Alte Pfaff-Tretnähmaschine. Brauche dringend Hilfe:)

  • Hallo zusammen,


    ich bin seit gestern stolze Besitzerin einer alten Pfaff-Tretnähmaschine :) Vermutlich eine Pfaff 11, aber sicher bin ich mir da nicht.


    Dafür brauche ich jetzt aber eure Hilfe.
    Alte Pfaff 2.jpg


    Alte Pfaff.jpg


    Die Nähmaschine stand leider seit mindestens 22 Jahre in einer Kellerecke rum und staubte vor sich hin. Ich weiß nicht genau, was ich nach so vielen Jahren unbenutzt beachten soll. Was muss ggf. ausgetauscht werden? Wofür gibt es überhaupt noch Ersatz? usw.


    Desweiteren kenn ich mich auch nicht wirklich mit der Bedienung dieser Maschine aus. Also bräuchte ich auch da einige nützliche Hinweise.


    Bitte helft mir :) ich möchte sie so schnell wie möglich wieder zum laufen bringen und sie benutzen.


    Ich bin euch für jede hilfreiche Antwort dankbar.


    Viele Grüße
    Jane.Doe

    Einmal editiert, zuletzt von Anne Liebler () aus folgendem Grund: Bilder eingefügt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich habe die Bilder an die richtige Stelle gebracht ;).
    Kannst Du denn die Maschine bewegen wenn Du am Trampelbrett tätig bist?

    Viele Grüße
    Anne


    5. Mose 26 V.17

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  • Hallo,


    danke für's Verschieben :)


    Ja, also wenn ich das Brett trete, läuft die Maschine, aber (und ich glaube das liegt an falsche Handhabung) es geht nur Vor und Zurück.
    Wenn ich an dem Rad drehe kann ich weiter Vor "nähen", aber irgendwie geht das mit dem Trampelbrett nicht :confused:


    Viele Grüße
    Jane

  • Bitte nicht mit dem Tretgestell, da hast Du viel zuviel Kraft, ca. 1/3 Ps oder ca. 250 Watt, wenn man den alten Beschreibungen glauben will. Vorsichtig das Handrad nach hinten drehen, wenn die Nadel frei ist, merken wir uns die Nadelstellung und entfernen sie dann. Damit ist schon einmal die Gefahr des Einschlags gebannt. Als nächstes versuchen wir die vordere Schiffchen-Abdeckung zu entfernen. Da die vermutlich klemmt, jeweils links und rechts am Rand des Schiebers ein wenig WD40 oder Kriechöl tröpfeln
    und mal ne Stunde warten. Merke: Kriechöl kriecht, sonst wäre es Rennöl.


    Gleich geht es weiter, muss nur zum anderen Pc

    m@rtin
    Erbsus Mechanicus Martinui


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  • Ja... & da kommt sie schon... die erste doofe Frage :D


    Erstmal, danke für fachliche Hilfe :)
    Die Nadel habe ich jetzt entfernt, WD40 bekomme ich heute Abend. Aber jetzt zur Frage: wo oder was ist die vordere Schiffchen-Abdeckung? :o


    Viele Grüße
    Jane

  • Also Du hast 3 Abdeckungen im Maschinenbett. Die 1. ist das runde Teil unter der Nadel, auch Stichplatte genannt, die Greiferabdeckungen sind die 2 daneben liegenden silbernen Deckel. Und da wir hier ja eine Schiffchenmaschine haben, statt Greiferabdeckplatte eben sinngemäß Schiffchen-Abdeckplatte oder Schieber genannt.


    Das sollte dann im geöffneten Zustand so aussehen:


    P1000197.JPG

    m@rtin
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  • Du kannst mir noch einen Gefallen tun und die Maschine nach hinten abklappen (erst Riemen abwerfen unten am großen Rad) und ein Foto davon machen. Und ein zweites bitte von oben bei der abgeklappten Maschine, da sollte am Rand eine Seriennummer sein. Dann weiß ich, ob wir die gleichen Maschinen haben und können synchron daran arbeiten.


    So sollten die Fotos sein:


    P1000198.JPG


    P1000200.JPG


    Eines ist auf jeden Fall schon einmal sicher, Du hast die etwas größere Medium-Size-Nähmaschine, die ist etwas größer im Durchgangsraum und vor der Nadelplatte.

    m@rtin
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  • So jetzt gibt es erstmal für Dich und die anderen Mitleser bißchen Geschichte:


    Also Deine Pfaff ist zwar keine Klasse 11 sondern eine Klasse 12 und hat das Licht der Welt im Jahr 1931 erblickt. Die meinige ist etwas älter von 1922 und ist eine Klasse 11. Beide Nähmaschinen sind typische Bogenschwing-Nähmaschinen.
    Während die Pfaff Kl.11 bei den Händlern als Pfaff K, kleine Bogenschiff-Maschine, geführt wurde mit einem Durchgangsraum von 18cm Länge und 12cm in der Höhe überwiegend für den Familiengebrauch typisiert wurde, kam die Pfaff Kl.12 als Pfaff L, große Bogenschiff-Maschine, mit einer Länge von 22,5cm und einer Höhe von 14cm im Durchgangsraum auf den Markt. Die Pfaff L war dann schon eher der gewerblichen Nutzung bei Schneiderinnen, Weißnäherinnen und Familiengebrauch zuhause.
    Die maximale Nähgeschwindigkeit wird bei Bogen/Schwingschiffchen mit etwa 800 Stichen angegeben, konstruktionsbedingt ist kein ZickZack möglich.
    Beide Maschinen sind spätestens seit 1910 verkauft worden, vermutlich aber schon vorher. Die früheren Maschinen waren aber wesentlich hübscher noch mit aufwendigen Jugendstil Dekoren verziert.


    Hier noch ein Auszug aus einem Verkaufshandbuch von 1912:


    Pfaff_Kl12 (L).jpg


    Bei einem Durchschnittsentgelt von etwa 1100 Mark / Jahr in 1912 mußte also mehr als ein Monatslohn für den Kauf aufgebracht werden, da Näherinnen und Schneider sicher nicht zu den privilegierten Einkommensstufen gehörten, dürfte eher von 3 und mehr Monatsgehältern ausgegangen werden.

    m@rtin
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  • Das ist schön, soviel über die Maschine zu erfahren :) Danke :applaus:


    Sollte ich vor der Inbetriebnahme noch etwas ölen, wechseln oder säubern?


    Hast du vielleicht auch eine Art Gebrauchsanweisung für das schöne Ding? Ich weiß nämlich immer noch nicht zu recht damit ordnungsgemäß umzugehen.

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  • Hallo.
    Vielen lieben Dank für den historischen Hintergrund. ..:D
    Vg

  • Wenn Dein Abdeckschieber sich bewegen lässt und Du an das Schiffchen kommst geht es so weiter:


    P1000197-001.JPG


    Nach dem Betätigen des Hebel sollte sich Dein Schiffchen herausnehmen lassen. Wenn das Schiffchen entfernt ist und sich die Mechanik ganz leicht bewegt machen wir mal einen kleinen Funktionstest.
    Ohne Faden ohne Schiffchen, nur Riemen wieder auflegen und dann geht es los.


    Der Stichlängenhebel ist nach unten geschoben, wenn jetzt das Handrad nach vorne gedreht wird, sollte der Transporteur unseren Stoff wie beim normalen Nähen nach hinten befördern, also die Maschine vorwärts nähen.
    Das probieren wir erstmal mit der Hand, wobei Du bitte trotzdem Deine Füsse ganz leicht und etwas versetzt auf die Fußwippe (Trampelbett :confused: hier wird nicht getrampelt :D) stellst.
    Um jetzt in den richtigen Tritt zu kommen, drehst Du ein bis zweimal das Handrad zu Dir (bitte die flache Hand zum Drehen benutzen und keine Finger in die Speichen des Handrad, tut sonst richtig aua!).
    Du merkst jetzt das die Fußwippe sich mit bewegt, diese Bewegung verstärkst Du sanft mit einem Fuß. Dabei kommt irgendwann ein sogenannter Totpunkt, das heißt egal wie stark Du mit dem Fuß herunterdrückst, es bewegt sich nichts mehr.
    Das ist der Zeitpunkt indem eine Seite des Pedals oder der Wippe oben und die andere unten ist. Kurz bevor wir diesen Punkt erreicht haben drückst mit dem bis jetzt unbelasteten Fuß auf die gehobene Seite der Wippe und entlastest dabei den anderen Fuß, der bis hierhin die Arbeit gemacht hat. Mit der auf dem Handrad liegenden Hand kannst Du immer die Richtung fühlen und zur Not unterstützen. Nach ein paar Minuten hast Du sicherlich den Rhythmus raus.
    Wenn Du Dich sicher fühlst, kannst Du die Nadel einsetzen und nochmal vorsichtig mit Handrad probieren, das die Nadel nirgendwo anschlägt, legst ein Stück Papier unter, Füßchen absenken und los gehts.


    Übe das ruhig ein Viertelstündchen, um so sicherer Du wirst umso genauer kannst Du arbeiten und umso seltener reißt der Faden. Beim Anhalten kannst Du darauf achten, das der Fadenhebel immer oben steht.
    Wenn das klappt, kannst Du später jederzeit anhalten beim Nähen, Stecknadeln ziehen oder die Richtung beim Nähen korrigieren ohne das Die der Faden reißt. Glaub mir das Üben lohnt sich.


    Das Ölen und Säubern kommt dann im nächsten Kapitel.

    m@rtin
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  • Okay, morgen nach der Arbeit beginnt dann meine Übungsstunde :D


    Nur nochmal zum Verständnis: Der Stichlängenhebel ist doch der, oder?


    Alte Pfaff 3.jpg


    Yepp, mit der Rändelschraube kannst Du die Stichlänge durch rein oder rausdrehen begrenzen, der Rückstich ist immer exakt so lange wie der Vorwärtsstich.
    So dann hoffen wir mal, das der Riemen noch ein wenig durchhält, den wirst Du wahrscheinlich demnächst ersetzen müssen.

    m@rtin
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  • Oh, das ist immer so spannend, mit den alten Schätzchen und Martins Fernhilfe :)
    Freu mich auf den Weitergang :applaus:

  • Ohje, das ist schwerer als gedacht. Ich bekomme es nicht hin mit dem Belastungswechsel. Wenn ich den anderen Fuß belaste, bevor der Totpunkt erreicht ist, geht die Maschine rückwärts. Drücke ich noch weiter muss ich noch gut eine Umdrehung mit der Hand machen, bevor ich wieder das Pedal bewegen kann. Mach ich was falsch? :(


    P.S.: woher bekomme ich denn einen neuen Riemen? Meiner ist schon sehr trocken und leicht rissig.

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  • Also mit dem "trampeln" kann ich nur raten, trink ein Bier oder zwei, bzw. einen guten Rotwein und probier es wie beim Fahrradfahren, einfach machen - nicht denken dabei.


    Riemen gibt es oft bei Schustern oder eben Ebay, ca. 2m um die 6-8Euro. Vom alten Riemen die Metallklammer aufheben und mich nochmal anfunken, ich erkläre dann wie du den Riemen richtig anpasst.
    Ansonsten den Riemen nutzen solange er noch hält.

    m@rtin
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  • Puuuh... das ist ganz schön anstregend. So langsam klappt es allerdings schon.


    Mein Problem sind nun folgende 4 Punkte:
    1. Ich muss wohl jetzt schon einen neuen Riemen kaufen. Das Antriebsrad dreht durch.
    2. In dem Bild unter 1. der Kunststoff von dem Rädchen rubbelt sich ab. Das muss wohl auch neu.
    3. In dem Bild unter 2. an einer Stelle sind die Zähnchen des Rades abgenutzt, weshalb es an einer Stelle "springt". Muss das auch erneuert werden?
    4. Während dem Nähen macht die Maschine ab und zu ungute Geräusche. Kann es nicht genau lokalisieren und beschreiben fällt mir auch schwer. Könnte das am Alter liegen?


    Alte Pfaff 4.jpg


    Vielen Dank schonmal für die wirklich tolle Übungsanleitung :)


    Viele Grüße
    Jane

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  • Spulergummi kann man ersetzen, zur Not mit Gummireifen vom Spielzeugauto. (Es soll hier Hobbyschneiderinnen geben, die eine Traktor-Cross-Bereifung benutzen :D)


    Das Spulerzahnrad müßte ich mir genauer ansehen, vielleicht kann man das noch retten bzw. ich finde was in meiner Ersatzteilkiste.


    Die Pfaff kann fast geräuschlos laufen, vermutlich sind da noch einige Drecknester zu beseitigen, normalerweise hört man nur ein Klacken, wenn das Schiffchen seine Richtung ändert.

    m@rtin
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  • *funk funk*
    nach ewigem Warten wegen dem Poststreik oder warum auch immer, ist mein Riemen endlich da.
    Kannst du mir helfen, den Riemen richtig anzupassen? Bei dem neuen Riemen war auch eine neue Klammer dabei. Der Riemen ist 2 m lang.


    Btw ein neues Spulergummi hab ich nun auch. Von dem Spulerzahnrad mach ich morgen noch ein Foto, damit du dir das mal genauer anschauen kannst.


    Vielen, lieben Dank schonmal :)


    LG
    Jane

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