Gestern hat mein VHS-Kurs für Schnittzeichnen begonnen. (Für "Fortgeschrittene". Geplant sind Oberteil/Kleid-Grundschnitt und Ärmel. Die ebenfalls geplanten Abwandlungen werden sich wahrscheinlich nicht ausgehen, weil der Kurs wegen geringer Teilnehmerinnenzahl gekürzt wurde.)
Da ging es zunächst ums richtige Vermessen. Dabei hat die Kursleiterin gezeigt, wo der Taillenumfang zu messen ist: an der schmalsten Stelle. Und die lag bei allen vier Teilnehmerinnen (alle 4 keine Teenager mehr und alle ein paar oder auch mehr kg über dem Idealgewicht) höher als dort, wo man sie allgemein vermuten würde. Bei mir auf den unteren Rippenbögen, bei anderen Teilnehmerinnen noch höher. (Vor 2 Jahren, als ich noch um 20 kg mehr hatte als jetzt, war bei mir die schlankste Stelle direkt unterhalb der Brust.)
Auch die Längenmaße, also Rückenlänge und vordere Länge wurden von bzw. bis zu der so festgelegten Taillenlinie gemessen.
Beim Erstellen des Grundschnitt-Beispiels nachher sind wir aber von Normmaßen (Gr. 38) ausgegangen, damit alle die gleichen Zahlen haben.
Nun frage ich mich, wie das in der Praxis gehandhabt wird. Wird bei einer rundlicheren Person tatsächlich so Maß genommen und danach der Grundschnitt erstellt? Dann wird der Oberteil ja sehr kurz und der Rock (die Hose?) reicht bis unter die Brust. In welchem Stadium der Schnitterstellung werden die Proportionen an ein optisch günstiges Maß angepasst?
Oder misst man dort, wo die Taille sich befinden sollte? (dann halt um ein paar cm mehr Umfang) Hofenbitzer beschreibt das so: "Bei sehr starker Leibrundung und bei sonstigen körperlichen Abnormitäten wird der Taillenumfang in Höhe der unteren Rippenbögen parallel zur Standebene gemessen."