Necchi

  • Hallo zusammen!
    Ich hoffe jetzt einfach mal, ich habe mich hier unter die richtige Unterschrift gepflanzt :)
    Eine Necchi Überschrift gab's nämlich nicht!


    Ich habe dieses hübsche Teil hier geschenkt bekommen:
    IMG_1243.jpg


    Ja sie ist noch etwas staubig, ich hab noch nicht geputzt, war vorher in einem Keller gut versteckt und gut verstaubt :(
    Außerdem ist das Gestell etwas rostig, wie man hier sieht:
    IMG_1360.jpg


    Nun würde ich die Lady gerne wieder zum laufen bringen, allerdings fehlt der Lederriemen und ich bin etwas unschlüssig, was ich beim Kauf eines Neuen beachten muss? Gibt es da verschiedene Typen, wie kann ich die richtige Länge messen, damit ich nix falsches kaufe?
    Und vor allem ist hier etwas kaputt:
    IMG_1242.jpg


    Das sieht für mich aus wie ein Gummi, der einfach spröde geworden und gebrochen ist, gibt es da noch Ersatzteile? Und wo kriege ich die her?
    Ich habe noch gar nicht wirklich gesucht, weil ich nicht weiß, wie das Teil heißt, nach dem ich suchen muss!
    Also wenn mir wer sagen kann, wo und was ich suchen muss, wäre ich sehr für Hilfe dankbar!:D

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  • Ach ja und ich würde gerne das Gestell rostfrei kriegen- kann ich da im Baumarkt einfach irgendein Rostfrei Mittel nehmen? Oder muss man bei Nähmaschinengestellen etwas bestimmtes nehmen?
    Danke!!!!

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  • ...interessantes Teil übrigens :daumen:


    ...der zerbröselte Gummiring heisst offiziell "SPULERGUMMI"...den Rest sorgfältig ab dem Pulley nehmen und als Grössenmuster verwenden...Aussen- minus Innen-Durchmesser == +- Spulergummidicke...


    ...den maschinellen Teil überlasse ich Martin (Foucault)...der hat sicher sogar noch das "metallurgische Ursprungszeugnis" dieser Necchi ;)

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

  • Vittorio Necchi begann nach dem 1. Weltkrieg etwa 1919/20 mit dem Bau von Nähmaschinen. Als Vorlage diente ihm die Singer Klasse 15, Necchi war aber auch als Konstrukteur nicht ganz ungeschickt, Design liegt den Italienern eh im Blut, und so verbesserte er seine Maschinen konsequent. Deine Maschine dürfte etwa um 1925-1930 das Licht der Welt erblickt haben, da das Vorgängermodell zwar im gleichen Dekor aber mit einem unter dem Handrad gelegenen Stichlängenversteller versehen war.


    In den 50er bis in die 70er Jahre war Necchi nicht nur in den konstruktiven Dingen unter den führenden Nähmaschinenherstellern, sondern auch bei der Werbung recht clever:
    Ende der 50er Jahre betonte Necchi das "kurvenreiche" Design mit Sophia Loren als Werbemodell.


    Necchi_Loren-neue Groesse.jpg


    Zu Deinen Fragen: Spulergummi bekommt man durchaus noch!


    Das Gestell entrosten? Wenn Du mal unter den Tisch krabbelst und nach oben schaust, wirst Du vermutlich 4 Holzschrauben entdecken, mit denen das Untergestell an der Tischplatte befestigt ist. Mein Tip: Die Maschine aus dem Tisch nehmen,
    Tischplatte vom Gestell trennen und mit dem Gestell zu einem Sandstrahler marschieren, gut ist wenn er statt Sand mit Glas strahlen würde. Normalerweise müßte er das in einer halben Stunde erledigt haben, Kosten 30-50€, Zeitersparnis Tage.


    Währenddessen kannst Du Dich der Tischplatte widmen, entweder leicht mit 800er Papier anschleifen und Nachlackieren oder mit einer guten Möbelpolitur bearbeiten, das hängt ein bischen davon ab, wie angegriffen die Platte ist.


    Lederriemen ausmessen, entweder Original nachmessen, oder eine Schnur auflegen und danach messen. Dürfte knapp an die 2 Meter sein. Riemendurchmesser maximal 6mm, Preis ca. 5-8 € beim Schuster oder Ebay.


    Damit dürftest Du erstmal beschäftigt sein :D

    m@rtin
    Erbsus Mechanicus Martinui


    Und täglich frisch: Kluger Leute schlaue Sprüche!


    Das perfekte Alter liegt irgendwo zwischen
    ›junger Ignorant‹ und ›alter Besserwisser‹.

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  • Oh ist die Toll!!! Ich beneide euch ja immer ein wenig, wenn Ihr solche Schätzchen stehen habt und sie auch noch laufen...


    Wahrscheinlich, weil ich da nicht mithalten kann (kennt Ihr die Geschichte vom Fischer und seiner Frau? Manchmal habe ich das Gefühl, ich wäre wie diese Frau. Ob das ein Frauenproblem ist? ;) ).


    Ich schau gerne zu ob und wie Ihr die wieder hinbekommt. Und freue mich selbstredend auf gaaanz viele tolle Fotos.


    LG
    neko

  • Danke Martin für den historischen Ausflug- woher weißt du das eigentlich immer alles? Gibt es da so eine Art Nähmaschinenlexikon in dem alle Modelle von anno dazumals bis heute aufgelistet sind? Oder ist das alles das Ergebnis jahrelanger beinharter Recherche???


    Also ich werde mir dann erstmal einen Sandstrahler suchen und mich der Holzplatte widmen. Für die richtige Größe vom Spulergummi brauche ich dann den Außendurchmesser von dem Ring(Spulerring???heißt das Teil dann so?) auf dem er draufsitzt?
    Auf die Idee mit der Schnur für die Länge vom Lederriemen wäre ich jetzt nicht gekommen, obwohl das eigentlich jetzt wo ich es so lese, ganz einfach und logisch klingt :D
    Und wie mache ich den Lederriemen dann zusammen? Tackern?? Im Ganzen werde ich den dann wahrscheinlich nicht kriegen, oder doch?

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  • Tja mit den Recherchen ist so ein Thema, es gibt grundsätzlich für die technischen Details neben dem Renters noch ca. 15-20 historische Autoren die von 1858 bis 1940 Hinweise liefern. Dann natürlich die Bedienungsanleitungen, manchmal Serviceanleitungen. Ich habe etwa 4500 Patentschriften gesammelt und einiges an Anzeigen und Verkaufshandbüchern.


    Bei den geschichtlichen Dingen ist es etwas schwieriger, da vieles über die Zeit verloren gegangen ist, hilfreich sind die National- und Staatsarchive, Jubiläumshefte. Ich bevorzuge zusätzlich noch die Enzyklopädien von Mayer und Brockhaus, wobei die Meyer Ausgaben meist mehr hergeben. Firmenarchive sind meist auch recht hilfreich, sowie einige Museen.


    Zur Zeit kursieren durchs Internet viele Gerüchte, die vom einen zum anderen kolportiert werden, und meist nicht durch substantielle Recherche und harte Literaturquellen bestätigt werden können. Wenn man es gründlich erforschen will, muss man wirklich real und vor Ort graben und suchen zB in der Nähmaschinenzeitung, Firmenjahrbüchern, Meldeämter, Gewerbeverzeichnissen usw.


    Aber zurück zu Deinem Riemen, die Riemen werden geklammert mit speziellen Stahlklammern. Wenn Du keine bekommst, Schick ich Dir welche. Der Riemen muss in einer bestimmten Weise durchbohrt werden, bitte besorg Dir dementsprechend naturfarbenen Riemen, da ist leichter zu erkennen, das es eine Ober- und Unterseite gibt. Der Riemen darf nur durch die glatte Oberseite gelocht werden und nicht durch die poröse aussehenden Seitenflanken. Sonst reißt der Riemen nach kürzester Zeit!
    Wenn es soweit ist, mache ich nochmal ein Minitutorial dazu.
    Da fast jede Nähmaschine einen unterschiedlichen Durchmesser vom Treibrad hat, liegt die Riemenlänge von 1.70m bis 2.10m
    Der Riemen muss immer individuell angepasst werden. Beim Bestellen ruhig ein paar cm mehr nehmen, kürzen geht immer, verlängern leider nicht.


    Was mir gerade noch einfällt, solltest Du deutlich über 1.55m groß sein, ist es recht sinnvoll, die Arbeitsplatte zu erhöhen, indem man 2 Holzleisten oder einen kleinen Rahmen mit etwa 5-6cm Höhe unter die Platte montiert. Dünkel gebeizt und ein wenig gewachst gewinnst Du enorm an Höhe und das Treten ist einfacher. Die Menschen besonders die Frauen waren um 1925 deutlich kleiner, somit stimmt die Tischhöhe für unsere Größe meist nicht.
    Und nicht vergessen, der Riemen muss dann natürlich auch länger sein.


    Wie leicht oder schwer läuft die Maschine denn? Bitte ohne Nadel probieren.

    m@rtin
    Erbsus Mechanicus Martinui


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    2 Mal editiert, zuletzt von Foucault () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Also deutlich über 155 bin ich nicht, 164 bin ich- hab grad mit meinem Nähsessel ausprobiert, ich finde die Tischhöhe passt so!
    Ich finde, die Maschine läuft sehr leicht, sie macht lediglich wenn der Fadenhebel ganz oben ankommt ein etwas knarzendes Geräusch, ohne Nadel konnte ich leider nicht probieren, weil ich sie nicht rausgebracht habe :confused: das muss ich mir morgen noch mal anschauen, hatte jetzt auch keinen Nerv, mich damit zu spielen.

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  • So kurzes Update, nachdem parallel Tux jetzt auch seine Singer 15 repariert :D
    Ich habe es gestern endlich mal zum Sandstrahler geschafft- der hat sich das mal angesehen und gemeint es würde so um 50- 80 € kosten und dann noch mal so viel fürs Lackieren.
    Ich soll das Teil jetzt noch zerlegen wegen der leichteren Arbeiterei- hoffe nur, ich kriege das nachher noch alles wieder so zusammen… muss ich wohl viele Fotos machen!

  • Ach ja und darf dieses Teil hier sandgestrahlt werden? Der Herr meinte, das würde möglicherweise nicht mehr funktionieren, wenn da hineingestrahlt wird- weil das Lager kaputt wird, was für mich auch logisch klingt, aber reicht es, das abzudecken? Auseinanderbauen kann ich das, denke ich, nicht wirklich.
    IMG_1436.jpg


    IMG_1437.jpg

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