Ich habe eine Sessel. Im Moment ist er zweigeteilt, denn er ist auseinander gebaut. Der Bezug ist sehr gerissen und unansehnlich. Da ich gern auch Unmögliches versuche, dachte ich... ich versuchs.
Ausschlaggebend war, dass ich beim Mommertz passenden und preislich akzeptablen Bezugsstoff bekam. 3,4 m waren noch da und ich dachte, das reicht.
Mein Jüngster war einen ganzen Tag dabei, die Seitenteile = Armlehnen zu lösen und jeweils einen Berg Klammern zu entfernen. Beim Abnehmen der Stoffteile wurde mir doch etwas mulmig. Aber es sollte ein Versuch werden und wenn dieser scheitert, dann ist der Sessel halt weiterhin so wie er war oder sein wird - nicht nutzbar. Kaputt ist er, kaputter könnte er - aber das würde nichts ändern außer dass ich Erfahrungen gesammelt habe und Stoff (der dann zu Kissen werden könnte oder auf spätere Verwendung warten müsste) nicht erfolgreich verarbeitet habe.
Also gesagt, getan - ich habe nachdem ich mir alle Einzelteile auseinandergetrennt hatte mit jenen den Zuschnitt gemacht. Dazu brauchte ich endlos viele Stecknadeln. Der Sessel war mit Kunstleder bezogen. Die Teile hatten an den Rundungen aufgenähte Bändchen. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass damit die Nahtzugaben eingehalten wurden, damit sie flach liegen blieben und nicht gekräuselt. Diese Bändchen mussten abgetrennt werden, damit die Teile 1:1 zugeschnitten werden konnten. Kaum hatte ich mit dem Zuschnitt begonnen, wurde mir siedend heiß klar - der Stoff reicht niemals... Mein gekauftes Stück war ein Rest und ein Nachkauf aussichtslos.
Glücklicherweise fand ich einen Anbieter von einem passendem Gewebe, das auch farblich - so hoffte ich - ok war. Strapazier- und abriebfest und mit 460g pro lfd. Meter hoffentlich stabil genug die nächsten Jahre zu überstehen. Nochmals... werde ich das Neubeziehen vermutlich nicht mehr machen wollen. (aber man weiß ja nie und deshalb ist es gut, einen Lieferer zu haben, der ein Mehr an Metern realisieren kann).
Aber es war vage, ob die Stoffe passen und so wartete ich auf die Lieferung.
Nach dem ich die Kombination OK finden konnte, habe ich am Wochenende genäht. Alle Teile mussten mit Volumenvlies unterlegt werden. Dazu habe ich sie alle mit der Overlock rundherum versäubert. Dann ging das Rätselraten los. Wie gehören die Teile aneinander? Als ich den Bezug in den Händen hielt, hatte B schon Teile um besser heranzukommen beim Lösen voneinander getrennt.
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Wichtig war, beide Seitenteil-Teile in jeweils eine getrennte Tüte sortiert zu haben und erst die eine Seite zu nähen. Der Sessel ist kein Solist - ich konnte am Sofa schauen, wie die Teile zusammen gehören. Dennoch, was so einfach aussieht, kann ganz schön anstrengend sein.
Genäht habe ich mit der MC 6500 von JANOME - Stichlänge 2.7 mm und die Absteppungen mit 3.5 mm. Garn war Alterfil - Polyester - Allesnäher. Der Stofftransport war mitunter schwierig. Das habe ich beim Auftrennen gemerkt. Dichte Stiche... Man sieht sie glücklicherweise nicht als Einzelstich und ich tröste mich damit, dass Viele gut halten.
Unter den vorderen und hinteren Frontnähten ist ein Ripsband unter die Absteppungen zur Stabilisierung gesteppt. Ich habe mich für eine Kombination der Stoffmuster entschieden um beim Weiterarbeiten eine Chance zu haben, beide Stoffe halbwegs harmonisch zu kombinieren. Gestern Abend war ein Seitenteil fertig und bezogen. Ich sehe die kleinen Fehler :o, aber diese verschwinden im Unsichtbaren wenn die Seitenwände wieder angeschraubt sind.
Nachdem Teil 1 fertig war, ging das Nähen der 2. Seite sehr schnell, weil ich wusste, auf was ich achten muss.
Ich habe keine Entstehungsbilder gemacht, weil ich nicht sicher war, ob das was wird. So gibt es nur Zwischenergebnisse. Aber der Sessel ist noch dran und wenn es gewünscht ist, können dafür Schulterblicke entstehen (?).