. Ein Display ist da ungeeignet. Schiebeschalter oder Drehknöpfe mit nicht allzu vielen, gut rastenden Positionen sind besser. Und genau das ist der Punkt, weshalb ich um eure Erfahrung und Hilfe bitte. Für mich als Sehende kommen gefühlt unendlich viele Modelle in Frage, die meine Anforderungen erfüllen. Um für sie eine Maschine zu finden, brauchen wir allerdings eine gewisse Vorauswahl an Modellen, nach denen wir Ausschau halten können. Ich hoffe, dass wir mit eurer Hilfe eine solche Auswahl zusammen bekommen.


    Sie möchte gerne Dinge wie Sofakissen und Gardinen nähen, hin wieder Kleinigkeiten reparieren und vielleicht auch mal ein einfaches Kleidungsstück wie ein Nachthemd oder einen Flatterrock. Sie hat damit Anforderungen für sehr unterschiedliche Stoffqualitäten. Sehr rutschiges Material wird aber eher nicht dabei sein.


    Wir haben uns zusammen eine kleine Anforderungsliste überlegt:


    - Leichter Einfädelweg. Keine Ösen zum Durchfädeln, besser sind Haken. Noch besser ist es, wenn sie den Weg anhand von Rillen im Gehäuse ertasten kann.
    - Leichtes einsetzen der Spulenkapsel. Sie sagte, Horizontalgreifer sollen einfacher sein. Da fehlt mir die Erfahrung.
    - Einfaches Einsetzen der Nadel. Die Orientierung muss leicht zu tasten sein. Am besten wäre es, wenn die Nadel beim Einsetzen geführt wird, also nur in einer Orientierung einsetzbar ist.
    - Langsamer, aber durchstichstarker Motor. Sie muss sicher sein, dass die Maschine nicht plötzlich losrast, weil sie das Pedal etwas zu stark angetippt hat.
    - Gerad- und Zickzackstich, evtl. ein "Overlockstich" (kein Muss)
    - Veränderliche Stichlänge
    - Veränderliche Stichbreite
    - Veränderlicher Nähfussdruck
    - Veränderliche Fadenspannung
    - Nählineal als Orientierung für die Nahtzugabe
    - Großer Nähfußhub. Wenn sie mal dickere Wolle, Filz oder Denim vernäht, soll der gut drunter gehen und auch der Oberfaden noch leicht unter den Nähfuss zu legen sein. Jegliche Form von Fummelei geht nicht.
    - Gerne Freiarm, aber dann mit ansetzbarem Tisch (kein Muss)
    - Gerne ein zusätzlicher Oberstofftransport (kein Muss)
    - Die Maschine darf ruhig etwas schwerer sein, sie will sie nicht herum tragen. Auch ein Nähmöbel käme in Frage.
    - Das Budget geht bis 200 Eur, also sollte sie auf dem Gebrauchtmarkt zu erstehen sein.



    Ich danke euch jetzt schon mal für eure Mühe.


    Liebe Grüße
    Das Trinschen

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  • Ich kann leider auch nicht helfen. Aber worauf nähen denn andere Blinde? So viele wirds da vielleicht gar nicht geben, oder?
    Dennoch könnte man vielleicht mal bei Blindenschulen oder anderen Blindenorganisationen anfragen, ob die von einer blinden Näherin wissen...

  • Nun, ich sehe das größte Problem nicht darin, dass sie nicht sieht, sondern dass ihr einen verstellbaren Nähfussdruck unter 200 Euro sucht.
    Das werdet ihr wohl wirklich nur mit einer gebrauchten schaffen. Viele alte Singer, Privileg oder Pfaff haben das.
    Diese Modelle haben dann meist eh kein Display, sondern Drehregler oder Schieberegler für Stichbreite und Länge, dann aber halt nur Gerade- und Zickzackstich.
    Ich würde mir dann Markierungen an die Maschine machen, zum Beispiel mit Klebepunkten.
    Horizontalgreifer scheint mir auch einfacher und eine Flachkolbennadel kann man gar nicht falsch einsetzen. Einfädeln kann aber dann schon mühsam sein, stell ich mir zumindest so vor.
    Die wenigsten werden dir wohl einfach so ein paar Modelle vorschlagen können. Am besten, du suchst einfach mal ein paar raus und fragst dann, ob sie geeignet wären.

    Im Allgemeinen schreibe ich nur über Themen, bei denen ich mich auskenne. Aber man lernt ja nie aus.

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  • Hallo,
    ich würde die Greiferfrage nicht überbewerten. Ich kann zwar noch passabel sehen, setze aber die Spulenkapseln der Doppelumlaufgreifer-Maschinen auch meist mehr oder weniger blind ein.
    Eine nicht sehende Person wird diesen Vorgang bestimmt schnell erlernen, da bei ihr der Tastsinn wahrscheinlich besser funktioniert als bei mir.


    Wichtiger fände ich einen gut funktionierenden Einfädler.


    Schaut euch mal die Pfaff Tipmatic-Modelle an, da ist die Stichauswahl mit Tipptasten ausgeführt - ich glaube, das ist perfekt für Blinde. Gibt es ein neu ab ca. 400,- Euro von Gritzner.
    Leider haben diese Maschinen keinen veränderlichen Nähfußdruck, aber einen Einfädler und den IDT Obertransport sowie hohen Nähfußhub.


    Ansonsten vielleicht auch mal eine Pfaff 260 ausprobieren, die ist mechanisch sehr robust, verzeiht kleine Bedienerfehler und hat einen Einfädler. Geradstich und Zickzack reichen ja meist aus.

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

  • Hallo,


    ich kann eigentlich auch kein spezielles Modell empfehlen. Musste aber bei den Einstellrädchen an die einfacheren Mechanischen Janomes denken. Es gibt einige Modelle, die Einstellrädchen haben, die aufgesetzt sind und sich daher gut markieren lassen. Diese Modelle haben einen halb automatischen Einfädler, der gut funktioniert (so einen hat meine Dicke auch). Meine alte Privileg-Maschine war auch eine einfache umgelabelte Janome und die ließ sich sehr einfach fädeln und hat gut aufs Fußpedal reagiert. Durchtreten heißt zwar schnell losrattern, aber vorsichtiger Druck heißt auch wirklich langsam nähen. Ich bin sicher, dass Deine Freundin das schon dosieren können wird. Den Horizontalgreifer meiner aktuellen Maschine finde ich nicht einfacher als den alten. Hat Deine Freundin das schon als Erfahrungswert? Die Maschinen auf denen sie früher gelernt hat, hatten doch vermutlich auch keinen Horizontalgreifer. Mit verstellbaren Nähfußdruck, weiß ich jetzt allerdings auch kein Modell.


    Wenn der verstellbare Nähfußdruck nicht so wichtig wäre, könntet Ihr vielleicht mal die JANOME FD212 oder die JANOME FD216 anschauen. Die liegen neu ungefähr im Budget. Ich habe allerdings noch nicht auf genau diesen Maschinen genäht, sondern auf anderen Janomes. Sie sind auch nicht so schnell 650 Stiche/min wären mir etwas zu langsam, aber für Deine Freundin reicht es vielleicht. Ich habe wirklich lange mit einer einfachen mechanischen Privileg/Janome ohne verstellbaren Nähfußdruck tolle Sachen genäht. Für Gardinen und die genannten Sachen finde ich den nicht zwingend erforderlich.


    Tja, ob das jetzt so eine Hilfe war :confused:? Ich wünsche Euch auf jeden Fall ganz viel Erfolg bei der Suche nach einer passenden Maschine :herz:.

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  • Hallo Trinschen,
    ich würde mit deiner Freundin mal zu einem Händler fahren, der viele Modelle anbietet. Da hast du dann auch noch die Beratung und deine Freundin kann evtl. selber ausprobieren. Ich persönlich empfehle den Nähpark Diermeier in Cham oder Flach in Aschaffenburg. Beide Händler haben eine gute Auswahl und Beratung. Eine gute Beratung finde ich in diesem Fall sehr wichtig!
    LG Heike

    • Offizieller Beitrag

    Kann sich deine Freundin noch erinnern, auf welcher Maschine sie gelernt hat, oder kann man da nachfragen?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.
    Voltaire
    Gruß
    Nanne

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  • HMM, Horizontalgreifer mögen leichter einzulegen sein, aber das Einfädeln finde ich schwieriger -- und dass obwohl ich sehen kann.

  • Ein Vorteil der Horizontalgreifer ist ja, dass man sehen kann, wenn der Unterfaden zur Neige geht.
    Das hilft einer Blinden ja nun gar nicht.
    Andererseits wird sie es hören, wenn der Unterfaden alle ist, das geht auch beim alten Doppelumlaufgreifer.

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

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  • Hallo Zusammen,


    vielen Dank für eure Antworten.


    Ich weiß nicht, ob der Nähfussdruck so wichtig ist, wenn man einen Oberstofftransport hat. Meine Maschinen haben keinen Oberstofftransport, aber der Nähfußdurck ist einstellbar und ich benutze diese Funktion häufig, weil sich das schon auf den Transport auswirkt. Dass man sowas nicht für'n Appel und'n Ei bekommt ist schon klar, deshalb suchen wir ja eine gebrauchte, gerne rein mechanische Maschine. Das ist das schon realistisch. Meine Bernina 730 habe ich für 120 Eur erstanden und die alte Gritzner GU von meinem Großvater bekommt man auch zu dem Preis. Die laufen beide 1A, aber sind auf Grund der Art der Einstellungen für meine Freundin nicht geeignet. Von Maschinen, die neu in diesem Preissegment angeboten werden, halte ich nicht so viel.


    Dass es sowas wie Einfädler gibt, wusste ich bisher noch nicht. Vielen Dank Kledet, für den Tipp. Das scheint mir wirklich eine gute Sache zu sein. Und auch Danke für die Einschätzung mit dem Horizontalgreifer. Sie hat tatsächlich noch mit keinem gearbeitet (ich auch nicht), sondern sie hat gehört, dass es einfacher sein soll. Ich denke, den streichen wir.


    Nanne:
    Sie kann sich leider nicht an das Modell erinnern, das ihre Schule damals hatte. Sie ist inzwischen über 50, die Schulzeit ist lange her.

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  • Ich würde zu Schneidereimaschinen aus den 1960er Jahren raten. Pfaff 260 oder 262, Bernina 640-2, am besten eingebaut in einen Tisch. Die haben zum Einfädeln zwar auch Ösen, aber da kann man sich mit dem Anknüpftrick behelfen (wie bei Overlock).


    Den verstellbaren Füßchendruck halte ich übrigens für ein unnötiges Feature. Präzisionsmaschinen und/oder routinierte Näherinnen brauchen den nicht.

  • Ja, bei denen bin ich auch schon angekommen. Ich liebäugel gerade mit der Pfaff 362. Sie hätte so gerne eine Freiarmmaschine. Die Stopmatik scheint mir in diesem Fall auch äußerst sinnvoll zu sein. Und auch, wenn die zugehörige Elektronik mit der Zeit immer anfälliger wird, ist sie raparabel.

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  • Wirklich gut erhaltene 362 liegen aber nicht im Preisbudget.


    Und eine billige kaufen und Kondensatortausch selber erledigen ist ja auch keine Option. :confused:

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

  • Naja, wenn das die Maschine des Begehrens ist und sie mit der Bedienung gut klar kommt, müssen wir eben noch ein wenig sparen oder die Kondensatoren doch selbst tauschen.


    Solange der Motor nicht lange mit defekter Stopmatik gelaufen ist, sollte er keinen Schaden haben. Sowohl die Kondensatoren der Stopmatik, als auch des Motors sollte man bei dem Alter so oder so tauschen, wenn das noch nicht gemacht wurde. Kondensatoren sind nie für die Ewigkeit. Wenn es ElKos's sind, altern die sogar beim Rumliegen. Über das Nähmaschinenverzeichnis gibt es einen Kontakt zu einem Elektrotechniker, der ein passendes Ersatzteil und eine Anleitung zum Austausch entworfen hat. Ob wir das tatsächlich machen, ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung.


    Das gleiche gilt übrigens auch für die 262.

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  • Nun ihr Lieben, es ist geschafft. Wir haben eine Pfaff 362 mit passendem Schrank für 200 € erstanden. Wir haben sie vor einem Monat abgeholt, seitdem steht sie im Wohnzimmer und wird nach und nach instand gesetzt. Sie ist lange nicht gelaufen und in entsprechendem Zustand, aber alle wichtigen Funktionen scheinen ok zu sein.


    Vielen Dank nochmal für die Hilfe!

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