Hallo, liebes Forum und ein frohes neues Jahr!
Meine Oma hat eine Frau bei sich im Haus wohnen, mit der sie sich gut versteht, weil sie die Oma immer wieder mit zum Einkaufen fährt, sich mit ihr auf ein Schwätzchen trifft, man sich gegenseitig besucht und solche Dinge.
Jetzt möchte sie ihr ein paar schöne Kleidungsstücke nähen bzw. ihr idealerweise dabei auch das Selbstnähen beibringen. Das Problem ist allerdings, dass diese Frau extrem korpulent ist, bei 167 cm Körperhöhe betragen Brust- und Hüftumfang jeweils so um 175 bis 180 cm und der Taillenumfang ca. 150 cm, Hüftumfang dabei zwei oder drei Zentimeter mehr als Brust. Das ist wohl Konfektionsgröße 66 oder 68, sie wiegt dann auch über 200 Kilo. Also wirklich abseits jeder Norm, wenn man so will. Es gibt zwar noch Kleidung in diesen Größen zu kaufen, aber die fällt in der Regel dann eher sackförmig aus, da ja eben jede Frau anders proportioniert ist und das in diesen Größen ganz besonders gilt . In den USA gibt es zwar mehr Auswahl, aber da ist es dann eben schwierig mit den Umständen drum herum. Vor allem kommen auch regelmäßig minderwertige Stoffe (95% Polyester und 5% Elastan usw.) zum Einsatz. Deshalb will die Oma ihr etwas passendes nähen, wo dann das Vorteilhafte betont wird und andere Stellen eben etwas kaschiert werden und vor allem, will sie gute und haltbare Stoffe verwenden, die nicht nach Billig und Co. aussehen. (Für den ersten Versuch wird es wohl natürlich auch ein billiger Stoff tun.)
Zunächst denkt die Oma an klassische Kleiderschnitte, da die Frau eigentlich ein ganz ordentliches Dekollete und "Kurven" hat - zumindest wenn man mit Miederwaren dezent etwas nachhilft. Aber auch an Mäntel, Röcke und Blusen, Strickwaren und Unterwäsche denkt sie an, Hosen eher weniger, da sie die dann wohl zu schnell im Schritt durchlaufen würde. Natürlich ist bei ihr dann alles (bis auf die Höhe natürlich) etwas größer, aber für dieses extreme Gewicht sind ihre Proportionen eigentlich doch recht schön (kenne sie auch vom Sehen) bzw. man könnte sie wohl so verpacken, dass es ansprechend wirkt. Meine Oma meint, dass da die Schnitte, wie man sie so etwa in den Vierzigern und frühen Fünfzigern trug, und die ja jetzt durch die Retrowelle wohl wieder tragbar sind, passen könnten oder auch ein Dirndl. (Halt jeweils nicht die Glockenform, sondern die im Rock geradere Variante.) Die Frau ist so Mitte bis Ende 30, ob ihr das gefallen würde, weiß ich nicht, sie ist eher etwas schüchtern, meine Oma dahingegen eher resolut, so dass sie ihr im Zweifel wahrscheinlich sagen wird, was ihr steht und zu gefallen hat.
Ich denke jetzt nicht unbedingt, dass hier schon jemand für eine Frau in dieser Gewichtsklasse geschneidert hat, aber vielleicht doch schon bei deutlich beleibteren Menschen. Die Oma ist da jedenfalls an Erfahrungen und Tipps interessiert, damit sie nicht alles nach „Try und Error“-Methode machen muss. Wobei die Zeit prinzipiell vorhanden wäre, die Nachbarin ist Hausfrau und die Oma hat sowieso genügend Zeit ud langweilt sich.
Die größten Probleme sind natürlich, dass es Schnittmuster in diesen Größen nicht gibt und dass meine Oma sich zu erinnern meint, dass es bei Dicken schwierig ist, auf die Figur zu schneiden, weil da dann leicht beim Bücken oder sitzen die Nähte reißen bzw. halt keine vernünftige Bewegung mehr möglich ist, da sich dabei die Proportionen viel stärker verändern als bei Schlanken. Hier wäre also die Frage, ob man durch Erweiterung der Schnittmuster überhaupt noch weiterkommen kann, bzw. was sich ggf. mit Rockfalten u.ä. machen ließe. Wobei es ja heute auch gute Stretchstoffe geben dürfte!?
Ich habe beim Recherchieren dann jedenfalls auch festgestellt, dass es verschiedene Schnittmusterprogramme gibt, wäre das in solchen Extremfällen vielleicht eine Lösung oder sind solche Größen dort auch nicht bzw. nur theoretisch möglich? Die Nachbarin kann das dann ja vielleicht bedienen oder ich mache es für die Oma.
Ach ja, ich poste deshalb hier und nicht die Oma, weil die Oma eine „alte“ Oma ist (wird in diesem Jahr 90) und von Internet und Computern deshalb nichts versteht, ist aber sonst noch sehr rüstig und rege. Sie ist grundsätzlich jedenfalls eine geübte Näherin, auch wenn sie in den letzten Jahren aus Altersgründen und mangelndem Interesse in der Verwandtschaft weniger gemacht hat. Werde ihr dann jedenfalls alles zukommen lassen, was hier gesagt wird.
Um Tipps jeder Art wären wir jedenfalls sehr dankbar, auch was Empfehlungen hinsichtlich richtiger Stoffwahl und passende Schnitte (von der Richtung her) usw. angeht. Auch das "Bauchgefühl" ist erwünscht.:)
liebe Grüße und schon mal vielen Dank
Franziska