Veritas 8014/38-2 programm- automatic spult den Unterfaden nicht mehr auf

Zitat von Frau Elster

Oh was, ich muss jetzt noch ölen? da steht doch drauf, dass es schmiert und alles
WD40 ist doch die eierlegende Wollmilchsau

Also tropfe ich jetzt an die Nadelstange noch Öl und setze darauf, dass das überall hinkriecht?

Wenn ich eine Maschine mit Petroleum leichtgängig zu machen versuche, ist darin noch keine Folgeschmierung enthalten. Also kommt, nachdem sie schön leicht läuft, in dieselben Ölstellen, in die ich das Petroleum habe laufen lassen, Nähmaschinenöl hinterher. Das Petroleum ist rausgesickert, weil es dünnflüssig ist, von der Schwerkraft nach unten gezogen bzw. von engen Spalten hineingesogen worden ist, das Nähmaschinenöl ist dadurch nachgesogen worden, Aufgabe erledigt.

Bei WD40 und ähnlichen (hier habe ich Caramba, aber nicht für Nähmaschinen) ist ein Öl-Anteil zum Nachschmieren enthalten. In Deinen damit behandelten Ölstellen ist jetzt also verdünntes Schmieröl drin, wobei ich denke, dass der Überschuss längst rausgedrückt/rausgelaufen und der Lösungsmittelanteil (der Einfachheit von jedermann als Petroleum bezeichnet) verdunstet ist. Kein Grund, hektisch zu werden. Da noch mehr Öl draufzuschütten, scheinen Frauen irgendwie innerlich nicht zu verkraften, obwohl es doch einen Korrosionsschutz bewirkt; jedenfalls bei einer alten Freundin, bei der ich vor längerer Zeit die Maschine (die ich ihr mal geschenkt hatte) geölt hatte, ohne eine Spritze zum Dosieren zu haben, glaube ich, bemerkt zu haben, daß sie darauf achtet, sich immer zwischen mir und ihrer Nähmaschine aufzuhalten und jede Frage abschmettert, ob nicht mal wieder eine Nach-Ölung fällig werde. Verstehe ich nicht, bloß wegen der paar Kubikzentimeter Öl auf irgend welchen Klamotten, die halt an der Nadelstange usw. nachträglich runtergelaufen waren.

Darüberhinaus habe ich den Verdacht, daß wir Laien (auch ich bin kein Nähmaschinenmechaniker) eh zehnmal so viel Öl in eine Ölstelle kippen, wie es nötig wäre. Also ich würde an Deiner Maschine die vernünftigen Öl-Intervalle einhalten, insbesondere auch das eine Tröpfchen (in manchen Anleitungen wird "ein Tröpfchen" extra betont) an der richtigen Stelle in der Greiferlaufbahn, aber eine nasse Nadelstange brauchst Du bestimmt nicht nochmals zu ersäufen.

Zitat von Frau Elster

Ich hatte die Gelegenheit genutzt und gleich mal wieder alle Ölstellen versorgt.
Allerdings hab ich die vom Greifer noch nicht gefunden. In der Anleitung deutet der Pfeil nur vage auf eine Stelle.

Ich bezweifle sehr, dass "alle Ölstellen" schon wieder fällig waren. Das ist nicht wie mit den Radieschen und dem Wasser, dass die jeden Tag neu versorgt werden müssen .
Das einzige, was zumindest alle 10-20 Stunden (andere sagen: immer, wenn eine Unterfadenspule leer genäht ist ...) einen kleinen Tropfen Öl kriegen MUSS, ist ... na was wohl, die Greiferlaufbahn.

Schau mal hier:

PDR_0194.JPG

PDR_0193.JPG

Du siehst da zwei Bilder vom Greiferbereich, zwischen denen ich ein bisschen am Handrad der Nähmaschine gewackelt habe. Siehst Du, wie sich da so ein Ring im Bild ein bisschen weitergedreht hat? Ich habe eine beliebige aber erkennbare Stelle (Greiferspitze und ihr Gegenüber) mit einer etwas zittrigen Klammer gekennzeichnet und sie ist in Pfeilrichtung weitergerückt.

Wenn Du selber mal am Handrad drehst (stützt halt die umgelegte Maschine mit irgendwas ab wie ich für das Foto auch, sodass sie waagerecht liegt und man unten gucken und dran arbeiten kann), hörst Du ein Klackern oben am Anhaltestück (das ist okay, durch den Spalt muss ja der Faden durch, also muss das lose sein) und siehst diesen Ring rotieren.

Jetzt kommt die Stelle, wo Du aufpassen musst: dieser Ring läuft in einer Rille, so 'ner Art "Topfrand", wenn die Spulenkapsel-Halterung (die mit dem Pin in der Mitte) der "Topf" ist. In diese Rille muss ein Tropfen Öl rein.

Mit ein ganz klein wenig Vorstellungskraft kannst Du Dir auch denken, warum die Greiferlaufbahn so viel öfter geölt werden muss. Bei allem anderen, was sich dreht, hast Du eine Welle von vielleicht drei Millimeter Durchmesser, sagen wir mal, die Welle vom Motor. Das ist ein ganz winziger Durchmesser, der mit einem Tropfen Öl lange auskommt. Hier in der Greiferlaufbahn hast Du aber ca. zwanzig Millimeter Durchmesser. Das heisst schon mal sechsmal so viel Geschwindigkeit der reibenden Flächen pro Umdrehung. Und das heisst auch noch, dass sich der Tropfen Öl auf einen Umfang von, eh, 3.14 mal zwanzig Millimeter ist gleich 6.28 Zentimeter, anstatt 3,14 mal drei Millimeter ist gleich 0.942 Zentimeter verteilt. Das heisst, das Öl wird in der Greiferlaufbahn, verglichen mit jedem anderen zu ölenden Lager, katastrophal viel schneller verbraucht, verteilt und wegen der höheren Reibung viel dringender benötigt.

Wenn Du alles andere ölst, bloß nicht diese Laufbahn (Rille), ist das so, als ob Du einem Verdurstenden in der Wüste die Füße wäschst, weil er ja Wasser haben zu wollen scheint, und wieder nach Hause gehst.