Ich repariere wirklich gern und es gibt nur wenige Näh-Arbeiten, die ich ungern mache, A B E R... das Reißverschlusswechseln an Jacken gehörte nicht zu den Sachen, die ich gern machte. Das lag weniger am Nähen als mehr am Trennen und dem wieder passgenauen Zusammenfügen der Vorderteile mit dem RV. Als dieser das erste Mal eingenäht wurde in der Konfektion waren die Voraussetzungen anders, d.h. er wird ja nicht eingesetzt sondern als Zwischenschritt mitgefasst und so erlebt man es immer wieder, das noch eine Naht da ist ... und die Kanten vom Futter dann verrutschen oder oder oder. Man muss viel fixieren, heften und vorbereiten und wenn sich dann die Kanten verschieben, fängt man von vorn an.
Vergangenes Jahr habe ich überlegt, ob es eine andere Lösung gibt. Für mich gibt es sie und vielleicht wollt ihr sie ja einmal ausprobieren. Da man damit Jacken "retten" kann, habe ich das hier in diesen Themenbereich gepackt.
Schritt 1)
Spiralen/RV-Zähne schmal abschneiden. Dazu eignet sich eine feine Schere, mit der man dicht schneiden kann.
vorbereitung-rv-wechsel.jpg
Anschließend vorsichtig das Band am Feuer versiegeln. Es empfiehlt sich, einen vorsichtigen Test zu machen, denn das Abbrennen klappt nur, wenn Polyester im Band verwebt war. Vorsichtig muss man auch mit dem "Rest der Jacke sein". Aber wir sind große Leute und sollten das hinbekommen. Alternativ nimmt man ein Feuerzeug in die Hand und wandert damit am geschnittenen Band entlang. Anfangs habe ich das nicht gemacht, da franste die Schnittkante noch ein bisschen.
Nun wird der neue RV unter die Jacke gelegt und man steckt ihn so fest, dass die Zähne wieder an der Seite des abgeschnittenen (Längs)Bandes liegen. Da man am Band stecken kann und nicht in die Jacke, geht das gut.
Nun wird die im Regelfall vorhandene Steppnacht der Jacke "gedoppelt". Man steppt darüber und damit den neuen RV fest. Nachfolgend steppt man das Band so nah es geht noch auf dem darunter liegenden Band des neuen RV fest. Dazu kann man gut die Nadelposition verstellen.
Damit hat man 2 Nähte pro Seite. Je nachdem, wie breit das Band des neuen RV ist, welcher nun innen unter der Jacke (das bleibt dauerhaft sichtbar) entscheide ich, ob ich das ggf. noch mit ein paar Handstichen am Futter festnähe oder wie im Bsp. der Jacke die 2. Steppnaht auch nochmals übernähe.
Das ganze RV Wechseln hat eine halbe Stunde gedauert und nun geht die Jacke wieder zu.
Im Vergleich zur früheren Variante bleibt, wie beschrieben das Band sichtbar. Das ist allerdings innen. Manchmal hat man nicht den gleichen Farbton (schwarz ist natürlich einfach) wie der RV vorab war und so bleibt von der Schnittkante des alten RV noch etwas sichtbar. Da habe ich das RV Band nach der ersten Naht noch etwas schmaler zurückgeschnitten und auf das Feuer verzichtet (Fray Check wäre eine Alternative). Der farbliche Unterschied wirkt wie eine Paspel und keineswegs störend, sondern eher den Übergang harmonischer gestaltend.
Ich empfinde es als einen großen Vorteil nicht mehr ins "Innen" eindringen zu müssen und die Höhen von Teilungsnähten etc. einfacher berücksichtigen zu können.
Meinungen dazu oder andere, pragmatische Lösungen?