Moin moin,
dies ist mein erstes Bekleidungs-Näh-Projekt. Etwas Näherfahrung habe ich aus anderen Bereichen, indem ich aber eher mit technischen Textilien arbeite. Die "Arbeitssprache" hier kommt mir deshalb in manchen Bereichen fremd vor. Ich hoffe, dass dieser Beitrag mir und anderen Einsteigern hilft, diese kleinen Hürden zu überwinden.
Mein Einstieg soll also eine Cargo Hose nach einem Burda-Schnitt sein. [Burdastyle: Sportliche Cargo-Herrenhose]
Nachdem ich den Schnitt online erworben habe, stellten sich beim Lesen der Anleitung gleich die ersten Fragen. "Sie brauchen:" steht da, und gleich das erste Fremwort: "Baumwollköper". Ja alles klar, ich brauch jetzt erst mal einen Kaffee.
Im Detail weiß ich es immer noch nicht, aber es ist ja eigentlich logisch, dass damit ein Baumwolltuch gemeint ist. Aha, da steht's ja auch am Ende des Absatz "Baumwollstoff mit etwas Stand". Mmmh, kann ich mir auch denken. Etwas Stand soll wohl heißen, dass die Hose auch vor dem Tragen noch eine gewisse Eigenstabilität haben soll, denn es ist ja eine Hose, die den harten Ansprüchen von uns Männern standhalten soll. Hört sich alle noch ganz logisch an.
Oh man, lese gerade beim Schreiben, dass ich Vlieseline vergessen habe zu besorgen. Vlieseline G 740, um der Empfehlung genau zu entsprechen. Nun, Vlieseline kenne ich noch aus den Zeiten, als meine Mutter meine Schwestern mit Selbstgenähtem beglückte. Vielleicht wäre der Begriff noch einen Eintrag im Lexikon wert, und dann gleich den Begriff Köper dazu?
An welchen Stellen die Vlieseliene Verwendung finden soll, geht allerdings nicht aus der Anleitung hervor. Vielleicht habt Ihr noch einen Tipp?
Ohne Vlieseline hat mich der Stoff, die 9 Knöpfe und das Nähgarn ca. 36€ gekostet. Mit den Kosten für den Schnitt sind es ca. 40€. Vlieseline kommt nun noch dazu.
Okay, dafür würde man auch schon eine günstige Hose von der Stange bekommen. Aber wenn man hier gelandet ist, wird die Entscheidung schon gefallen sein, dass man nichts von der Stange kaufen möchte, aus welchen Gründen auch immer. Ich für meinen Teil kann "Hosen-Kaufen-Gehen" nicht leiden . Natürlich gibt es noch andere weniger profane Gründe, die an dieser Stelle aber langweilig zu erwähnen sind.
Ein mir bis dato ebenfalls unbekannter Begriff, war die Bezeichnung "Stoffbruch". Im Stoffladen wurde mir dann aber klar worum es geht. Breit liegende Stoffe - meiner liegt 150cm breit- werden einmal der Länge nach gefaltet aufgerollt im Regal gelagert. Diese Faltkante nennt man Stoffbruch.
Erst mal waschen
Stoffe, die Gefahr laufen nach dem Waschen einzulaufen, sollte man vor der Verarbeitung erst mal durchwaschen. Soweit der Tipp der Verkäuferin im Stoffladen.
Nach dem Waschen tauchten dann weitere Fragen auf. Der Stoffbruch zeigte sich nun als weiße Kante. Mich erinnerte nun das Wort Stoffbruch an das Wort Weißbruch. Ohje, diese Linie will ich aber nicht quer überm Hintern laufen haben. Aber dem wird wohl auch nicht so sein - so denke ich mir das zumindest. Weil der Stoffbruch später maximal die Mitte von wenigen kleinen Teilen ist, die irgendwo hinten (unter Profis wohl rückwärtig genannt) verschwinden.
WIB_CargoHose_002.jpg
Nach dem Waschen gab es auch einige Fransen an offenen Schnittkanten. Nehmt Ihr das einfach so hin, oder sollte man das vermeiden, oder kommt das sowieso nur bei einigen Stoffsorten vor?
Weiter geht es mit dem Papierschnitt
Ich bin in der glücklichen Lage Zugriff auf einen Großformatplotter zu haben, und brauche nicht die unzähligen A4-Blätter aneinander zu kleben, die der Download hergibt.
Somit war das Ausdrucken des Zuschnitts ein leichte und schnelle Sache. Zudem kann ich die Saum und Nahtzugaben gleich mitausplotten.
Schwierig für den Burda-Ungeübten ist es herauszufinden, ob nun die Naht- und Saumzugaben schon im Schnitt enthalten sind. Zwar steht da im Text Zitat:"Nähte u. Kanten 1,5cm, Saum 4cm", aber für mich war es unklar ob diese enthalten sind oder dazugegeben werden müssen. Auf eine Anfrage bei Burda bekam ich noch keine Antwort. Auch bei der Suche nach Hinweisen im Internet findet man keine eindeutigen Hinweise. Mal heißt es, dass seit dem Jahr 2005 Nahtzugaben enthalten sind, mal ist davon auszugehen, dass keine Nahtzugaben zugegeben sind, weil das bei Schnittmustern, die mehrere Größen enthalten, nicht möglich ist.
Ich ging vom Letzteren aus. Denn wenn ich die Nahtzugabe von 2 x 15mm am Hosensaum abziehe, wäre dieser um einige Zentimeter kürzer, als der meiner Jeans, die ich gerade trage, und die nicht gerade weit geschnitten ist. Ein so eng geschnittenes Bein macht doch keinen Sinn für eine leger angelegte Cargohose - oder?
Nun sind alle Teile aus Papier ausgeschnibbelt und bereit auf dem Tuch platziert zu werden.
Arrangement für den Zuschnitt
Ich kenne das nur unter dem Bergiff "Nesting". Wie nennt man das bei den Schneiderprofis?
Irgendwo habe ich gelesen, dass man doppelt liegende Stoffe (also mit Stoffbruch) rechts auf rechts legen soll. Rechts ist die schöne Seite, also die, die nachher nach außen sichtbar getragen wird. Soweit kenne ich das schon. Allerdings ist mein Stoff links auf links gefaltet. Das heißt, der Stoffbruch muss jetzt genau andersherum gebrochen werden. Kann ich das nicht einfach so links auf links lassen? Welchen Nachteil hat es, wenn ich es so lasse?
Falls ich den Stoff doch umbrechen muss, wie kann ich diese gefalzte Kante sauber umpolen?
Das sind nun meine aktuellen Fragen.
Gruß
Alex