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Neue NähMa für LARP und Zelte gesucht

  • Wenn ich diese Zahlen mit den Scheibendurchmessern meiner Pfaff 130 kombiniere ergibt das 1170 Stiche/Minute bei 0,31 Nm an der Hauptwelle. Ganz übliche Werte.


    Gruß
    Ralf C.


    Moin,


    ich habe gerade eine Pfaff 130 überholt. Die Vorbesitzerin hatte sie gekauft, weil sie mit ihrer elektrischen Maschine beim Zeltenähen nicht durch die Säume kam. Mit der Pfaff 130 sei das kein Problem gewesen. Die Maschine steckte im "Pfaff Schrankmöbel Kl.130 2992 Eiche", das dort verbaute Riemenrad für den Tretantrieb ist mit 30 Zentimetern Durchmesser kleiner als in den Tischen (ca. 37 Zentimeter Durchmesser) mit entsprechenden Vorteilen für das Drehmoment: Bei 120 rpm ergibt sich eine Nähgeschwindigkeit von 522 spm und ein Drehmoment von 2,7 Nm UAN. Pfaff hat die 130 seinerzeit als "Universal-Schnellnähmaschine für Zickzack und geraden Steppstich für Haushalt, Heimarbeit und Gewerbe" beworben und in den Technischen Daten eine Höchststichzahl von 2200 UpM bei einem Kraftbedarf von 1/5 PS angegeben. Im Text präzisiert Pfaff dann ..."für die Hausfrau und Heimarbeiterin, vor allem aber für das Wäsche- und Stoffschneiderinnen-Handwerk, sowie auch für das Kunstgewerbe."


    Hier http://www.billdietrich.me/BoatSewingMachine.html ein paar gesammelte Erfahrungen aus der amerikanischen Segler-Szene. Liebevoll überholte Pfaff 130 werden in den USA zwischen 500 und 1500 USD angeboten. Ob sie zu den Preisen auch verkauft werden weiß ich nicht. In Deutschland werden sie eher als Schüttgut gehandelt.


    Hier http://electricant.net/projects/testing/testing.htm hat jemand Belastungstest mit Nähten gemacht und ausgewertet.


    Bei Pferd.de gibt es auch eine Menge Leute, die sich mit dem Nähen dickerer Materialien beschäftigen. Das Suchwort Nähmaschine brachte im Forum dort 2000 Treffer.


    Ich wollte mal wissen ob man eine entsprechende Leistungssteigerung für sein Geld bekommt, wenn ein höherwertiges Modell kauft. Für die von Janome gebaute n1233/61 ergaben sich diese Werte:
    Janome / Privileg / W6 mechanische Haushaltsnähmaschine
    eingebauter YDK-Anlassermotor 35 Watt
    6000 rpm / 11 mm
    Maschinenscheibe 84 mm
    Nähgeschwindigkeit 790 spm
    UAN: 0,42 Nm


    Für die von Happy gebaute W6 N5000 ergeben sich Stefans Technik inside und den Anbieterhomepages zufolge diese Werte:
    Motor output 54 Watt
    Motor-Handrad-Untersetzung etwa 1:9
    Stichzahl 980/min
    UAN: 0,53 Nm


    Weil die Pfaff 260 so oft als stark und/oder Industriemaschine angeboten und diskutiert wird habe ich auch mal mit den Motordaten gerechnet:
    Pfaff Elte PE 260
    80/45 Watt (guter Wirkungsgrad, aber genau so 45 Watt Ausgangsleistung wie ein schlichter Aspa Tur 2)
    7500 rpm
    Übersetzung zwischen Motorwelle und Handrad etwa 1:4,5
    1600 spm
    UAN: 0,27 Nm


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

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  • Moin, moin,
    Flug schon gebucht? :confused:

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

    Einmal editiert, zuletzt von kledet ()

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  • Ich will ja keine Zelte nähen.


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

  • Naja...


    Aber du könntest das für uns mal testen und dann berichten.. :D ;)
    (Ich mach natürlich nur Spaß.)


    Ich bin ja ein überzeugter Camper. Und ich habe auch ein einigermaßen
    gutes und modernes Zelt aus diesen Funktionsmaterialien. Aber irgend-
    wann näh ich mal eines aus Baumwolle. So wie "früher" aber mit einem
    "modernen" Schnitt. Das wird ein Fest.


    Und bis dahin gucke ich hier, lese und staune.

    Dirk - des Teufels nackter KofferNÄHER 2.0 ...

    (Alt und müffelig.)

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  • Naja...


    Aber du könntest das für uns mal testen und dann berichten.. :D ;)
    (Ich mach natürlich nur Spaß.)



    Wenn das Forum die Reisekosten übernimmt und vorab bezahlt verzichte ich auf das Honorar.


    Über diese Auktion wurde auch bei Leatherworker.net diskutiert. Dort gehört zu den Regulars der Cheftechniker einer Textilfabrikenkette (Gottaknow). IIRC äußerte der angesichts des Maschinenzustandes die Vermutung, dass die guten, noch produktiv einsetzbaren Stücke schon vorab verkauft wurden und hier in der Auktion nur noch die Fegsel zum Verkauf stehen. Das würde erklären, warum so viel leere Halle zu sehen ist und so wenige Maschinen und warum so viele der wenigen verbliebenen Nähmaschinen geöffnet und unvollständig sind. Außerdem äußerte er die Befürchtung, dass ein Betrieb, der den Bach runter geht vielleicht nicht mehr den maximalen Wartungsaufwand betreibt und auch die noch ordentlich aussehenden Maschinen erst mal gründlich überholt werden müssten.


    Darren Brosowski schilderte in einem anderen Thread die Schäden, die an einer jahrzehntelang in einer Fabrik genutzten Pfaff 545 aufgetreten waren. Die Reparatur wäre unwirtschaftlich gewesen. Da auch der neue Besitzer ein erfahrener Profisattler war, waren ihm diese Einschränkungen beim Kauf bewusst und es hat ihn nicht gestört. Die gut nähende Rumpfmaschine war wohl entsprechend billiger.


    Andererseits - ich habe gerade eine 110 Jahre alte Schustermaschine (Singer 29K1) für 60 Euro gekauft, die braucht nur ein paar Kleinteile und näht wie neu. Wäre in diesem Zusammenhang interessant, um Laschen anzunähen oder Reparaturen auszuführen. Man weiß nie, was kommt, muss täglich den Markt beobachten und bei Bedarf schnell im Auto sitzen. Die Kleinteile kommen von einer Adler 30-1, bei der das nicht funktioniert hat ;)


    Gruß
    Ralf C.

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  • Wenn das Forum die Reisekosten übernimmt und vorab bezahlt verzichte ich auf das Honorar.


    Tja. Ich vermute nicht... ;)


    Zitat

    Über diese Auktion wurde auch bei Leatherworker.net diskutiert. Dort gehört zu den Regulars der Cheftechniker einer Textilfabrikenkette (Gottaknow). IIRC äußerte der angesichts des Maschinenzustandes die Vermutung, dass die guten, noch produktiv einsetzbaren Stücke schon vorab verkauft wurden und hier in der Auktion nur noch die Fegsel zum Verkauf stehen. Das würde erklären, warum so viel leere Halle zu sehen ist und so wenige Maschinen...


    Echte Erfahrung ist eben durch nichts zu ersetzen. Dann braucht man gar nicht hinfliegen und spart dem Forum haufenweise Spesen.


    Zitat

    Andererseits - ich habe gerade eine 110 Jahre alte Schustermaschine (Singer 29K1) für 60 Euro gekauft, die braucht nur ein paar Kleinteile und näht wie neu. Wäre in diesem Zusammenhang interessant, um Laschen anzunähen oder Reparaturen auszuführen.


    Glückwunsch!


    Zitat

    Man weiß nie, was kommt, muss täglich den Markt beobachten und bei Bedarf schnell im Auto sitzen. Die Kleinteile kommen von einer Adler 30-1, bei der das nicht funktioniert hat ;)


    :daumen:

    Dirk - des Teufels nackter KofferNÄHER 2.0 ...

    (Alt und müffelig.)

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  • Ich weiß nicht wie ich es sagen soll aber ...Das budget von 250 euro halte ich für völlig utopisch für etwas das solche Materialstärken dauerhaft und sauber verarbeiten und dabei funktionstürchtig bleiben soll.


    Moin,


    ich lese die Preisvorstellung 250 bis 300 Euro bei dieser Art Anfrage relativ häufig, und genau so häufig folgt dann die Einschätzung, dass das Budget zu knapp sei. Bei meinen Motorensuchen in den vergangenen Wochen habe ich parallel mal in den üblichen verdächtigen Portalen geschaut, was Mehrfachtransportmaschinen kosten:


    Pfaff 145 mit Tisch ohne Motor: 100 Euro
    Motoren einzeln ab 15 Euro
    Pfaff 545 H3-6 / 1B LMV mit Tisch und Motor: Unter 230 Euro (Preisvorschlag angenommen)
    Dürkopp Dreifachtransport mit Tisch und Motor: 230 Euro
    Adler 67 (Zweifachtransport): 120 Euro (Sofortkauf)
    Consew (ähnlich Singer 111) mit Tisch und Motor: 250 Euro (willhaben.at)
    Pfaff 145 H2 B (11 mm Füßchenhub) mit Tisch und Motor, viel Zubehör: 250 Euro
    Pfaff 545 mit Tisch und Motor: 350 Euro vom Händler
    Kayser Hobbymatic Heavy Duty (Ober- und Untertransport ähnlich Sailrite): 311 Euro
    Pfaff 145 H3 mit Tisch und Motor: 300 Euro
    Pfaff 145 VR6C GM mit Tisch und Motor: 200 Euro (Norddeutschland)
    Singer 211 mit Tisch und Motor: unter 380 Euro (Preisvorschlag angenommen)
    Adler 20-2 (Ober- und Untertransport) mit Tisch und Motor: 250 Euro
    Adler 4 Langarm mit extra langem zelttauglichen Tisch (Ober- und Untertransport): 250 Euro


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.


  • Moin,


    ich arbeite gerade mit Hochdruck daran, meine Improptu-Nähmaschinenwerkstatt in ein weihnachtstaugliches Wohnzimmer zurückzuverwandeln. Während ich in Archäologenmanier Schicht um Schicht freilege ist ein Notizzettel vom Faltbooteinlagern wieder aufgetaucht.


    Der etwa 40 Jahre alte Sack meines Hammer Robinson 500 besteht aus etwa 0,4 mm dünner Baumwolle. Dies hat sich als zu dünn erwiesen. Der Stoff ist vielfach eingerissen und hat insbesondere Autodachtransporte nicht mehr überstanden.


    Der Sack meines etwa 35 Jahre alten Pouch RZ 85-3 besteht aus 0,7 mm starker Baumwolle mit PVC-Verstärkungen. Entweder haben die sich beim Nähen blöd angestellt oder die Baumwolle ist eingelaufen. Das Gestell passt nicht mehr in den Sack. Die Baumwolle ist an einigen Flecken verhärtet und gebrochen. Verbindungsnähte zwischen dem PVC-Boden und dem Baumweollteil sind gebrochen.


    Der Sack meines gut 50 Jahre alten Klepper Aerius II classic besteht aus 1 mm starker Baumwolle. Ich bin mindestens der dritte Besitzer des Bootes. Allein bei mir hat der Sack gut 15.000 Kilometer auf dem Autodach verbracht. Er passt gut. Er hält gut, auch wenn einzelne kleine Stellen durchgerieben sind. Die Nähte halten, auch wenn einzelne Stiche aufgehen. Ein zehn Jahre jüngerer Sack eines Klepper T9 ist ebenso gut erhalten. Auch die Haut- und Taschensäcke der Klepper haben durchgehalten. An den Ledergriffen kommen inklusive der inneren Gegenstücke Schichtdicken von 7 mm zusammen.


    Ein Bundeswehr-Seesack besteht aus 0,8 mm starker Baumwolle. An den Kappnähten messe ich (nach dem Nähen) 3 mm. Die Gurtbänder sind 3,4 mm dick. Vierlagig Gurt kommt (nach dem Nähen) auf 10,7 mm.



    Fäden.jpg
    Fadenvergleich.jpg


    Ich habe ein Stück Faden aus einer Kleppernaht gezupft und mit anderem hier vorhandenen Fäden verglichen.


    Gruß
    Ralf C.

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  • Moin,


    irgendwie besteht bei mir zwischen Nähen und Einstellen ein unglücklicher Zusammenhang - wenn ich nähe muss ich auch bald wieder einstellen. Was ich dabei gelernt habe: Haushaltsnähmaschinen und ihre größeren Brüder, die Gewerbemaschinen, klemmen die Nadelstange oft nur mit einer einfachen Schraube. Die Stange steckt in einer Führung, und quer durch die Führung drückt dann eine Schraube auf die Stange. Die so erreichbare Klemmkraft ist endlich, und wenn es dann einen Schlag gibt wird die Stange einfach nach oben gehämmert. Schlecht gewartete alte Maschinen vertragen hier manchmal mehr "Schlag" als gut gewartete oder neue, weil über Jahrzehnte eintrocknetes Öl eine enorme Klebkraft entwickeln kann. Zumindest das Losvibrieren der Klemmschraube müsste sich vermindern lassen, wenn eine Schraubensicherung eingesetzt wird wie Loctite.


    Man kann das vielleicht vergleichen mit einem Blatt Papier, das per ausgestrecktem Zeigefinger an eine Wand gehalten wird. Eine Gewerbemaschine mit ihren größeren Schrauben würde dann dem Halten des Papiers mit ausgestrecktem Daumen entsprechen. Maschinen, die für das Nähen schweren Gutes ausdrücklich gedacht sind, nutzen nicht nur größer dimensionierte Bauteile, sondern auch andere Klemmungen: Manschetten umgreifen die Stangen und werden nicht nur von einer, sondern zwei Schrauben zugedrückt. Ähnlich einem Blatt Papier in der geballten Faust. Mir ist das beim Einstellen der Pfaff 145 aufgefallen. Bei der Adler 5 dann konnte ich nichts einstellen, hier hat das Vorkriegsöl seine sichernde Wirkung entfaltet ;) Zum Glück in der richtigen Höhe. Die Singer 29 Schuhmachermaschine (und die ähnlich aufgebauten Adler 30 und andere) wiederum haben einen Bolzen nicht gegen, sondern quer durch die Nadelstange an der definierten Höhe. So lange der Bolzen nicht bricht kann die Nadelstange nirgendwo hin.


    So passen meine Einschätzung "die kann das nähen" und Friedas Erfahrung "die muss dann gewartet werden" wahrscheinlich zusammen. Wer Nadelstangen und Greifer selber einstellen kann ist klar im Vorteil. (Und wer nur glaubt, dass er das kann, kriegt unvermeidbar die nötige Übung ;)


    Gruß
    Ralf C.

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  • Cererum censeo: Pfaff CXXXVIII esset bonum satus.


    Salve
    Ralf C.


    Moin,


    ich habe gestern mit dem Faltboot-Hautschneider Markus Heise telefoniert. Er hat mit einer Pfaff 138 fürs Verdeck und einer Pfaff 545 für die Verbindung von Verdeck und Unterschiff angefangen. Inzwischen ist die 138 durch eine 918 ersetzt: Das ist der Nachnachnachundsoweiterfolger der 138 mit 10 mm Überstichbreite. Mit dieser Maschine näht er etwa 1,5 mm dicke Gummi- und PVC-Planen fürs Unterschiff auf Stoß zusammen. Er verwendet ein baumwollummanteltes Polyestergarn und meint, dass er mit der Verrottungsfestigkeit des Baumwollmantels keine Probleme hätte. Seine ersten Häute von vor 20 Jahren würden immer noch halten. Der Faden würde in Verbindung mit dem Baumwollstoff aber gut dichten. Er hätte sei wegen der deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Jahre und der nach seiner Ansicht durch Produktionsverlagerungen nicht eben gestiegenen Qualität inwischen von Amann- zu Coats-Garn gewechselt.


    Bei der Poucher Boote GmbH verwendet man für das Oberdeck ebenfalls einen Baumwollumspinnzwirn der Stärke 35, für die Hochzeitsnaht einen stärkeren Faden aus reiner Synthetik. Bei Klepper in Rosenheim konnte man spontan nichts zum Thema sagen, ich hätte den Verkauf und nicht die Produktion am Telefon. Kunststück, Klepper hat die Produktion nach Polen verlagert und den dortigen Betrieb zu Stillschweigen verdonnert ;)


    Früher hat Klepper Heise zufolge Baumwollfäden verwendet. Bei Klepper sagte man, früher habe man als Großkunde Spezialanfertigungen in Auftrag geben können und bei Kupfer bekam ich die Auskunft, man habe Klepper mit verschieden dicken Fäden beliefert. Dünneren für oben und dickeren für unten. Genauer konnten sich die Mitarbeiter nicht erinnern.


    Die wasserdichtende Wirkung von WR-Fäden hält Heise für überschätzt, wobei er das Problem vor allem in Kunstfasergeweben sieht. Acrylgewebe und erst recht PVC-Planen seien eher wie eine Folie, die von der Nadel durchstanzt würden und bleibende Löcher bekämen, die unter Zug größer reißen würden. Da könne die WR-Eigenschaft des Fadens dann auch nichts retten. Nahtdichter wären zur Produktion und zur laufenden Wartung nötig. Baumwollstoffe und Gummiplanen dagegen würden sich nach dem Durchstechen wieder schließen und blieben langfristig dicht.


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

  • Moin,


    ich habe ein paar ganz und gar unwissenschaftliche Reißtests gemacht: Ein Stück Faden an beiden Enden zu einer Schlaufe geknotet, ums Tischbein geschlungen, eine Federwaage eingehängt und möglichst gleichmäßig gezogen. Dies sind die letzten Werte, die ich vor dem Reißen ablesen konnte:


    Baumwollobergarn, merceresiert vom Discounter: 400 Gramm
    Gütermann Allesnäher: 500 Gramm
    Amann Saba 100: 600 Gramm
    Faden aus 300g/m2 Polyacrylgewebe: 600 Gramm
    Lidl Overlockgarn: 650 Gramm
    Troja: 650 Gramm
    Rhenania Seidenersatz Sechsfach 10: 1100 Gramm
    Amann Rasant 50: 1100 Gramm
    Leinenzwirn 30/2: 1500 Gramm
    Sternchenzwirn 30/3: 1700 Gramm
    Gütermann Polyester Jeansgarn: 2000 Gramm
    Gütermann M782: 2100 Gramm
    Amann Saba 30: 2200 Gramm
    Amann Serafil 30: 2700 Gramm
    Amann Serafil 20: 3200 Gramm
    Forellengarn 12: 3500 Gramm
    Tytan 20 WR: 5200 Gramm


    Gerissen ist der Faden immer am einteiligen Stück, nie an der Schlaufe oder am Knoten. Keine dieser Zahlen entspricht dem, was ich an anderen Stellen über die Reißfestigkeit von Garnen gefunden habe; meine Werte liegen durch die Bank deutlich niedriger. Tytan 20 WR kann ich für den halben Preis von Amann Serafil 20 WR kaufen. Soweit ist das Ergebnis für mich eindeutig ;)


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

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  • So passen meine Einschätzung "die kann das nähen" und Friedas Erfahrung "die muss dann gewartet werden" wahrscheinlich zusammen. Wer Nadelstangen und Greifer selber einstellen kann ist klar im Vorteil. (Und wer nur glaubt, dass er das kann, kriegt unvermeidbar die nötige Übung ;)


    Mit anderen Worten: wer nur Näher ist und nicht auch noch "Schrauber", der wird seine liebe Mühe mit dem Unterfangen haben (oder sehr viele Besuche beim Nähmaschinenmechaniker) ;)

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  • ich habe ein paar ganz und gar unwissenschaftliche Reißtests gemacht: Ein Stück Faden an beiden Enden zu einer Schlaufe geknotet, ums Tischbein geschlungen, eine Federwaage eingehängt und möglichst gleichmäßig gezogen.


    Moin,


    zur Reißfestigkeit von Naht und Faden gibt es auch ein paar mehr oder weniger wissenschaftlichere Untersuchungen.


    Gruß Ralf C.


    Executive Summary: 30er Polyester Endlosfilamentgarn mit 110er Nadel und 3 mm Stichlänge. Garnrolle und Nahtbereich eventuell mit Silikonöl besprühen. Eher langsam nähen.



    Vor ziemlich genau 100 Jahren durfte sich das nähende Gewerbe über einen Geschwindigkeitsschub freuen: "Auf einer Nähmaschine neuester Bauart kann man 1500 Stiche (pro Minute) ausführen, mit Motorantrieb sogar 3-4000.", heißt es im Büchlein "Maschinenähen" von G.Behrendsen aus dem Berliner Springer-Verlag im Jahr 1916. Wenn also eine Geradstichmaschine wie die Brother PQ 1500 als industrieller Schnellnäher beworben oder empfohlen werden oder eine Janome DBX 1600 mit "Sie haben die Nähge- schwindigkeit industrieller Nähansprüche" (O-Ton Janome-Homepage), dann ist das Stand der Technik vor dem 1. Weltkrieg mit Fußantrieb. Als Beispiel für die damaligen Renner nennt ismacs.net die Singer Klasse 95 https://www.youtube.com/watch?v=gkzafincw9k und Albert Gieseler http://www.albert-gieseler.de/…irmen0/firmadet5627.shtml die Pfaff Klasse 101 und 102 mit Doppelumlaufgreifer. Beide von 1912 und mit 3500 Stichen/Minute.


    Bevor die Industrie diesen Gedanken weiter verfolgen konnte - wenn man mit einem Doppelumlaufgreifer doppelt so schnell nähen kann; wie schnell kann man dann mit einem Drei-, Vier-, oder Fünffachumlaufgreifer nähen? - kamen ihr der Erste und Zweite Weltkrieg dazwischen mit den aus Mangel an Naturseide entwickelten Kunstfasern und einem neuen Problem: Wenn man Kunstfasern mit hoher Nähgeschwindigkeit kombiniert schmelzen die Fäden durch die Reibungswärme. Wie man diesen Spagat schafft ohne die Grätsche zu machen wird spätestens seit den 50er Jahren wissenschaftlich untersucht:


    2010 haben ein paar Bremer Schüler für Jugend forscht die Reißfestigkeit von Garn untersucht. Ihr Ergebnis: Die Festigkeit steigt proportional zur Zahl der Garnfäden. Parallele Fäden sind fester als verzwirbelte Fäden und nasse Fäden verlieren Festigkeit; Ausnahme Baumwolle, die nass eher zugfester wird. http://www.dgzfp.de/Portals/24…fassung%20Bremen_Nord.pdf "Effect of thread structure and lubrication ratio on seam properties" von B. Merica & A. Durmaz vom Department of Textile Engineering, Faculty of Engineering and Architecture, Uludag University, Bursa, Turkey bestätigt die Schülerergebnisse, dass der Faden um so schneller reißt, je stärker er vedrillt ist. Weitere Erkenntnis: Die Stärke der Fadenölung wirkt sich nicht auf Reiß- oder Nahtfestigkeit aus.


    Bei Sailrite und anderen Händlern gibt es ein "All purpose Sewer's Aid" für etwa 6 USD für die halbe Unze (15 Gramm). Das Gute bei Sailrite als Anbieter ist, dass sie auf ihrer Homepage auch den Material Safety Data Sheet verlinken. Silikonöl. Gibt's bei Aldi 200 ml für 1 Euro. Amazon-Rezensenten berichten, wie ein paar Tropfen davon auf Omas alter Garnrolle verteilt den versprödeten Faden wieder unproblematisch nähbar machen.


    Das Journal of Textile and Apparel, Technology and Management der NC-State University hat in seiner Ausgabe Volume 7, Issue 2, Fall 2011 eine Studie zur Reißfestigkeit von Nähfäden veröfffentlicht: Danach sind Umspinnzwirne weniger belastbar als gleich dicke glatte Garne, und zwar um so weniger, je stärker der Anteil des Umspinnens am Gesamtfaden wird. Umsponnen wird mit Stapelfaden, die sich bei Verarbeitung und im Nähgut vom Kernfaden abreiben und damit die Naht schwächen. Reibungspunkte sind besonders die Fadenknoten der Naht. Eine weitere Schwächung ergibt sich daraus, dass die Fäden der Kernfilamente beim Umspinnen aus der parallelen Anordnung verdreht werden.
    Bei Bonded und Monochordfäden schützt eine Beschichtung die einzelnen Fasern vor dem Aufdrehen. Die Fäden sind reißfester, aber weniger biegsam. Im Querschnitt eines solchen Faden finden sich etwa 95 Prozent Garn und 5 Prozent Beschichtung. Bei gleicher Garnstärke ist der Faden damit geringfügig dicker.
    Zwirne sind weniger reißfest als vergleichbar dicke Umspinnzwirne oder Endlosfilamentfäden.


    Eine Studie des Indian Institut of Thechnology, Delhi, "Effect of Workwear Fabric Characteristics on the Changes in Tensile Properties of Sewing Threads after Sewing " verglich 75er Baumwollfäden, Polysterstapelfäden, Polyester-Baumwollumspinnzwirn (wie Amann Rasant) und Poly-Poly-Umspinnzwirn (wie Amann Saba) mit 100er Nadel und 3,2-mm-Stichen (8/inch). Spulenfadenspannung war 50 cN, Nadelfadenspannung etwa 150 cN.
    Dabei erwies sich reine Baumwolle als schwächster Faden, gefolgt vom ähnlich schwachen Stapel-Polyester, dem gut ein Drittel stärkeren Poly-Cotton Umspinnzwirn und mit deutlicher Führung fast zwei Drittel stärker der Poly-Poly-Umspinnzwirn. Der Baumwollfaden verlor auch durch das bloße Vernähen ein Drittel seiner Festigkeit; die anderen Fäden bewegten sich im Bereich weniger Prozentpunkte Verlust. Ebenfalls deutlich: Baumwolle hatte unter Belastung die geringste Elastizität: Poly-Poly dehnte sich vier mal so stark, bevor der Faden riss. Eindrucksvoll die Elektronenmikroskopfotos der belasteten Fäden.


    Schmetz hat einige Infos online zur Nadelhaltbarkeit: http://www.schmetzneedles.com/all-about-needles/ und empfiehlt, bei größeren Projekten den Nadelzustand stündlich zu kontrollieren. Titannitritbeschichtete Nadeln erzeugen weniger Reibung und verschleißen langsamer, Nadelgeometrien wie Serv7 oder Serv 100 erleichtern das Nähen in dickem Material und Nadeln mit kombinierter Rund-Schneidspitze (SD1) erleichtern das das Nähen von Planen oder dickem Material. Kleiner Nachteil: Die Kombination produziert Schmetz nicht in einer Nadel ;) Für mittlere und schwere Gewebe wie Zeltplanen und für beschichtetes Material wie Lkw-Plane empfiehlt Schmetz Nadeln mit Rundspitze. http://www.schmetz.com/cache/d…126222a53c2131b33e567.pdf Diese Empfehlung fand sich auch schon vor 50 Jahren in der Bedienungsanleitung der Pfaff 145. Mitglied shoepatcher bei Leatherworker.net arbeitet für den Sportartikelhersteller Vaughn Custom Sports in Michigan. Er berichtet, dass Nadelbrüche um 50 Prozent zurückgegangen seien, seit sie titanbeschichtete Nadeln von Organ oder Groz-Beckert verwenden. Von Schmetz gäbe es keine (in ihren Größen). Einige Näherinnen würden allerdings auch ausdrücklich Schmetz-Chromnadeln bevorzugen.


    Metal 2007 berichtet unter dem Titel "INFLUENCE OF SURFACE TREATMENTS MECHANICAL SEWING NEEDLES ON QUALITY OF THE STITCHES " über eine Studie von JANA ZOUHAROVÁ vom Departament of Engineering Technology, Section of Engineering Metallurgy, Technical university of Libere. Tschechien.
    Getestet wurde mit einer Minerva-Nähmaschine bei 2800 spm an einer 134/90 Nadel mit 2-mm-Stichen. Gemessen wurde die Festigkeit der Nahtschlaufen nach unterschiedlichen Einsatzzeiten. Fazit: Titan-Nitrid-Beschichtungen und Chrombeschichtungen haben sich am besten bewährt. Teflonbeschichtete Nadeln litten unter großem, mit bloßem Auge sichtbaren Oberflächenabrieb schon nach kurzer Nutzungszeit von einer Arbeitsschicht.
    Anmerkung: Leatherworker.net-User Gottaknow ist Chefmechaniker des US-Kleidungsherstellers CC Filson. Er berichtet, dass seine Näher die Nadeln zwei mal pro Schicht wechseln sollen.



    Von Amanns Schriften kommt meiner Meinung nach diese dem Zeltnähen am nächsten: http://www.amann.com/fileadmin…hneidetechnik_boot_DE.pdf
    Eine Erhöhung der Stichdichte um einen Stich pro Zentimeter erhöht die Naht-Querreißfestigkeit um etwa 25 bis 30 Prozent. Gleichzeitig steigt die Nahtelastizität durch die größere Fadenmenge im Stoff. Die Wahl einer größeren Fadendicke erhöht die Naht-Querreißfestigkeit ebenfalls spürbar, von Saba 150 bis Saba 80 verdoppelt sich die Festigkeit etwa. Bei der Scheuerfestigkeit gibt es eine kontinuierliche Steigerung von Baumwollzwirn über Polyesterschnittstapelzwirn, Baumwoll-Polyester-Umspinnzwirn zum Poly-Multifilamentzwirn, der fünf mal so scheuerfest ist wie Baumwollzwirn. Und dann kommt Polyamid-Multifilamentzwirn, der 27 mal so scheuerfest ist wie Baumwollzwirn, aber wie Amann an anderer Stelle schreibt nicht für Außeneinsätze geeignet. http://www.amann.com/en/news/p…y-press-detail/?tx_ttnews[tt_news]=427&cHash=61ca31aee6a2b13135eba45c1e364c58


    Bei der Verwendung von Amann Rasant muss man offenbar aufpassen, weil der Garnkern aus verschiedenen Materialien bestehen kann. Bei der Frage nach der Reißfestigkeit hatte ich ein kabarettreifes Gespräch mit Amann und kam nicht über die Telefonistin hinaus. Wer "Höchste Belastbarkeit und edle Optik - die perfekte Verbindung für Ihre Naht. Rasant-Oxella bietet durch sein poliertes Finish einen edlen, matten Schimmer. Dadurch erfüllt Rasant-Oxella höchste optische Ansprüche und überzeugt gleichzeitig durch Funktionalität in besonders beanspruchten Anwendungsbereichen." googelt findet aber Produktdatenblätter. Die meisten Rasants bestehen demnach aus Baumwolle/Polyester und eignen sich bedingt (Farbumschläge möglich) für den Außenbereich, andere bestehen aus Baumwolle/Polyamid und werden ausdrücklich nur für den Innenbereich empfohlen, zum Beispiel Rasant 30. Für Zelte und Planen empfiehlt Amann Rasant Oxella 20.
    In der Broschüre http://www.amann.com/fileadmin…_schuhe_lederwaren_DE.pdf räumt Amann mit dem Gerücht auf, durch richtige Fadenwahl könne man eine Naht wasserdicht bekommen. Wer das will muss Amann zufolge Nahtdichter verwenden. Coats ist diesbezüglich optimistischer. Die - sagen wir mal freundlich - modern gestaltete Homepage von Coats wirkt auf mich wie ein Interview mit Doro Pesch: Viel echt irgendwie total, nicht? Action und keinerlei verwertbare Informationen. Ein Ebayhändler schreibt: "Coats Dual Duty WR Nähfaden wurde mit einer speziellen wasserabstoßenden Ausrüstung versehen, die den Kapillareffekt verhindert und somit auch die Wasseraufnahme durch den Nähfaden. Wird beim Nähvorgang die vorschriftsmäßige Spannung verwendet, wird Wassertransport durch das Nadeleinstichloch ausgeschlossen." Die Reißfestigkeit von Coats Dual Duty WR 30 gibt er mit 3800 Gramm an, die Dehnfähigkeit mit etwa 20 Prozent und "die spezielle Lubrikation sorgt für ein gleichmäßiges und störungsfreies Nähen".
    The Thread Exchange weist darauf hin, dass einige kapillarhemmende WR-Ausstattungen die Abriebfestigkeit der Fäden vermindern können und rät dazu, diese Fäden nur mit großer Spannung zu verarbeiten, so dass sie in die Materialoberfläche eingezogen und dadurch geschützt werden: http://www.thethreadexchange.com/miva/merchant.mvc?Screen=CTGY&Category_Code=polyester-thread-information

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

  • Der amerikanische Händler The Thread Exchange hat eine Anwendungstabelle erarbeitet von Getreidesäcken bis zu Katzenhalsbändern. Dabei kommt Size 92 (etwa unsere Fadenstärke 30) als universeller Faden gut weg. Damit lässt sich fast alles nähen, außer schweren Sattleranwendungen, Großsegeln und Zirkuszelten oder Trampolinen. 30er Faden passt nach meinen Erfahrungen gut durch eine Jeansnadel Größe 100 oder 110. http://www.thethreadexchange.com/miva/merchant.mvc?Screen=CTGY&Category_Code=polyester-thread-size-guide
    Die hier enthaltene Gegenüberstellung von Stoffdicke und Garndicke http://www.thethreadexchange.com/miva/merchant.mvc?Screen=CTGY&Category_Code=polyester-thread-information sieht 30er Fäden bis zu einem Stoffgewicht von 475 Gramm/m2 als geeignet an.


    Die Lindemann KG empfiehlt in dieser Tuchgewichtsklasse für Segel bereits 12er Garn: https://www.lindemann-kg.de/de…%20Maschinen-N%C3%A4hgarn
    Die Reißfestigkeit von Kunstfasergarn wird in EN 12590:1999 definiert. Kostet aber gut 70 Euro, da mal reinzuschauen.
    Die Segelmacherin und Journalistin Anette Bengelsdorf hat launig aufgeschrieben, wann ein Tuch hinüber ist. http://anette-bengelsdorf.de/verstrahlt-verbeult-verbraucht/


    http://www.fibre2fashion.com/i…nt-of-sewing-threads1.asp schafft in sieben Zeilen den Zeitsprung von Höhlenmenschen, die Fellfasern zwischen den Händen zum Fäden verzwirbelten zu modernen Kunststoffgarnen und gibt als Faustregel: Das Öhr macht üblicherweise 40 Prozent des Nadeldurchmessers aus und der Faden sollte nicht mehr als 60 Prozent des Öhrs ausfüllen. Für eine 140er Nadel kämen damit Fäden bis zu 0,33 mm Durchmesser in Frage, für eine 110er Nadel Fäden mit 0,25 mm Durchmesser. Der Text enthält viel verständlich geschriebene Garnerklärung und auf Seite Seite 7 die Aussage, dass natürliche Pigmente, Pektine und Wachse einen guten UV-Schutz darstellen.


    Im "Handbook of Technical Textiles" herausgegeben von A. Richard Horrocks,Subhash C. Anand schreiben die Autoren, dass Polyestergewebe nicht mehr als 60 Prozent der Bruchfestigkeit als Dauerbelastung verträgt und dass genähte Verbindungen nur selten mehr als 30 Prozent der Reißfestigkeit des Schussfaden erreichen (Seite 366) Leichte Gewebe könnten mit einer dem Gewebe gleichenden Festigkeit genäht werden. Je fester aber das Gewebe selbst sei, desto größer sei der prozentuale Festigkeitverlust bei einer Nahtverbindung. Geklebte Verbindungen dagegen könnten auch bei Schwergewebe 100 Prozent der Gewebefestigkeit erreichen.


    Im Buch "Interior Textiles: Design and Developments" herausgegeben von T. Rowe wird auf Seite 147 eine Untersuchung der Nahtfestigkeit in Relation zur Stichdichte beschrieben. Anhand von Autositzbezügen haben Ujevic und Kovacevic mit 3, 4 und 5 Stichen pro Zentimeter experimentiert. Bei einigen Bezügen wie Leder und Kunstleder haben dabei die dichteren Stichfolgen nicht zu mehr Nahtfestigkeit sondern zu mehr Perforation des Nähgutes geführt. Für diese Art Material hat sich eine Stichdichtenuntergrenze von 4 Stichen pro Zentimeter als praktisch erwiesen.
    Für Polsterarbeiten werden Nadelstärken von 100 bis 150 verwendet.
    Untersuchungen der Rhein-Nadel Nadelfabrik Aachen haben ergeben, dass in der Nadel Temperaturen von bis zu 300 Grad Celsius erreicht werden und dass 130 Grad eine kritische Grenze darstellen. Darüber trägt der Faden zur Hitzeverbreitung bei. Untersuchungen von Liasi et al. haben ergeben, dass auch bei angewendeter Luftkühlung Nadeltemperaturen hoch genug werden können um den Faden durchzuschmelzen. Mögliche Abhilfe nach Michael et al. sind Fadenschmierung, das Anfreuchten des Nähgutes mit Gleitmitteln, das Sprühen eines Luft/Silikongemisches auf die Nadel und eine Verminderung der Nähgeschwindigkeit. Eine Temperaturreduktion von 10 bis 15 Prozent konnte durch einen schnellen Wechsel von Näh- und Pausenphasen erreicht werden. Faden- und Nähgutölung haben sich bezüglich der Kühlung als nicht effektiv erwiesen. Luftkühlung war effektiv. Durch die Kombination der Maßnahmen konnte die Nadeltemperatur bei 4000 Stichen/Minute von 371 auf 149 Grad Celsius vermindert werden.


    International Journal of Mining, Metallurgy & Mechanical Engineering (IJMMME) Volume 3, Issue 3 (2015) ISSN 2320–4060 (Online) "Effect of Process Parameters on Tensile Properties of Threads during High Speed Lockstitch Sewing" von Vinay Kumar Midha, and Vaibhav Gupta beschreibt, dass der Spulenfaden weniger belastet wird als der Nadelfaden, der 50 bis 80 Reibungsstellen passieren muss. Der Spulenfaden könne deshalb bei gleicher Nahtfestigkeit etwas dünner gewählt werden.
    Mit zunehmender Dicke des Nähgutes bewegt sich der Nadelfaden weniger und wird deshalb weniger strapaziert, bei fünf und mehr Schichten wird dies jedoch mehr als ausgeglichen durch die zunehmende Reibung des Faden im Nähgut. Bei größeren Nadeldicken steigt die notwendige Penetrationskraft und und in der Folge steigt auch die Nadeltemperatur mit negativen Folgen für Faden- und Nahtfestigkeit. Hier sind Baumwollfäden gegenüber Polyesterfäden im Vorteil, weil die Baumwolle temperaturfester ist. Eine Erhöhung der Stichdichte dagegen beeinflusst Polyesterfaden nicht negativ.


    FIBRES & TEXTILES in Eastern Europe 2014, Vol. 22 berichtet über eine Untersuchung der Faculty of Technical Education, Department of Textile Education, Marmara University von Vedat Dal, Mahmut Kayar, Engin Akçagün: Examination of the Effects of the Physical Properties of Woven Fabrics on the Heating of Sewing Machine Needles
    Verwendet wurde eine Juki DDL 9000A-SS aus Japan mit einfachem Stepstich bei 3500 Stichen/Minute, 80er Nadel und 2 mm Stichlänge. 2 Lagen Nahtgut wurden ohne Faden "genäht", weil der Faden Hitze abführen würde und Reibungshitze hinzufügen. Bei einem Anstieg der Materialstärke von 130 Gramm/m2 auf 380 Gramm/m2 stieg durch die Penetration die Nadeltemperatur von 68 auf 104 Grad - gleichermaßen für Wolle und Baumwolle. Unterschiedliche Webarten hatten einen zu vernachlässigenden Einfluss.


    The Research Journal of the Costume Culture Vol.21 No.6 pp.967-973, berichtet unter dem Titel "Dynamics of lockstitch sewing process" über eine Untersuchung des Dept. of Textile Technology, Dr B R Ambedkar National Institute of Technology, Jalandhar 144011, India von Vinay Kumar Midha†, A. Mukhopadhyay, R. Chattopadhyay*, V. K. Kothari*: Die höchste Belastung des Nadelfaden tritt demnach auf, wenn der Fadenhebel den Stich zuzieht und gleichzeitig den Fadenvorrat für den nächsten Stich durch die Spannungsscheiben zieht, woraufhin der Faden schon mit einer um bis zu 40 Prozent reduzierten Reißfestigkeit in die eigentliche Stichbildung geht.
    Danach trifft der Faden auf eine Nadel, die binnen 3 Sekunden Maschinenlaufzeit auf 300 bis 350 Grad am Öhr erhitzt wurde. Diese Hitze schwächt die Stabilität und Härte der Nadel und lässt sie leichter verbiegen und brechen. Geschmolzene Fasern besonders aus dem Randbereich rauer Fäden können auch am Öhr anschmelzen, dessen Rauigkeit und damit Reibung und Temperaturanstieg erhöhen.
    Dynamische Belastungen schwächen Faden abhängig von dessen Dicke: Tex 30 Faden (metrisch etwa 100) wird um 12 % geschwächt, Tex 40 Faden (metrisch etwa 75) um 27 % und Tex 60 (metrisch etwa 50) Faden um 43 %. Das Durchqueren von Nadelöhr und Gewebe strapaziert den Nadelfaden vergleichsweise wenig, der scharfe Knick um den Spulenfaden beeinträchtigt den Faden um so mehr, je feiner er ist wegen des entsprechend kleineren Radius.


    "EXPERIMENTAL TECHNIQUES FOR MEASURING SEWING NEEDLE TEMPERATURE" von Adnan MAZARI, Antonin HAVELKA, Lubos HES von der Technical University of Liberec, Faculty of Textile Engineering, Department of Textile Clothing, Czech Republic und Technical University of Liberec, Faculty of Textile Engineering, Department of Textile Evaluation, Czech Republic
    zeigt anhand von in die Nadel eingebauten Temperatursensoren, dass beim Industriellen nähen bei 4000 Stichen/Minute die Nadeltemperatur etwa doppelt so hoch ist wie beim Nähen mit Haushaltsmaschinentempo von 900 Stichen/Minute. Die Nadeltemperatur steigt während der ersten 30 Sekunden gleichmäßig an und stabilisiert sich daraufhin. Bei 60 Sekunden Nähbetrieb ist kaum weiterer Anstieg zu verzeichnen.


    G. Gehrendsen, ihres Zeichens Lehrerin an der Königlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen in Potsdam, hatten dann auch noch ein paar praktische Tipps für "die Wahl des Nähgarns und der Nadel":
    Die Stärke des Nähgarns richtet sich nach der Stärke des Gewebes: Baumwollstoffe - die Stärke des Nähfadens soll mit der des Schussfadens übereinstimmen. Zum Vergleich zieht man einen Schussfaden vom Stoff ab. Leinenstoffe: Der Nähfaden soll etwas feiner sein als der Schussfaden.
    Die Stichgröße richtet sich nach der Stärke der Webefäden des Stoffes, welchen man verarbeitet. Für Wäschestoffe stelle man die Stichlänge gleich der Breite von 3-5 Webefäden ein.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

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  • Gibt's doch schon so viele. Also: Fachbücher zum Thema, nicht Bücher von mir. Aber bei rund 200 Euro/Buch - wer liest die?


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

  • Moin,


    Merilli schrieb in einem anderen Thread, sie käme aus Ost Holstein.


    Da verschenkt doch ein lieber Mensch in Stockelsdorf per Ebay Kleinanzeigen eine Pfaff 138...


    Gruß
    Ralf C.

    Nähmaschinen sind wie Raubtiere; man kann sie nicht bezwingen, aber wenn man sie geduldig beobachtet kann man mit ihnen auskommen.

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